Kapitel 15

211 37 95
                                    

„Jaaa??", schrie ich ihn an, doch ich legte sofort meine Hand auf den Mund, bevor einer der Wachen mich bemerken konnte. Hinter der Kuppel war ich in Sicherheit und keiner konnte diese durchbrechen, der nicht zu uns gehörte.

„Nein, naja, ja. Ich bevorzuge die Beschreibung: Schattenengel", kam es zögernd aus ihm heraus.

„Also bist du einer der furchtbaren Schattengestalten, Dämon, was auch immer ... die uns vor ein paar Tagen in den Tod stürzen wollten oder nicht?", mein Mund blieb mir noch immer offen stehen. Wer zum Henker war er, denn Tilonas hatte mir noch nie von einem Schattenengel erzählt.

„Nein, so eine Gestalt bin ich nicht", hielt er sich mit seiner Antwort kurz.

„Und wieso kannst du nicht durch die Kuppel, wenn du keiner von ihnen bist?", sagte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust. Mein Körper war angespannt, wer oder was saß da hinter der Kuppel und sprach gerade mit mir?

„Weil ich auch keiner von euch bin. Ich bestehe nicht aus reinem Licht", erwiderte er.

„Aus was dann ...?" Für ihn mussten diese Fragen absolut lächerlich klingen, doch wie sollte ich es auch besser wissen können?

„Wie der Name schon sagt, aus Schatten."

„Und wieso willst du den totalen Weltuntergang nicht? Ich komm nicht mehr mit." Bei den vielen verwirrenden Fragen und Antworten dröhnte mein Kopf wiederum und verpasste mir einen leichten Druck auf meine Stirn. Alles schien von Tag zu Tag komplizierter zu werden. Wie sollte ich nun das verstehen? Es gab auch noch etwas zwischen Engel und Schattengestalten? Also sprich, Schattenengel?

„Die Schattendämonen, die du vorgestern gesehen hattest, waren angetrieben von purem Hass, die Welt zu zerstören. Ich will nur das Gleichgewicht aufrechterhalten", erklärte er mit einer lockeren Stimmlage.

„Also kein Hass? Keine Zerstörung?"

„Nee und du?"

„Bestimmt nicht", kam es empört aus mir heraus. Er lachte bei meiner Bemerkung laut auf. Als ich sein herzliches, aber trockenes Lachen hörte, wurde mir sofort etwas warm ums Herz, was mich leicht ausatmen ließ und ich mich innerlich mehr entspannte.

„Wie heißt du?"

„Ich heiße Mayra und wer bist du?", fragte ich und setzte mich im Schneidersitz auf die grüne Wiese. Ich wollte schließlich nicht, dass mich die Wachen entdeckten und in den Turm sperren würden. Vielleicht war ich ja auch nur paranoid.

„Alle nennen mich ... ‚O'", antwortete er mit einer kurzen Pause dazwischen. Seltsamer Spitzname, aber etwas Vertrautes und Bekanntes schien dieser ‚O' an sich zu haben, das mich hier auf der Wiese gelassen sitzen ließ. Dasselbe Gefühl hatte ich auch bei Tilonas und dem Typ in der Bar, dem ich hinterherjagte.

„Okay, ‚O'. Und was hast du jetzt vor? Du kannst ja da draußen nicht ganz allein bleiben. Wie sehen Schattenengel überhaupt aus?"

„Ich habe versucht, mich euch anzuschließen, doch ich komme nicht durch die Barriere. Den letzten Tag habe ich damit verbracht, andere Schattenengel zu finden. Doch vergebens. Die meisten sind zu Dämonen geworden oder haben, ... sind verschwunden", meinte er zum Schluss etwas zurückhaltend, „Ein Schattenengel sieht beinahe so aus wie ein Engel des Lichts. Aber was genau der Unterschied ist, wirst du noch erfahren, okay?"

„Okay! Und was hast du jetzt vor?"

„Ich weiß es leider nicht. Hoffen, dass ich mich euch anschließen kann", ich konnte seine Hoffnung in den Worten mitschwingen hören, doch ich sah nichts als goldenes Licht vor mir. Keine Umrisse oder Silhouette, um annähernd ein Bild von ihm zu bekommen.

ZARTHs Krieger - Gefangen zwischen Licht und SchattenTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon