ZARTHs Krieger - Gefangen zwischen Licht und Schatten

Kapitel 1 (Teil 2)

Fortsetzung...

„Komm Josie, geh du zuerst! Ich mach ein paar coole Fotos von dir", ermunterte ich sie und deutete auf die erste Statue.

„Bestimmt nicht! Keine Fotos", lehnte Josie kopfschüttelnd ab.

„Ach komm schon. Ich wette, in zwei Jahren lachen wir über diesen Moment. Genauso wie über unser ‚Du bist verhaftet wegen sexy' Video", zwinkerte ich ihr zu und streifte eine hellbraune Haarsträhne aus meinem Gesicht. Dieses Video war vor circa zwei Jahren entstanden, als wir uns nach einer stressigen Prüfungsphase beim Studium endlich etwas Spaß hatten gönnen dürfen. Vor unserer Reise nach Rom war Josie ganz zufällig darauf gestoßen, als sie ihren Laptop aus der Steinzeit entmistet hatte. Zwar war das Video wenige Sekunden lang, doch nur in diesem kurzen Abschnitt hatte man sehen können, welche Lebensfreude in uns geblüht hatte. Ich konnte es nicht fassen, dass bereits so viel Zeit vergangen war. Bald hatten wir unseren Abschluss in der Tasche und würden in die Welt ziehen. Bisher wusste ich immer noch nicht, welchen Weg ich wohl einschlagen würde. Würde ich zuerst noch meinen Master drauf setzen oder doch schon ins Berufsleben als Lehrerin einsteigen?

„Okaaay, gut!", willigte sie schließlich ein, dennoch mit einem Schmunzeln im Gesicht, als ich das Video erwähnte.

Josie machte den Vortritt und stellte sich auf den ersten Stern vor der ersten Statue. Der diente wohl als Markierung. Ihre lockigen, dunkelbraunen Haare waren geöffnet, doch für die Tanzfiguren nahm sie ihren Haargummi vom Handgelenk. Geschickt band sie ihre Haare zu einem Dutt zusammen. Die erste Pose stand an, das Handy hatte ich schon bereit.

„Wirklich Mayra?", versuchte sich Josie doch noch raus zu drängeln und tappte ungeduldig auf ihren braunen Römersandalen hin und her. Ich ließ sie aber nicht entwischen, schließlich war es ihre Idee gewesen, das Ritual zu testen.

„Leg los, Josie. Das wird super", sagte ich mit ganzer Euphorie, die ich auspacken konnte.

Josie verdrehte spielerisch ihre Augen, streckte ihre Arme in die Höhe und hob das linke Bein nach hinten an.

‚Knips', erstes Foto!

„Perfekt!", motivierte ich sie für die nächste Pose.

Josie begann zu lachen und sagte: „Das sieht doch komplett idiotisch aus. Aber egal, ich bin schon gespannt, wie es bei dir aussieht."

Die zweite Pose erinnerte mich an eine Yoga-Figur. Beine zusammen und vor der Brust die Hände falten.

Nun wurde Josie richtig energiegeladen und hüpfte schon freudig zur nächsten Pose, was ihre weiße Bluse mitschwingen ließ.

„Jetzt darfst du Pferdchen spielen", prustete es aus mir heraus vor lauter Lachen.

„Warts nur ab, meine Liebe!", funkelte sie mich mit zusammengekniffenen, braunen Augen böse an.

Josie kniete mit beiden Beinen auf den Boden und legte beide Arme auf den kalten Marmorboden.

„Auf zur Nummer 4", rief Josie und ging zur zweitletzten Pose.

„Du hast wohl deine verrückten fünf Minuten. Möchtest du die nicht für unseren Party-Abend aufbewahren?", fragte ich sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Auch beim Studium hatte es einmal am Tag eine kurze Phase gegeben, in der Josie und ich uns etwas voneinander anzetteln gelassen hatten und wir vor Freude und Energie nur so gesprüht hatten. Wir nannten diese immer unsere ‚verrückten fünf Minuten', da diese wirklich von äußerst kreativen Ideen geprägt gewesen waren. Meist hatte mir Josies Freund leidgetan, mittlerweile aber Ex-Freund, denn er hatte uns dabei auch jeden Tag erneut aushalten müssen.