Kapitel 51

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Jake

„Alles klar Mann?", Henry sieht mich kritisch an. Emotionslos sehe ich zu ihm rüber. Ohne etwas zu sagen steige ich aus dem Wagen und knalle die Tür hinter mir zu.
Er ist sein Bruder. Sein gottverdammter Bruder. Jetzt macht es auch einen Sinn! Ich kenne Jace, Reese fürchtet ihn und Henry, meine rechte Hand, liebt ihn.
Er ist sein Bruder. Er ist seine Familie. Alleine nur deswegen weiß ich, dass ich Jace nicht qualvoll umbringen kann. Henry war immer für mich da und das könnte ich ihm nicht antun, auch, wenn mein ganzes selbst danach trachtet Jace sein Herz raus zu reißen.
„Jake, warum hast du uns hier her berufen." Ich sehe auf die vielen Leute, die vor dem Haus stehen.
Es ist jetzt zwecklos, dass sie hier sind, aber nun sind sie es. Ich gehe an den Leuten vorbei und stelle mich mit verschränkten Armen auf die Treppe und sehe über die vielen Köpfe. „Nun, ihr fragt euch sicher warum ihr hier seid...", fange ich an und versuche zwischen den Menschen Jace hässliche Visage aus zu machen. „Sicherlich müsste euch bekannt sein, dass mein Bruder... im... Koma liegt.", ein Raunen ging durch die Runde. „Er hatte vor fast drei Wochen einen Anfall. Die Ärzte sagten mir, es möge an seinem Herz liegen...", verwirrt sehen sie zu mir auf, nicht wissend auf was ich hinaus will. „Es stellte sich jedoch heraus, dass meinem Bruder etwas injiziert wurde.", entsetzt sehen sie mich an. „Etwas, was ihn schwächt, hindert zu heilen und Halluzinationen hervorruft." Angespannt presse ich meine Kiefer zusammen und mustere die geschockten Gesichter. „Man kann sich vorstellen, wie entsetzt ich war, zu erfahren, dass diese Person hier unter euch ist.", und nun entdecke ich ihn. Er steht neben seinen Freunden. Keine Sekunde lasse ich mehr die Augen von ihm. Er runzelt die Stirn und scheint langsam nervös zu werden. „Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Mein Bruder könnte in genau diesem Augenblick... sterben.", schwer schlucke ich. „Er könnte jedoch auch jeden Augenblick erwachen. Es ist ungewiss. Was soll ich mit ihm machen?"
Es war nicht mein Plan mein Rudel das zu fragen, aber es interessiert mich.
Was würden sie an meiner Stelle tun? „Verbannen!", ruft jemand. „Ja! Verbannen.", kommt es von weiter hinten. „Leiden lassen.", brummt jemand. „Ein Leben für ein anderes."
Interessant. Nun gut. „Sag doch einfach selber deine Meinung." Ich starre ihn mit meinem Blick nieder und viele drehen sich interessiert in seine Richtung. „Er hat es doch gar nicht anders verdient!", brüllt nun Jace. Erregt läuft er zu mir vor, doch Henry hält ihn auf. „Was tust du da?", eindringlich sieht er zu ihm. „Das, wozu du nie in der Lage warst!", knurrt er und schiebt seine Hand von sich. Mit wutverzerrtem Gesicht kommt er auf mich zu. „Dein Bruder ist unser nicht würdig!!", ruft er laut und hält plötzlich ein kleines schwarzes Buch in die Luft. „Was ist das?", fragt jemand. „Reese Tagebuch.", nun gehe ich die Treppen runter zu ihm und stelle mich ihm direkt gegenüber. „Was denkst du, wird jetzt passieren?", murmle ich. „Du bist des Alphas genauso wenig würdig.", brummt er und einige ziehen scharf die Luft ein. Mut hat der Kerl ja, muss man ihm lassen. Immerhin könnte ich ihm jetzt einfach so den Kopf abreißen. „Aber du, Jace?", belustigt sehe ich ihn an. „Jedenfalls mehr als du. Immerhin belüge ich mein Rudel nicht.", geschockt sehen die Leute zu mir. Überrascht sehe ich ihn an. Ich würde niemals mein Rudel anlügen. „Ich lüge nicht! Sei froh, dass du überhaupt noch unter den Lebenden weilst, das hast du alleine meinem Respekt zu deinem Bruder zu verdanken.", knurrend presse ich meine Kiefer zusammen. Schnaufend geht er einen Schritt zurück. „Oh doch, du lügst, genauso wie dein Vater.", plötzlich entgleisen mir jegliche Gesichtszüge.
„Lass verdammt nochmal meinen Dad aus dem Spiel!", brüllt plötzlich jemand, mit dem ich niemals gerechnet habe. Mein Herz bleibt stehen und die Welt scheint aufgehört haben sich zu drehen. Der Wind ist stehen geblieben und die Zeit mit ihm. Eine kleine zierliche Person drängelt sich durch die Leute durch und kommt auf uns zu, hinter ihm Willow. „Reese...", flüstere ich und sehe ihn an, wie der größte Schatz auf dem Planeten. „Jake.", murmelt er. Ohne weiter drüber nach zu denken gehe ich auf ihn zu und schließe ihn in meine Arme. Gott dieser Duft, diese Wärme, seine Stimme. Mein Herz scheint vor Freude zu explodieren. Mein Blut rauscht in meinen Ohren und mein Körper scheint plötzlich so schwach. „Du bist hier.", seufze ich an seinem Hals. „Immer.", lächelnd löse ich mich von ihm.
„Oh wie süß. Da kommen einem ja glatt die Tränen.", erklingt es sarkastisch von Jace. Ihn hätte ich beinahe vergessen. So eine Schande. „Wo war ich stehen geblieben? Ah ja! Lügen. Die Familie Hale ist voll davon."
„Du bist hier der einzige der lügt.", knurrt Reese und will zu ihm, doch ich halte ihn an seiner Schulter fest. „Das denke ich nicht. Weißt du, was dein Bruder dir all die Zeit verheimlichen wollte?", lacht er und mit einmal ändert sich Reese gesamte Haltung. Er reißt sich von mir los und geht zu ihm. „Nein! Du hast versprochen nichts zu sagen! Ich habe alles getan was du wolltest und habe Jake niemals von dir erzählt!", fleht er und ihm treten Tränen in die Augen. Verächtlich sieht er auf ihn hinab. „Du bist Abschaum.", brummt Jace und schubst Reese von sich, doch konnte ich ihn, durch meine schnellen Reflexe auffangen.
„Lesen wir doch ganz einfach mal vor."
„Nein Jace! Bitte!", fleht ihn Reese an, doch da fängt er auch schon an zu lesen. „Mittwoch, zwei Wochen nach Dad's Tod. Ich fühle mich leer und einsam. Jake ist so ruhig und kommt in letzter Zeit nur noch spät nach Hause. Trotzdem ist er den ganzen Tag für mich da, aber heute musste er früher weg. Die Sehnsucht hat mich in das Arbeitszimmer von meinem Vater getrieben.", liest er grinsend vor. „Bitte!", weint Reese hemmungslos und versucht sich aus meiner Umklammerung zu lösen. Wenn ich ihn jetzt unterbreche, entwickelt es ein großes Misstrauen bei meinem Rudel. Die Hale's lügen nicht und das muss ich einfach beweisen.
Laut schluchzt Reese auf und flüstert immer wieder, dass es ihm leid tut. Er dreht sich um und klammert sich an meinem Hals fest.
Verwirrt sehe ich zu Jace.
Was verheimlicht mir Reese?
Was ist das Geheimnis?
„Ich habe mich auf seinen Sessel fallen lassen und sah mich im Zimmer um. Ich weiß selbst nicht, was mich dazu getrieben hatte, warum ich das tat, vielleicht um ihm näher zu sein? Um aus ihm schlau zu werden, war er doch das größte Rätsel. Also schaute ich in seine Schubladen, fand ein Bild von Mam, was ich gefühlt Stunden betrachtete, bis ich einen Ordner fand. Wichtige Dokumente. Ich hatte mir nichts dabei gedacht, wollte den Ordner nicht einmal ansehen, habe ihn doch nur rausgenommen um zu sehen ob mehr Bilder von ihr drinnen sind und da viel ein Zettel raus, der mein Leben wohl für immer verändert hat. Geburtsurkunde. Meine Geburtsurkunde. Und drauf standen nicht meine Mutter und auch nicht mein Dad. Dort standen Leute, die mir nicht im Entferntesten bekannt waren. Geschockt blätterte ich durch den Ordner, bis ich meine Bestätigung fand. Adoptiert. Ich war kein Hale, war es nie gewesen."
Aufgeregt fingen die Menschen an zu reden. Reese  war nicht mein Bruder. Nicht biologisch.

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