Kapitel 27

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Jake

Aggressiv schlage ich auf den Boxsack vor mir ein. Schon seit Stunden bin ich hier unten bei uns im Keller, wo ich immer trainiere. Die ganze Zeit habe ich diesen Blick von ihm vor den Augen. Diese pure Enttäuschung. Die Wochen waren für mich nichts anderes als Folter. Zu Willow bin ich nur gegangen, um von ihr zu erfahren, wie es ihm geht und ob Jace ihn noch immer mobbt. Doch heute ging es ihr schlecht und ich wollte einfach nett sein. Also haben wir geredet, ihre Mutter ist krank. Deswegen war ich da, doch, dass Reese kommen würde, damit habe ich nicht gerechnet. Seine Stimme war so kalt, ohne jegliche Zuneigung, wie sonst immer mir gegenüber. Ich hätte für ihn da sein sollen, doch ich war zu egoistisch. Und nun, habe ich ihn verloren? Brüllend schlage ich so heftig gegen den Sack, dass er aus den Angeln reißt und hart gegen die Wand schmettert. Unruhig hebt und senkt sich mein Brustkorb. Versuchend mich zu beruhigen, schließe ich meine Augen und atme gleichmäßig ein und aus. Plötzlich vernehme ich Geräusche von oben und sofort hechte ich hoch.
Es muss einfach Reese sein.
Mittlerweile ist es schon abends und die Sonne ist vor Stunden untergegangen. Ich höre wie jemand den Kühlschrank aufreißt und etwas rausholt. Als ich in der Küche ankomme, sehe ich, wie Reese eine komplette Packung Erdbeermilch mit einmal austrinkt. Skeptisch betrachte ich ihn. Stöhnend lässt er die Packung fallen und greift sogleich nach der nächsten. „Reese?", frage ich ihn leise.
Ruckartig dreht er sich zu mir um. Sein Blick wirkt gehetzt und gläsern, doch sein Körper scheint entspannt. Er schwitzt extrem und zittert auch leicht.
Besorgt gehe ich auf ihn zu und strecke meine Hand nach ihm aus, doch er zuckt zurück. Fest presst er seine Milch an die Brust und sieht mich ängstlich an.
Was ist mit ihm los? Nach kurzem Zögern gehe ich wieder einen Schritt auf ihn zu und lege eine Hand auf seine Brust. Reese zuckt heftig zusammen und presst sich an die Küchentheke. Sein Herz schlägt sehr langsam, fast schon zu langsam. Sachte wandert meine Hand weiter hoch zu seiner Schulter, die ich leicht drücke. „Was ist mit dir?", suchend huscht mein Blick über sein Gesicht. Sein Körper fühlt sich warm an, doch er scheint so, als würde er freieren. Meine Hand wandert zu seiner Wange und streicht vorsichtig über seine bebenden Lippen.
Im schummrigen Licht, was von draußen in die Küche scheint, sehe ich wie seine Pupillen geweitet sind.
Seufzend schmiegt er seine Wange in meine Hand und schließt die Augen.
So besorgt, wie in diesem Moment, war ich schon lange nicht mehr, weil meine einzige Schlussfolgerung ist... er muss Drogen genommen haben, aber das wäre absurd. Das ist Reese vor mir, ich hätte schwören können, dass er sowas nie tun würde. Nun nehme ich noch meine andere Hand dazu und halte sein Kopf fest in meinen Händen, da er mir einfach nicht in die Augen schauen will.
„Was hast du genommen, Reese?" Daraufhin drückt er seine Hand gegen meine Brust und lässt die Milch fallen, um die andere dazu zu nehmen. Es ist fast schon lächerlich, mit welcher Kraft er versucht mich von ihm zu drücken.
„Rede mir mir!", befehle ich ihm mit strengem Ton, so dass er zusammenzuckt und noch stärker anfängt zu schlottern. Tränen laufen ihm über die Wange, die ich sofort wegstreiche.
„Alles wird gut.", meine Arme schlingen sich um seinen Körper und pressen ihn an mich. Kurz zucke ich zusammen, als sich seine kalten Hände, die einen krassen Kontrast zu seinem warmen Körper bilden, unter mein T-Shirt legen. Ohne es vermeiden zu könne, setze ich kleine Küsse auf seinen Nacken, um ihn wieder zu beruhigen.
Gott, wie sehr habe ich das vermisst.
Tief sauge ich seinen unbeschreiblichen Duft in meine Nase, nach dem mein Körper so sehnlichst verlangt hat. Kurz hauche ich noch einen kleinen Kuss hinter sein Ohr und löse mich dann leicht von ihm. „Du solltest kalt duschen gehen und dich dann ins Bett legen.", murmle ich und streiche ihm über die Augenbrauen. Wie ein Hundewelpe sieht er mit seinen großen Augen zu mir auf, ehe sich ein grauer Schleier über diese legt und er sich sofort von mir löst.
Ohne ein Wort, geht er nach oben.
Ich muss morgen mit ihm darüber reden, denn Drogen gehen einfach zu weit. Seufzend räume ich das kleine Chaos auf, was Reese in der Küche veranstaltet hat, bevor ich mir selbst was zu trinken mache und nach oben schlurfe. Reese scheint schon aus dem Bad raus zu sein, weshalb ich mich unter die Dusche stelle und den Dreck des Tages abwasche.
In meinem Zimmer lege ich eine Schallplatte auf und mache die Musik so leise wie möglich. Erschöpft reibe ich über mein Gesicht. Wie konnte es nur so weit kommen? Ich knipse das Licht aus, setze mich auf das Bett und versuche an nichts zu denken, während ich mir die Schläfen reibe. „Es tut mir leid, Jake.", erschrocken schaue ich hoch und sehe Reese vor mir stehen. Wie konnte ich ihn nicht bemerken? „Schon ok."
Eine kurze Zeit ist es still, doch dann bewegt sich Reese Körper zu mir, klettert auf meine Oberschenkel und schling seine Arme um mich. Überrascht halte ich inne. Mit sowas habe ich nicht gerechnet.
Doch ich entschließe mich dazu in diesem Moment nicht weiter drüber nach zu denken und vergrabe mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Sanft reibe ich meine Nase an seinem Hals und seine Finger krallen sich in mein T-Shirt.
Oh verdammt.
Ich lasse mich mit ihm nach hinten fallen und genieße die Zweisamkeit, doch irgendetwas in mir sagt mir, dass es nur für diesen einen Abend ist.
Also presse ich ihn noch näher zu mir und er schlingt seine Beine um mich. Ruhig lausche ich seinen regelmäßigen Atemzügen. Dieses Gefühl in meinen Adern ist wirklich schmerzhaft, diese Sehnsucht nach mehr, so viel mehr.
Sanft hauche ich Küsse auf seinen Hals und wandere weiter hoch. Über seine so weiche Wange, in die ich jetzt gerne beißen würde, bis zu seinem anbetungswürdigen Mund.
Kaum spürbar lege ich meine Lippen auf seine und spüre sogleich, wie mein Blut anfängt zu kochen.
Verzweifelt stöhne ich auf und löse mich von ihm. Denk verdammt nochmal an etwas anderes!

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