Kapitel 37

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Reese

„Jungs?", ruft jemand ganz weit in der Ferne. „Frühstück ist fertig, kommt ihr runter?" Ich höre, wie jemand die Treppen hoch kommt. „Muss ich euch jetzt wirklich aus dem Bett schmeißen?" Murrend dreht sich etwas neben mir um und schlingt zwei Arme um mich, als mir die Erkenntnis mit einmal kommt. Hektisch setze ich mich auf und sehe mich um. Shit!
Schnell springe ich aus dem Bett und schnappe mir eine Unterhose, nur nebenbei bemerke ich, dass das definitiv nicht meine ist.
T-Shirt! Schnell!
„Wach auf Jake!", flüstere ich eindringlich und ziehe ihm die Decke vom Körper, was eine echt schlechte Idee war, denn jetzt liegt er splitterfasernackt vor mir und unsere Grandma kommt jede Sekunde ins Zimmer. Schnell decke ich ihn wieder zu und versuche fluchend in eine Jogginghose zu hüpfen.
„Verdammt Jake!", brummend dreht er sich auf den Rücken. „Komm wieder ins Bett.", murrt er. „Grandma ist gleich hier, verdammt!", sofort reißt er die Augen auf und ist hell wach, genau in der Sekunde klopft es an der Tür.
„Jake? Bist du wach? Weißt du wo Reese ist, er ist nicht in seinem Zimmer?" Panisch sieht er zu mir und ich versuche keinen Mucks von mir zu geben.
„Äh... nein, er ist bestimmt schon raus. Ich komm gleich runter...", ruft Jake zur Tür. „Kann ich kurz reinkommen?", hektisch schüttle ich mit dem Kopf. „Nein! Ich... äh... hab nichts an?", unsicher sieht er zur Tür und weiß nichts Besseres zu antworten. Schmunzelnd sehe ich zu ihm, wäre das nicht gerade sehr unpassend, würde ich lachend zu ihm gehen und ihn küssen.
„Oh... na dann, es gibt Frühstück!", sagt sie noch und geht dann wieder Richtung Treppe. Erleichtert atme ich aus.
Das war knapp!
„Komm her!", Jake hält auffordernd seine Hand hin. Grinsend gehe ich auf ihn zu, lasse mich breitbeinig auf seinem Schoß nieder und streiche durch sein Haar. „Morgen.", brummt er und legt seine Lippen auf meine. Flatternd schließe ich meine Lieder und atme tief seinen Geruch in meine Lungen. „Morgen", flüstere ich. „Was willst du heute machen?" Überlegend schaue ich aus dem Fenster, das Wetter scheint wieder schön zu sein, vielleicht ein Tag am See?
„Bereden wir das später, jetzt sollten wir was essen.", keusch drücke ich noch meine Lippen auf seine und gehe dann zur Tür. Leise öffne ich diese und schaue auf den Flur, die Luft scheint rein zu sein. Seufzend gehe ich in mein Zimmer und lasse mich auf mein Bett fallen. Noch immer liegen die Laken im Zimmer verteilt. Rasch schlüpfe ich aus Jakes Klamotten und ziehe mir meine an, ehe ich mich auf den Weg nach unten mache. „Guten Morgen, Spätzchen, ich habe dich oben gar nicht gesehen.", überrascht sieht meine Granny zu mir und ich lasse mich auf einen Stuhl fallen.
„Ich war im Bad.", gebe ich schulterzuckend von mir und gieße mir meinen Kakao ein. Genau in dem Moment stößt Jake zu uns und setzt sich neben mich auf den Stuhl.
„Morgen, alle zusammen."
Ich spüre, wie er seine Hand auf meinen Oberschenkel unter dem Tisch legt und langsam mit dem Daumen drüber streicht. Vor mir hin lächelnd schmiere ich mir mein Tost und lausche nur bedingt dem Gespräch von Jake und Grandma.

Als wir alle fertig sind, räumt Anna unser Geschirr weg. „Was habt ihr denn heute so vor?", fragt sie. „Wissen wir noch nicht, ich dachte mir, wir könnten ja mal mit dem Auto wegfahren.", erzählt ihr Jake. „Ja, das klingt gut.", pflichte ich ihm bei und stehe dann auf. „Ich werde mich mal fertig machen."

~

Später sitzen Jake und ich im Wagen und fahren irgendwo hin. Durch den ganzen Regen gestern, ist es wirklich matschig, aber die Sonne strahlt wieder hell am Himmel. „Wir müssen darüber reden, was gestern passiert ist."
Gestern ist echt viel passiert, was meint er genau? „Warum warst du im Wald? Und dann auf der Klippe ich meine... Reese, du hättest dich umbringen können! Hattest... Hattest du wieder was genommen?", angespannt sieht er zu mir. Um ehrlich zu sein kann ich mich an kaum noch was erinnern was gestern Nacht passiert ist. Natürlich weiß ich noch jedes Detail von Jake und mir, aber davor?
Es ist wieder alles so verschwommen...
„Nein, ich habe nichts genommen.
Ich schwöre es dir Jake! Was... Was gestern passiert ist tut mir leid.
Vielleicht war ich einfach nur... nur durcheinander.", mein Blick gleitet nach draußen und sehe wie es leicht anfängt zu nieseln, jedoch die Sonne weiter scheint. Vielleicht gibt es ja einen Regenbogen? Mittlerweile sind wir schon irgendwo im nirgendwo. Um uns herum ist nur Land, Bäume und Blumen.
„Durcheinander?! Durcheinander?? Das kann doch jetzt nicht dein Ernst sein!", er ist wütend. Seine Hand knallt aufs Lenkrad und ich zucke zusammen. Genau in dem Moment, geht ein Ruck durch den Wagen und wir bleiben stehen.
Wütend tritt Jake aufs Gas, doch wir müssen uns wohl festgefahren haben. „FUCK!", knurrt er und steigt aus dem Wagen. Wütend läuft er auf und ab und versucht sich zu beruhigen.
Schuldig beobachte ich ihn dabei und steige leise aus dem Auto aus.
„Jake...", murmle ich und berühre in an der Schulter. Plötzlich packt er mich bei den Armen und drängt mich gegen den Pick-Up. „Versteh doch, dich zu verlieren würde ich nicht ertragen!", erschöpft lehnt er seine Stirn an meine.
„Ich weiß..."
Ich beuge mich leicht vor und lege meine Lippen auf sein. „Du solltest den Wagen schieben und ich gebe Gas.", schlage ich leise vor. Nickend tritt er ein Stück von mir weg. Ohne weitere Worte setze ich mich hinters Steuer und gebe Gas.
Nach ein paar Sekunden spüre ich wie er den Wagen befreit hat und ich steige wieder aus. Doch dann sehe ich ihn an und muss laut anfangen zu lachen.
Jake ist von oben bis unten mit Matsch bedeckt, was wahrscheinlich durch die Reifen kam, die ihn vollgespritzt haben. „Du findest das also lustig?", knurrt er. „Ja!", kichere ich und wische mir eine Träne weg. „Na warte!"
Fuck. Schnell renne ich vor ihm weg und umrunde den Wagen, doch wie immer hat er mich sofort eingeholt und presst mich an seine Brust. „Jake!", stöhne ich genervt auf. Lachend dreht er mich zu sich um und nimmt mein Gesicht in seine Hände. „Komm her, da ist noch was sauber...", und damit presst er seine Lippen auf meine und schmiert auch alles weitere von mir, mit Schlamm ein.
Doch nun ist es mir auch egal und ich hüpfe an ihm nach oben und sofort packt er mich unter meinem Po, damit ich meine Beine um ihn schlingen kann.
Lächelnd genieße ich seine Nähe.
Sachte prasselt der Regen auf uns nieder und macht diesen ganzen Moment so magisch. Seit gestern hat sich etwas zwischen uns verändert.
Wir haben innerlich akzeptiert, dass wir den jeweils anderen begehren.
Jake und ich sind uns näher, als wir es jemals waren und näher als wir ahnen.

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