Kapitel 54

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Jake

„Nein, Mann! Das kann einfach nicht sein!", ergebend schmeißt Malkom die Karten auf den Tisch. „Alter du spielst unfair!", schmollt er, doch wir anderen lachen ihn nur aus.
„Nein, du bist einfach eine Niete in dem Spiel!", lache ich. Poker war noch nie seine Stärke. „Ich werde ganz einfach nicht mehr mitspielen und beweisen, dass du schummelst.", bestimmend verschränkt er seine Arme. „Wie du meinst.", grinse ich ihn an und spiele weiter. „Du bist einfach ein schlechter Verlierer.", Alec verdreht seine Augen, ehe er von seinem Scotch trinkt. Gerade nippe ich an meinem Bier, als mein Wecker klingelt. Verwirrt sehen sie zu mir. „Das ist Reese, wir haben uns um diese Uhrzeit verabredet.", verabschiede ich mich und setze die nächste Runde aus. „Okay. Grüß ihn von uns.", nickend gehe ich in mein Zimmer und setze mich an meinen Schreibtisch.
Schnell klappe ich mein Mac auf und klicke auf sein Profil, um ihn anzurufen. Ein paar Sekunden später nimmt er ab und ich sehe, wie er sich gerade auf seinen Schreibtischstuhl setzt. „Heey!", begrüße ich ihn lächelnd. „Hey Jake!", kurz winkt er noch irgendjemanden, den ich nicht sehe. „Sorry, Scott war eben noch da. Wir haben für die Prüfungen gelernt. Wie geht es dir?", fragt er mich.
Ich mag Scott nicht. Er ist viel zu oft bei Reese. Jedes Mal, wenn ich ihn im vergangenen Monat angerufen habe, war er da oder ist gerade gegangen. „Kein Problem, Kleiner. Wie läufts denn in der Schule?", kurz wird das Bild etwas unklar, ehe ich ihn wieder gut erkennen kann. „Gut, die Prüfungen sind ja schon in zwei Wochen und ich bin zuversichtlich.", grinst er. Er sieht gut aus. Seine Haare sind wieder etwas länger, doch trägt er sie nicht mehr so lockig, was mich nicht stört. Sie sind jetzt etwas nach oben gegelt. Sein Gesicht strahlt, wie schon sehr sehr lange nicht mehr. Auch, wenn es mich schmerzt, weiß ich, dass es das Beste war, dass er doch zu unserer Granny gegangen ist. Trotzdem ist die Sehnsucht so unfassbar schmerzlich, aber es ist nur noch ein Monat, dann hat er die Schule beendet und mit etwas Glück ist sein Collage hier in der Nähe. „Was... Was macht das Rudel?"
„So wie immer. Wir werden immer mehr. Sehr wenige haben uns verlassen, aber bestimmt das Fünffache ist neu dazugekommen.", lächle ich und lehne mich vor auf den Tisch. „Wir haben auch angefangen einige Dinge hier in der Stadt zu verbessern, es würde dir gefallen. Letzte Woche hat sogar ein Autokino eröffnet."
Lachend fährt er sich durch die Haare. Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich. Innerlich schreit mein Wolf nach ihm. Sein Duft, seine Wärme und doch ist es nicht so schlimm, wie als er im Koma lag, denn es ist wie Balsam für meine Seele, zu wissen, dass es ihm gut geht.
„Das klingt fantastisch."
„Ja...", ein angenehmes Schweigen entsteht, in dem wir uns einfach nur ansehen.
„Ich wünschte du wärst hier.", flüstere ich. „Ich vermisse dich so sehr, Reese." Es hat wirklich lange gedauert bis Reese wieder über all die Erkenntnisse hinweg kam. Innerlich weiß ich, dass er noch immer ein wenig enttäuscht ist. Enttäuscht von mir. Seitdem er mit dem Zug davongefahren ist, habe ich ihn nicht mehr persönlich getroffen. Nur die vielen Nachrichten, die wenigen Anrufe und, wenn wir ab und zu skypen. So gern würde ich ihn wirklich berühren. Vermisse so sehr seine Lippen auf meinen. Sein Herz nah bei meinem.
„Ich dich auch, Jake.", seufzt er und lächelt schwach. „Ich... Ich muss mit dir über etwas Wichtiges reden.", murmelt er. Neugierig sehe ich ihn an und richte mich auf meinem Stuhl auf. „Was ist los, alles okay?"
„Ja, ja. Alles gut! E-Es ist nur... ich habe E-Mails bekommen, von den Colleges, an denen ich mich beworben habe.", unsicher sieht er zu mir. „Das ist doch toll, was haben sie gesagt? Wurdest du genommen?", breit lächelnd sehe ich ihn an. „Ja. Ich wurde bei allen genommen.", sagt er, erscheint mir aber nicht so glücklich wie er es sollte. „Aber das ist doch toll oder nicht?"
„Ja. Ich habe auch schon eine Zusage geschickt."
Oh. Angst macht sich in mir breit. Sein ganzes Auftreten verrät mir eigentlich schon alles, was ich wissen müsste. „Und... Und für welches hast du dich entschieden?", aufmunternd lächle ich ihm zu. Tief holt er Luft, schließt kurz seine Augen, ehe er entschlossen in meine sieht. „Ich... Ich werde Kunst an der NYU studieren." Wie eingefroren, bewege ich keinen Muskel meines Körpers. NYU. Mein Herz rutscht mir in die Hose und scheint aufzugeben. Sich damit abzufinden alleine zu sein.
New fucking York. Über 800 Meilen von hier entfernt. Fast 14 Stunden Autofahrt. Fuck.
„S-Sag doch was.", kommt es plötzlich von Reese. „Ich... äh das ist toll. Ja... Ich freu mich für dich Reese.", doch ein wahrhaftes Lächeln schaffe ich einfach nicht. „Ich habe mich bereits in einem Wohnheim eingeschrieben." Wohnheim. Viele Typen. Reese. Alleine. Nein. „Aber es wäre doch kein Problem, wenn du dir eine Wohnung nimmst!"
„Ich weiß, aber vielleicht lerne ich so schneller Leute kennen..."
Ja, notgeile Typen, die sich an deinem wunderbaren Arsch vergreifen. „Reese... ich denke wirklich eine Wohnung wäre besser."
„Jake. Ich werde in dieses Wohnheim gehen.", bestimmt er. Seufzend lasse ich den Kopf hängen. „Darüber reden wir noch!", so leicht lasse ich mich nicht beirren. Als ob ich ihn in ein Wohnheim lasse, was nur so nach Testosteron riecht. Ganz sicher nicht. Lächelnd schüttelt er den Kopf. „Wie du meinst."
„Ja, das meine ich." Eine Zeit betrachte ich ihn, wie er sich auf seine Lippe beißt. Oh Fuck.
Monate ohne Sex ist Folter. „Sieh mich nicht so an.", flüstert er. „Wie sehe ich dich denn an?", meine Stimme ist rau und dunkel. Erregung macht sich in meinem Körper breit. „Gott Jake, ich kann deine Erregung bis hier riechen.", stöhnt er leise und leckt sich über die Lippen. „Ich vermisse dein Herz, deine Seele, dein Körper neben mir. Unter mir.", quälend sehe ich zu ihm. „Tu' das nicht."
„Was?"
„Ich würde in den nächsten Zug steigen um zu dir zu fahren."
„Dann tu' das Reese. Komm her." Schnaufend sieht er sehnsuchtsvoll zu mir. „Bald.", verspricht er.
„Ich liebe dich.", flüstert er.
„Ich liebe dich.", antworte ich. Damit beenden wir den Anruf. Traurig lege ich meine Hand auf den schwarzen Bildschirm.
Reese.

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