Kapitel 25

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Reese

1 Monat.
4 Wochen.
28 Tage.
672 Stunden.
40320 Minuten.
Fuck!
Ich bin so erbärmlich. Als ob ich wirklich jede scheiß Sekunde zähle.
Und ja, es sind 2.419.200 Sekunden. Seitdem habe ich Jake nicht wirklich mehr gesehen. Ich höre, wie er mitten in der Nacht kommt und am frühen Morgen geht. Zwar macht er mir noch immer mein Frühstück, aber sonst essen wir gar nicht mehr zusammen.
So lange war ich noch nie von ihm getrennt und mein Herzchen schmerzt so unglaublich sehr.
Manchmal, wenn ich sicher bin, dass er nicht da ist, weine ich.
Auch, wenn ich es wirklich versuche zu vermeiden. Doch ich vermisse ihn so unglaublich sehr. Jede beschissene Zelle in meinem Körper sehnt sich nach ihm. Jede verdammte Faser meines Körpers verlangt nach ihm.
In der Schule hat sich nichts, wirklich gar nichts verändert. Jace ist noch immer das größte Arschloch und jeden Tag erwartet mich immer eine neue Foltermethode von ihm.
Wie lange ich das noch aushalte, weiß ich nicht. Sonst hatte ich immer Jake, aber er ist jetzt auch nicht mehr für mich da. Und wieder liege ich früh im Bett und höre wie er das Haus verlässt.
Wieder fange ich an wie ein Baby zu heulen. Dafür hasse ich mich selbst.

Müde schleppe ich mich zu meinem Kleiderschrank und krame einen grauen Marvel Pulli raus und schlüpfe in eine blaue Jeans. Seufzend streiche ich über meine Kurzen Stoppeln. Jedes Mal, wenn Jace findet sie sind wieder zu lang, rasiert er sie runter. Zwar bin ich nicht mehr so traurig wegen meinen Haaren, aber jedes Mal wenn ich sie sehe, sehe ich wie Jace mich auslacht, wie die anderen mich verprügeln oder wie sie mich vor der ganzen Schule bloßstellen.
Die Fotos, die sie von mir am Baum gemacht haben, haben sie letzte Woche überall in der Schule auf gehangen.
Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken, als ich an diesen Tag denke. Selbst Willow hat in letzter Zeit irgendwie nicht mehr so viel Zeit. Sie sagt, sie geht nachmittags zu ihrer Oma, aber ich weiß, dass ihre Oma vor zwei Jahren gestorben ist. Ihre Mam hat mir das mal erzählt. Als sie mich bewusst angelogen hat, brach mein Herz erneut.
Sie ist meine beste Freundin, ich weiß einfach nicht warum sie das tut. In der Schule verhält sie sich ganz normal. Wie immer eigentlich, nur das sie nach der Schule so gut wie nie Zeit hat. Früher haben wir immer etwas zusammen unternommen. Mittlerweile rückt auch der Sommer immer näher.
In nicht einmal 4 Monaten habe ich mein Abschluss und ich gehe aufs Collage. Hier wird es auch immer wärmer, was ich erfreut feststelle. Ich habe nichts gegen Winter, im Gegenteil. Trotzdem habe ich die warme Sonne auf meiner blassen Haut vermisst. Als ich dann später in die Küche gehe, stecke ich mein Frühstück in den Rucksack und mache mich auf den Weg zur Schule. Eigentlich hasse ich Schule, aber in letzter Zeit bin ich froh, wenn ich das Haus verlassen kann.
Überall hängt der Duft von Jake.
So einnehmend, so wunderbar, aber auch so quälend.
Das schlimme ist, ich weiß nicht mal warum er das auf einmal tut.
Naja, wahrscheinlich wegen den Dingen die zwischen uns passiert sind, aber darüber kann man doch reden und hinter sich lassen oder nicht?
Selbst auf meine unzähligen Anrufe antwortet er nicht wirklich und wenn er in seinem Zimmer ist verschließt er die Tür. Das hat er noch nie getan. Selbst als ich ihn mal morgens angetroffen habe, hat er mich total ignoriert. Es war als hätte er, diesmal einen Dolch in mein Herz gestoßen. Diesen Schmerz, den ich empfunden habe, kann man nicht in Worte fassen. Manchmal schreibt er mir eine kurze Nachricht und sagt, dass er momentan viel zu tun hat oder, dass er die Nacht überhaupt nicht nach Hause kommt. Meistens am Wochenende.
Was er da macht, will ich mir gar nicht vorstellen. Willow hat mir heute früh eine Nachricht geschickt, dass sie heute nicht kommt. Warum hat sie nicht gesagt. Vielleicht ist sie krank.

~

Bis jetzt haben mich Jace und seine Freunde nicht belästigt, worüber ich sehr froh bin. In Gedanken laufe ich zur Cafeteria und hole mir mein Essen. Seufzend setze ich mich auf meinen Platz und stochere in meinem Essen rum.
Ohne Willow bin ich so alleine, was mich traurig stimmt. Schon im Kindergarten hatte ich Probleme Anschluss zu finden. Entweder waren sie eingeschüchtert wegen meiner Familie oder sie fanden mich komisch. Als Willow hier in die Stadt gezogen ist, war sie die erste Person, die mich so verstanden hat wie ich bin. Und seitdem waren wir eigentlich unzertrennlich.
„Alter! Nice Haare!", sagt plötzlich jemand, der sich neben mich fallen lässt. Erschrocken sehe ich nach rechts und schaue in ein paar grüne Augen. Er muss mindestens in meinem Alter sein oder vielleicht auch ein Jahr älter. Sein Gesicht ist mit Piercings versehen und seine Haare sind genau wie meine kurz geschoren. Er trägt nur schwarze Sachen, was mich sofort an diese Rocker erinnert. „Äh... Danke.", sage ich dann schließlich. In seinem Ohr sind Tunnel mit mindestens 15 Millimeter. Er hat ein Piercing an der Nase, Lippe und Augenbraue, aber irgendwie steht es ihm. „Ich bin Alliot Floyd, aber bitte nenn mich Floyd.", sagt er und hält mir seine Faust hin, in die ich nach kurzem einschlage. „Reese Hale, du kannst mich Reese nennen.", lächle ich zurückhaltend. Ein paar weiße Zähne kommen zum Vorschein. „Du bist hier neu, hm?" „Ja! Sieht man das?", lacht er. „Naja, ich bin nicht unbedingt der Typ mit dem man sonst so abhängt.", gebe ich zögernd zu. „Mir rille, ich mag eh keine normalen Menschen.", verstehend nicke ich.
Okay, dieser Typ ist crazy, aber sympathisch.
„Ja... ich auch nicht.", lachend kratze ich mich am Kopf. „Cool, was geht hier so in der Stadt?", fragt er. „Naja nicht viel. Dieses Wochenende ist Rummel, aber naja es ist halt keine große Stadt.", ich zucke mit den Schultern und widme mich wieder meinem Essen. Floyd ist ein Mensch, denn er riecht nicht nach Wolf, aber ob er über uns Bescheid weiß, ist mir unbekannt. Also werde ich mal nicht mit der Tür ins Haus fallen, was er mir aber sogleich abnimmt. „Bist du ein Werwolf?", hustend spucke ich mein Essen wieder aus. „Was?", krächze ich.
Noch nie habe ich erlebt, dass ein Mensch so einfach mit der Tür ins Haus fällt. „Bist du... ein Werwolf. Du weißt schon. Verwandlung bei Mond und so."
„Ich... Wieso fragst du das?"
„Denkst du, meine Eltern ziehen hier in die Stadt, ohne zu wissen was hier so abgeht?", fragt er dann und schiebt sich einen großen Löffel Lasagne in den Mund. „Ja?"
„Nein, wir wissen über das Rudel Bescheid, auch über den neuen Alpha. Er soll wohl sehr mächtig sein.", wenn er wüsste wie mächtig und, dass er meinen Schwanz schon in der Hand hatte. Ups. „Ja, ich... bin ein Werwolf.", diese Situation ist mir wirklich suspekt.
„Cool Mann! Wie ist das so?", erfreut schlägt er auf meine Schulter.
„Oke?", wie soll ich das schon finden? Immerhin spricht er mit dem Schwächsten und als schwächstes Glied bist du Dreck.
„Oke? Wow, klingt ja spannend. Lust was heute Nachmittag zu machen?"
Irgendwas sagt mir, dass es vielleicht nicht die beste Idee wäre, mit einem Wildfremden den Nachmittag zu verbringen, aber was solls? Immerhin habe ich ja eh nichts Besseres zu tun.

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