Kapitel 19

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Song Empfehlung:
Sertraline von zack teale

Reese

„Nein! Bitte, lasst mich los.", versuche ich mich aus ihren Griffen zu befreien.
Schon seit einer Stunde schleifen mich Jace und seine Freunde über den matschigen Boden des Football Spielfelds. Kaum noch etwas an mir ist sauber und immer mehr Erde kommt in meine Augen, doch sie ziehen mich nur lautlachend weiter. Immer wieder versuche ich mit meinen Händen nach irgendwas zu greifen, aber ich bekomme einfach nichts zur Hand.
Die Schule ist erst seit einer Stunde aus. Ein fantastischer Start in die Woche. Gestern hat es den ganzen Tag geschüttet und ich habe mir mit Jake unsere Lieblingsserie angeschaut.
Hätte ich gewusst, was mich heute erwartet, wäre ich wohl lieber zu Hause geblieben. Weinend versuche ich nach ihnen zu treten. Jeder Muskel in mir tut weh und ich habe überall schriftwunden, die durch den Dreck unangenehm brennen.
„Seht ihn euch an, die kleine Heulsuse.", lacht Jace und lässt mich dann endlich wieder los. Doch anstatt mich hier liegen zu lassen treten und schlagen sie nun auf mich ein. „Hör endlich auf zu weinen, Schwuchtel.", spuckt mir Rico ins Gesicht. Tapfer beiße ich mir auf meine Blutende Lippe und versuche die Tränen zu verdrängen.
„Hast du ihn dabei?", flüstert Jace plötzlich zu Andru. Panisch schaue ich zu den beiden. Wenn ich eins gelernt habe, dann, dass Andru immer allen Scheiß mit sich rumschleppt und, dass das nie etwas gutes für mich bedeutet. „Klar Alter!" Grinsend packen mich die Zwillinge unter den Armen und schleppen mich wieder Richtung Schule. „Bitte lasst mich einfach gehen... Bitte.", flehe ich, auch wenn ich weiß, dass das nichts bringen wird. Sie treten die Türen zur Schule auf und schleppen mich Richtung Toilette.
Wieder versuche ich mich heftig zu wehren. „NEIN! Bitte, Bitte, ihr müsst das doch gar nicht tun.", schreie ich so laut, in der Hoffnung der Hausmeister hört mich. „Wir machen das nicht, weil wir müssen. Wir machen das aus reinem Vergnügen.", lacht Jace. Mit Tränen in den Augen sehe ich zu ihm. Kichernd werfen die Zwillinge mich in die Toilette und umzingeln mich. Erschöpft knie ich auf dem Boden und hoffe, dass sie es schnell machen. Ängstlich sehe ich zu den vielen Toiletten. Jace scheint meinen Blick zu merken. „Nein, wir haben etwas viel besseres mit dir vor...", grinsend verschränkt er seine Arme und hockt sich vor mich hin. „Weißt du, mir ist zu Ohren gekommen das du sehr an deinen Haaren hängst...", fängt er an und packt mich an meinen verdreckten Hinterkopf. „Was meint ihr Jungs, eine neue Frisur würde ihm bestimmt nicht schaden." Mein Herz bleibt stehen. Nein! Nicht meine Haare! Das ist alles, was ich an mir hübsch finde. „Nein, Jace bitte!
Tue alles, aber bitte nicht das!", rufe ich Panisch und sofort fließen Tränen über meine dreckige Wange.
Alle um mich fangen laut an zu lachen und genau in dem Moment fühle ich etwas in mir brechen. Es ist schmerzhaft und ich fühle mich so unfassbar leer.
Ihre Lachen klingen in meinen Ohren, wie der schlimmste Albtraum. Wie meine ganz persönliche Foltermethode. Jace packt mich am Nacken und drückt mich über das Waschbecken. Weinend versuche ich mich davon zu reißen, doch er ist viel zu kräftig. Plötzlich höre ich hinter mir ein surrendes Geräusch, was stark nach einem Rasierer klingt. „Wie viel Millimeter hätten wir denn gerne?", fragt mich Andru. „10? Oder nein, mach 9!", sagen die Zwillinge einstimmig. Schluchzend spüre ich wie sie den Rasierer ansetzen.

Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit.
Penibel achtet Jace darauf das Andru auch wirklich jedes Haar erwischt hat. Als Jace mich dann endlich loslässt, hebe ich meinen Kopf und sehe mich im Spiegel an. Sie sind weg! Alle!
Zitternd fahre ich mit meiner Hand über meine kurzen Stoppeln und mir weicht jegliche Farbe aus dem Gesicht. Im Spiegel sehe ich, wie sie mich alle lachend beobachten und den Zwillingen schon Tränen in die Augen treten. Mit einem Mal macht sich eine unfassbare Wut in mir breit. Heftig kralle ich mich am Waschbecken fest, ehe ich mich abrupt umdrehe und versuche mit meiner Faust mitten in Jaces Gesicht zu treffen.
Doch anders als gedacht, weicht er mir geschickt aus und schlägt mir dafür mit voller Kraft ins Gesicht. Ich komme hart mit dem Kopf am Waschbecken auf, sofort wird alles schwarz und ich falle auf die kalten Fließen der Schultoilette.

Jake

Nervös wippe ich mit dem Bein auf dem Boden und schaue jede weitere Sekunde zur Uhr. Es ist mittlerweile 19 Uhr und Reese ist noch immer nicht zu Hause. Weder antwortet er auf meine Nachrichten, noch ruft er mich zurück. Ich mache mir tierische Sorgen um ihn. Er würde nie ohne etwas zu sagen einfach wegbleiben. So ist er nicht. Ungeduldig kaue ich auf meiner Lippe und sehe zum tausendsten Mal auf mein Handy. Ich wüsste aber auch nicht, wen ich anrufen könnte, denn viele Freunde hat Reese, soweit ich weiß nicht. Willow!
Schnell renne ich die Treppen nach oben und versuche in Reese Zimmer irgendeinen Anhaltspunkt zu finde, wie ich sie erreichen könnte.

Genervt fahre ich mir durch die Haare, als ich nichts finden kann. Dann sticht mir ein kleiner Zettel hervor, der an der Pinnwand über seinem Schreibtisch hängt. „Ihre Nummer!", rufe ich erfreut aus. Sofort gebe ich sie in mein Handy ein und nach dem dritten Tuten hebt sie ab. „Parker hier.", erklingt eine junge Stimme, die einfach ihr gehören muss. „Willow?", frage ich sie. „J-Jake? Wie kommst du an meine Nummer?", fragt sie mich und ich höre irgendwas zerbrechen. „Irrelevant. Weißt du wo Reese ist?", frage ich sie schon fast etwas schroff.
„Reese?", genervt seufze ich aus.
„Mein Bruder?"
„Äh, nein, ich hatte eine Stunde früher Schluss als er und seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen, wieso?", sie hört sich besorgt an. „Er ist nicht nach Hause gekommen.", es herrscht kurz Stille am Hörer. „Hör mal Jake, es steht mir nicht zu das zu sagen, aber Reese wird schon seit einer langen Zeit von ein paar Typen in der Schule extrem gemobbt.", murmelt sie und mein Herz beginnt wild zu klopfen. „Wer?!", knurre ich.
„Jace Galloway und seine Freunde. Ich schätze sie haben es heute wieder getan. Vielleicht ist es das Beste du fährst als erstes in die Schule. Aber Jake...", erzählt sie mir und schluckt. „Du darfst es Reese nicht übelnehmen, dass er nichts gesagt hat. Sie wissen etwas über ihn, was er um jeden Preis vor dir verheimlichen will.", ihre Stimme zittert leicht.
„Willow, was versucht Reese vor mir zu verheimlichen?!"

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