Kapitel 17

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Jake

Stöhnend öffne ich meine Augen und versuche gegen die penetrante Sonne anzublinzeln. Verdammt, wie viel habe ich gestern getrunken? Plötzlich fühle ich jemanden neben mir, der sich zu mir dreht. Überrascht schaue ich in Bonnies Gesicht. Oh Shit! Schnell hebe ich die Decke an und atme erleichtert aus. Wir haben beide noch unsere Unterwäsche an. Leise, in der großen Hoffnung sie nicht zu wecken, stehe ich auf und schnappe mir schnell einen Pullover. Ich ziehe ihn mir über und gehe aus der Tür raus. Erleichtert atme ich aus, als die Tür zu ist. „Harte Nacht?", fragt mich jemand. Erschrocken zucke ich zusammen und sehe in die haselnussbraunen Augen von Reese. „Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung... Wann sind wir denn gestern heim und warum liegt Bonnie in meinem Bett?" Reese schaut mich aus großen Augen traurig an. „Ihr habt gestern heftig rum gemacht und dann sind wir zu dritt nach Hause, so circa halb zwei. Ich weiß nur, dass ihr knutschend in dein Zimmer gefallen seid.", murmelt er und schaut auf den Boden. „Das tut mir leid.", sage ich, weil es sich irgendwie richtig anfühlt.
Ein beklemmendes Gefühl von Verrat gegenüber Reese, nagt an meinem Herzen. Schulterzuckend geht er in sein Zimmer und lässt mich alleine im Flur stehen. Das muss ich dringend wieder geraderücken, aber erstmal muss ich dieses Mädchen aus meinem Zimmer kriegen. Warum ich überhaupt das Zimmer verlassen habe, ist vergessen. Das Einzige was ich will, ist sie los zu werden. Also öffne ich laut die Tür und versuche versehentlich Krach zu machen. Unschuldig werfe ich ein dickes Buch von Stephen Hawking auf den Boden, was auf meinem großen Schreibtisch lag. Doch sie dreht sich nur kurz wieder zur Wand und schläft weiter. Fuck. Mit meinen Fingern tippe ich an meine Lautsprecher und es erklingen sofort die lauten Klänge von meiner Lieblingsband Adelitas Way. Erschrocken fährt sie hoch und schaut mich verschlafen an. „Sorry.", murmle ich und stelle sofort leiser.
Yeah geschafft!
„Äh... willst du Frühstück?", frage ich sie und hoffe, sie sagt nein. „Ich... W-Willst du das ich gehe?", murmelt sie.
Nervös kratze ich mich im Nacken.
„Naja. Ja, i-ich muss noch was wichtiges erledigen und mein Bruder schläft drüben, ich will nicht, dass er was mitbekommt.", lüge ich. „Oh... Okay.", sie steht auf und zieht sich schnell an. Währenddessen tue ich so, als würde ich eine Schalplatte in meinem Schrank suchen, der voll davon ist. Sie räuspert sich hinter mir und ich drehe mich um. „Ich... geh dann jetzt.", diese Situation ist echt unangenehm. „Ja...", sage ich und schaue zur Tür, als sie zum Abschied versucht mich zu küssen.
Schnell weiche ich aus und küsse sie auf die Wange. „Hör mal, dass gestern war nur Spaß, okay?", ich weiß ich bin ein Arsch. „S-Spaß? Oh... Äh ja klar." „Es tut mir leid Bonnie.", sage ich, als ich ihre Tränen sehe. „Ich weiß.", seufzt sie und geht dann.
Kurze Zeit später höre ich die Haustür zuschlagen und seufzend lehne ich mich an meine Zimmertür.
Konzentrier dich jetzt wieder auf das Wesentliche und zwar Reese.
Ohne zu zögern gehe ich in die Küche, mache mir einen Kaffee und Reese eine heiße Schokolade.
Mit beiden in der Hand gehe ich wieder nach oben und klopfe mit dem Fuß an die Tür. Nach einer Minute hat er immer noch nicht geöffnet. „Reese, bitte lass mich rein...", flehe ich ihn an. Ich höre wie er vom Bett aufsteht und zögernd die Tür öffnet. Versöhnend reiche ich ihm die heiße Schokolade, doch er dreht sich wieder um und schmeißt sich auf sein Bett. Glücklicherweise hat er die Tür offengelassen. Unschlüssig betrete ich das Zimmer und stoße die Zimmertür wieder zu. Auf seinem Nachttisch stelle ich unsere Tassen ab. „Bist du mir böse?", frage ich ihn leise.
Genervt seufzt er auf, löst den Blick von der Decke und schaut zu mir. „Ich habe keinen Grund dazu.", murmelt er. „Anscheinend schon?", langsam lasse ich mich auf dem Bett nieder und lege mich neben ihn. Gemeinsam starren wir nach oben und schweigen. Der Duft nach Schokolade und Kaffee liegt in der Luft.
„Fühlst du dich anders?", Reese schaut mich interessiert an. Verwirrt sehe ich zu ihm. „Naja... so als Alpha. Was... Was ist passiert als du... du T-tot warst?"
„Ich habe Dad gesehen."
„Was?!", kerzengerade sitzt er im Bett und sieht zu mir hinab. „W-Was hat er gesagt? Wie geht es ihm? Ist... Ist Mam auch da gewesen?", überflutet er mich mit Fragen. „Nein, war sie nicht. Ich musste kämpfen und am Ende kam Dad. Er hat nicht viel gesagt und mir blieb auch nicht viel Zeit um zu fragen.", entschuldigend sehe ich zu ihm. Seufzend legt er sich wieder neben mich und bettet sein Kopf auf meine Schulter. „Es fühlt sich komisch an...", fange ich an meine Gefühlslage zu beschreiben. „Alles ist so viel intensiver. Als würden alle meine geschärften Sinne noch einmal doppelt so gut sein. Ich fühle eine kaum zu bändigende Kraft.
So als könnte ich jederzeit Bäume ausreißen. Dazu spielen alle meine Gefühle verrückt.", versuche ich ihm zu erklären. „Was meinst du mit Gefühlen?", fragt er schüchtern.
„Ärger, Angst, Scharm, Traurigkeit, Freude, Liebe... Verlangen.", liste ich ihm auf. „V-Verlangen?" Ich ziehe meine Augenbraue hoch und sehe zu ihm.
„Ja, Verlangen.", flüstere ich und mustere sein schönes Gesicht. „Hast du... Hast du deshalb mit Bonnie geschlafen?", fragt er mich. Seufzend atme ich aus.
„Nein, Reese. Ich habe nicht mit ihr geschlafen."
„Aber... Aber ich habe sie g-gehört.", überrascht sehe ich ihn an. Warte, kann er sowas die ganze Zeit hören?
Oh fuck.

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