Kapitel 21

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Josie rannte mir nach und wollte mit mir darüber sprechen, was gerade im Besprechungszimmer vorgefallen war. Ich wollte den positiven Zuspruch nicht hören. Tilonas würde in diesem Lager abgeschlachtet werden. Ich sah es vor meinem inneren Auge. Es war eine Falle. Ich spürte es förmlich in meinem Herzen brennen. War er noch ganz bei Trost, sich in diese Mission zu stürzen? Es musste noch einen Weg geben, um an die Schwerter zu gelangen. Vielleicht würden sie ja bei ihrer weiteren Planung auf eine andere Option stoßen als die, Tilonas in das Gebäude zu schleusen.

Im Hauptsaal unten angekommen, ging ich sofort zum südlichen Wandgemälde von Philomena, öffnete die Tür und stürmte hoch in mein Zimmer. Josie war mir immer noch mit jedem Schritt auf den Fersen. Bei meinem Zimmer angekommen, knallte ich die Türe zu und warf mich mit Tränen übergossen auf das Bett.

Sie klopfte sanft und trat herein.

„Mayra, Tilonas ist ein begabter Kämpfer. Ihm wird bestimmt nichts geschehen. Sie planen bestimmt gerade einen Masterplan", während sie sprach, setzte sie sich an die Bettkante und streichelte tröstend meinen Rücken.

„Wenn ich das letzte Mal nicht gewesen wäre, dann wären wir jetzt alle verloren. Auch Tilonas. Ich kann ihn dort nicht beschützen!", murmelte ich in mein Kopfkissen hinein.

„Das musst du auch nicht, Mayra. Er wird es schaffen. Glaub mir."

Ich schluchzte und setzte mich auf. Josie saß immer noch am Bettrand und sah mich mitfühlend an. Ich konnte ihr keine Antwort geben, denn ich fühlte es nicht in mir, dass das ein gutes Ende haben konnte. Tränen flossen immer noch über meine Wangen und ich konnte sie nicht stoppen. Mein Magen zog sich bei der Vorstellung zusammen, ihn zu verabschieden und im Ungewissen zu bleiben, ob er je zurückkommen würde. Ich hatte solche Angst um Tilonas. Wieso konnte ich das nicht machen?

„Ich könnte es genauso schaffen, Josie", sagte ich trotzig, dennoch von mir selbst überzeugt.

„Ja, sicher. Aber denk mal nach. Was ist, wenn sie dich entdecken? Konntest du dich beim Überfall der Schattengestalten wehren? NEIN. Tilonas schon. Darum muss er gehen."

„Ja, da hast du recht. Ich hab nur Angst, dass ihm was zustößt", wimmerte ich. Mein Körper bebte, doch meine Tränen konnte ich wieder etwas bändigen.

„Ich weiß Mayra." Sie öffnete ihre Arme zu einer Umarmung und ich drückte mich fest an sie. Seit wir uns damals vor gut drei Jahren im Studium begegnet waren, waren wir die besten Freundinnen. Gruppendynamisch wurden wir von unseren Mitstudierenden bereits als 'Dyade' bezeichnet. Das waren zwei Mädels, die es nur im Doppelpack gab und kaum voneinander zu trennen waren. Das traf auf Josie und mich zu. Wir hatten uns nur getrennt, wenn wir unterschiedliche Kurse besucht hatten, doch in unseren Pausen hatten wir uns immer an unserem Tisch getroffen und hatten den neusten Tratsch ausgetauscht. Josie war immer optimistisch und sah das Gute in all den Dingen. Sie wusste genau, wie sie mich aufheitern konnte, als auch umgekehrt natürlich. Der Gedanke an unser Studium schien nun so weit weg zu sein. Ich wünschte mir die Normalität sehnlichst zurück.

Josie und ich verbrachten den restlichen Abend noch gemeinsam und ich war wirklich froh, dass sie mich von meinen negativen Gedanken etwas ablenken konnte.

Nachdem Josie den Raum verlassen hatte, machte ich mich gerade zum Schlafengehen bereit, da klopfte es an der Tür. Schnell streifte ich mir ein viel zu groß geschnittenes T-Shirt und eine verwaschene Jogginghose über, die ich von der Altkleidersammlung unten ergattert hatte. In der Nacht war es hier drinnen ganz schön kalt. Ich vermutete, Josie hatte noch etwas vergessen. Aber es war jemand anderes, der mich zu später Stunde überraschenderweise besuchte.

„Darf ich reinkommen?" Es war Tilonas.

„Ja, komm rein."

Sachte öffnete er die Türe und blieb darin stehen. Ich ging auf das Bett zu und setzte mich darauf.

ZARTHs Krieger - Gefangen zwischen Licht und SchattenWhere stories live. Discover now