Kapitel 8

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Reese

Meer, Überall Meer und der wunderbare Geruch von Salz und Sand liegt in der Luft. Überglücklich reiße ich die Autotür auf und renne durch die Dünen runter Richtung Wasser.
Schnell ziehe ich meine Schuhe aus und streife meine Socke von den Füßen. Tief versinke ich mit ihnen im Sand, der wohltuend über meine Haut kribbelt.
Breit grinsend gehe ich aufs Wasser zu und teste die Temperatur. Es ist kühl, doch nicht unangenehm. Also ziehe ich mir meine Sachen aus und renne nur mit Shorts ins kühle Meer. Das Gefühl ist einfach toll und fruchtbar befreiend, wie ich mich auf dem Wasser treiben lasse.
„Jake, du musst auch rein, es ist traumhaft.", rufe ich gegen den Himmel und kreise meine Arme, während ich auf dem Rücken liege. „Das bin ich bereits.", erschrocken kreische ich auf und sehe ihn neben mir stehen.
„Gott, du hast mich erschreckt!", keuche ich und lache darauf hin. Ich habe nicht einmal mitbekommen, wie er ins Wasser gegangen ist. „Das habe ich gemerkt.", lacht er und spritzt mich mit Wasser voll, was ich ihm sofort gleichtue.
Irgendwann tauche ich unter und versuche ihn unbemerkt zu umrunden. Mit einem Satz hüpfe ich aus dem Wasser und klammere mich an seinen Rücken. Doch der Versuch ihn so ins Wasser zu ziehen schlägt fehl, denn für ihn bin ich wohl nur ein Fliegengewicht.
„Was soll das werden, wenn es fertig ist?", fragt er mich und grinst. „Ich wollte... Ach egal.", schmollend lehne ich mich an seine Schulter.
Jake packt mich jedoch an den Beinen, was mich dazu bringt meine Arme um seinen Hals zu schlingen. Ohne Vorwarnung lässt er sich nach hinten fallen und taucht uns so beide unter.
So ein verdammter... Argh!
Das war mein Plan!
Unter Wasser löse ich mich von ihm und tauche wieder auf. Gespielt verärgert sehe ich ihn an, als er wieder nach Luft schnappt.
„Ach komm, seh' mich nicht so an." Er packt mich und zieht mich zu sich, wo ich wie automatisch meine Beine um ihn schlinge. Plötzlich sind wir uns wieder so nahe und diese Spannung liegt wieder dick in der Luft. Jake kommt mir näher, schließt seine Augen und reibt seine Nase an meiner Wange, bis runter zu meinem Hals, wo er meinen Duft tief in seine Lungen zieht.
„Gott, du riechst so fantastisch.", nuschelt er an meinem Hals und nimmt noch einmal einen tiefen Atemzug, ehe er sich wieder von mir löst.
Mit weit aufgerissenen Augen sehe ich ihn an. „Ich werde mal unser Zelt aufbauen, denn es wird langsam dunkel.", sagt er und läuft Richtung Land.
Er ist mein Bruder! Er ist mein Bruder!
Er ist mein Bruder! Verflixt!
Er sieht so toll aus! Argh!
Was machst du nur mit mir, Jake Hale?!

Ich lasse mich noch ein bisschen im Wasser treiben, denn die Aktion eben ging nicht spurlos an mir vorbei.
Ist es nicht extrem widerlich eine Erektion bei seinem eigenen Bruder zu bekommen?
Noch dazu, wenn er ein Mann ist?
Beschämt sehe ich an mir runter und stelle glücklicherweise fest, dass er sich wieder beruhigt hat.
Jake hatte Recht, denn als ich wieder Richtung Land laufe ist es schon dunkel geworden. Von hier kann ich erkennen, dass er unser Zelt in den Dünen aufgebaut hat, wo er davor ein kleines Feuer gemacht hat.
Er hat anscheinend meine Klamotten mitgenommen, denn am Strand kann ich sie nicht mehr entdecken.
Fröstelnd gehe ich nach oben und sehe Jake in einem kleinen Stuhl vor dem Feuer sitzen, wie er irgendwas in sein Handy tippt. „Hi..", sage ich fast schon schüchtern.
Was zum Teufel ist los mit mir, er ist mein Bruder, verdammt nochmal.
Sofort schaut er hoch und mir direkt in die Augen. „Ich äh... H-Ha... Hast du ein Handtuch mitgenommen?", frage ich ihn unsicher und reibe mir meine kühlen Arme. Belustigt mustert er mich und steht dann auf, um aus dem Zelt ein Handtuch zu holen, was er mir dann um die Schultern wickelt.
„Zieh dich drinnen um, ich habe deine Tasche schon reingestellt."
Verstehend nicke ich und öffne das Zelt um rein zu krabbeln. Ich sehe eine große Isomatte in der Mitte vom Zelt liegen, auf der zwei Kopfkissen und eine Decke liegen. Anschließend entdecke ich meine Tasche in der Ecke und gehe auf sie zu.
Zum Glück ist das Zelt nicht all zu klein, trotzdem stelle ich mich extrem ungeschickt beim Anziehen an und falle mindestens dreimal um.
„Alles okay da drin?", fragt mich Jake von draußen und sofort spüre ich die Wärme in meinen Wangen. „Ja!", krächze ich.
Verdammt Reese, reiß dich zusammen!
Als ich dann endlich meine bequeme Jogginghose und meinen weiten Pulli anhabe, gehe ich wieder nach draußen.
„Oh du lebst ja noch...", kichert Jake und ich beobachte ihn, wie er uns über dem Feuer etwas grillt. „Haha... ist total eng dort drin.", nuschle ich und vergrabe mein halbes Gesicht im Pulli.
Seufzend lasse ich mich auf dem Stuhl neben Jake fallen und genieße den wunderschönen Blick auf's Meer.

~

Ein bisschen später, reicht mir Jake schweigend mein Hühnchen und rundum zufrieden beiße ich herzhaft zu. Erstaunlicherweise schmeckt es wirklich gut. „Und, ist es gut?", fragt er mich und sieht mich skeptisch an. „Ja, schmeckt gut.", lächelnd sehe ich zu ihm und dann fängt auch er an zu essen.
Als wir beide gesättigt sind schauen wir hoch in die Sterne. „Denkst du eigentlich oft an Dad?", frage ich ihn flüsternd, nehme den Blick aber nicht von den Sternen. „Ja, oft.", gibt er nach einiger Zeit der Stille zu. „Ich auch...", murmle ich und sehe nun doch zu Jacke. Er kommt mir sehr entspannt vor, wie er so verträumt in die Sterne starrt.
Ich wende den Blick ab und starre auf den Mond, der uns in seiner vollen Pracht anstrahlt. Seit ein paar Stunden spüre ich den Vollmond, aber es lässt sich aushalten und kontrollieren.
Immerhin wurde ich als Wolf geboren und kann damit umgehen, aber vielleicht erklärt der Vollmond, warum ich im Meer auf einmal so erregt war.
Eine sehr schlechte Eigenschaft vom Vollmond, man wird echt geil, aber es lässt sich kontrollieren.
Doch bei Jake sieht man absolut keine Auswirkungen, als scheint ihn der Mond nicht ansatzweise zu interessieren. Ich beneide das so sehr an ihm, die unglaubliche Kontrolle über den Körper.
Müde streiche ich über meine Augen. „Geh ruhig ins Bett, ich bleib noch ein bisschen draußen.", Jake deute mit dem Kopf Richtung Zelt. „Sicher?", eigentlich wollte ich mit ihm noch ein bisschen die Sterne ansehen und das schwache Feuer vor uns genießen.
„Klar, Kleiner. Du siehst müde aus."
Gähnend nicke ich und mache mich ins Bett. „Gute Nacht, Jake.", murmle ich noch.

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