Kapitel 41

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Song Empfehlung:
Forest Fires von Axel Flóvent

Reese

Sanft haucht jemand kleine Küsse auf meinen Hals, über meinen Kiefer, bis unter mein Ohr. Seufzend drehe ich mich in Jakes Armen um und streiche mir verschlafen über die Augen.
„Guten Morgen.", murmelt Jake und setzt kleine Küsse auf mein Gesicht.
„Morgen.", grummle ich und schmiege mich noch näher an ihn. Wir waren gestern noch sehr lange auf dem Fest, bis wir dann irgendwann gegangen sind und uns nur noch schnell geduscht haben, ehe wir ins Bett gefallen sind.
Natürlich zusammen. Wie jede Nacht in den letzten Tagen. Frühs habe ich mich immer aus seinem Zimmer geschlichen, damit auch ja niemand mitbekommt, bei wem ich die Nacht verbracht habe.
„Du riechst so unfassbar gut, weißt du das eigentlich?", er reibt seine Nase an meinem Kopf. „Du solltest mal an dir schnuppern.", genießerisch ziehe ich seinen wunderbaren Duft in meine Lunge. Um noch mehr von ihm zu spüren lege ich mein Bein über seinen nackten Körper und klammere mich noch näher an ihn. Die weiße dicke Decke ziehe ich mir über den Kopf und vergrabe mein Gesicht an seiner Brust. Schmusend reibe ich meine Stupsnase an seiner weichen, warmen Haut. So gemütlich warm...
Jake schlingt seine Arme noch fester um mich und vergräbt seine Nase in meinen Haaren. So bleiben wir noch einige Zeit. Es ist wunderbar und so unfassbar gemütlich. Mein Herzchen macht immer wieder einen Freudensprung, wenn Jake so knuddelbedürftig ist.
Man würde es bei seinem Aussehen und auch normalerweise bei seinem Charakter niemals erwarten und doch spüre ich wie sehr er diese Momente liebt.
Ich spüre seine Liebe zu mir.
Es fühlt sich warm, weich und so unfassbar geborgen an. Wie etwas nach das ich schon immer getrachtet habe. Eine Liebe, so rein und nur für mich bestimmt.

„Kommt ihr beiden zum Frühstück?", fragt jemand und klopft an die Tür. Erschrocken zucken wir beide zusammen hoch und sehen uns verdutzt an.
Wir... wir beide! Shit.
Ohne zu überlegen stehe ich auf und ziehe schnell meine Sachen an, was mir Jake gleich tut.
Ohne ein weiteres Wort verlassen wir das Zimmer und sehen uns vielsagend an. Leise gehen wir nach unten und sehen Granny schon am Frühstückstisch sitzen, wie sie herzhaft in ihr Marmeladenbrot beißt. „Guten Morgen.", sagen wir zwei im Einklang und setzen uns leicht verunsichert an den Tisch.
Weiß sie was zwischen uns läuft?
Oh Gott, was wenn sie es weiß?
Steif greifen wir nach dem Brot und fangen an zu essen. „Was ist denn los mit euch beiden? Ihr seid ja heute so still.", aufmerksam sieht sie zu uns.
„Wir... Es war nur eine kurze Nacht.", erklärt Jake, ehe er die Augen aufreißt. „Also, weil die Party so lange war, nicht weil wir... äh ich, weil weil ich die äh Nacht anderweitig also... ach Fuck.", seufzend streicht er sich über die Augen. Beruhigend tätschle ich ihm über den Oberschenkel. „Wir waren noch lange auf der Party und haben beide nicht sonderlich tief geschlafen.", erkläre ich ihr schnell, um von Jakes Missgeschick abzulenken. „Hast du deswegen bei ihm geschlafen?", schmunzelnd mustert sie uns beide. Kurz zuckt mein Blick zu Jake, der im selben Moment zu mir sieht.
„Äh, ja. Konnte nicht schlafen.", murmle ich und beiße ein großes Stück von meinem Brot ab. Verstehend nickt sie und trinkt von ihrem Tee. „Wann wollt ihr denn fahren?"
„Wahrscheinlich nach dem Mittag." Jake lehnt sich nach hinten und verschenkt die Arme vor der Brust. „Wollen wir vielleicht nachher nochmal an den See?", fragend sieht er zu mir. Zustimmend nicke ich und lächle erfreut.

~

„Denkst du sie weiß was?"
Jake und ich liegen auf den Steg und sehen in den Himmel. Das Wetter ist schön und der Himmel wolkenfrei.
„Ja, aber ich denke nicht, dass es sie sehr stört.", sagt er und sieht zu mir.
„Aber warum? Ich hätte gedacht, sie würde uns abstoßend finden oder so...", murmle ich und schließe die Augen.
„Sie liebt uns, wie könnte sie dann jemals in unserer Gegenwart so etwas empfinden?" Schulterzuckend seufze ich. „Weiß nicht."
„Es wird alles gut werden, okay? Das verspreche ich dir!"
Unsicher blicke ich zu ihm und sehe in sein entschlossenes Gesicht. Ich glaube ihm, denn was sollte schon noch schlimmes kommen?
„Zusammen?"
„Zusammen!", lächelnd packt er mich und zieht mich an seine Brust. „Ich muss trotzdem dich etwas fragen Reese.", interessiert sehe ich zu ihm auf.
„Die letzten Tage ging es dir wirklich gut, aber ich frage mich, ob es dann nicht vielleicht besser wäre, wenn du hier bleibst? Du könntest hier dein Abschluss machen. Hier wissen nicht viele über Werwölfe Bescheid und du könntest ganz normal sein. Ich will nicht, dass es dir wieder so schlecht geht, wie bevor wir hier her gekommen sind. Ich will, dass du glücklich bist."
Kurz ist es still und die Zeit scheint stehen zu bleiben. Es würde alles verändern.
Und genau in dem Moment läuft ein Film vor meinen Augen ab, wie es wäre, wenn ich zustimmen würde.
Ja, wahrscheinlich würde es mir besser gehen, vielleicht finde ich Freunde. Mache hier meinen Abschluss und gehe auf's Collage. Doch so würde ich Jake vielleicht aus den Augen verlieren. Vielleicht würde ich jemand anderen kennenlernen?
Ich würde irgendwann arbeiten und mir schwören nie wieder dorthin zu ziehen, wo so viele Menschen sind, die mich hassen. Und Jake? Er würde nur noch auf alten Bildern auftauchen. Man würde ab und zu mal telefonieren oder sich eine Nachricht schreiben, doch das wars.
Er könnte niemals zu mir, weil er an diese Stadt gebunden ist, aber so ist es auch richtig, denn er liebt diese Stadt, mit den ganzen Menschen die dort leben. Er liebt den Wald und würde mit mir nicht in eine Großstadt ziehen, doch ich will das. Will in einer Großstadt studieren und Neues entdecken. Jake war damals auf einem Collage in Atlanta. Nicht weit weg von uns. Am Wochenende kam er immer nach Hause. Doch ich weiß, dass ich das nicht könnte. Nicht dort wo ich mich beworben habe. Und doch ist alles was ich will, alles nach was ich mehr trachte als alles andere, Jake.
„Nein. Ich will nach Hause. Nach Hause zu dir. Mit dir.", entschlossen sehe ich ihn an. „Bist du dir sicher?"
„Ich könnte das nicht Jake. Es würde mich von innen heraus zerreißen zu gehen."
„Okay.", sachte legt er seine Lippen auf meine. Das ist was ich brauche. Ihn.
Wenn er da ist, stehe ich alles durch, auch, wenn es noch so schrecklich ist. Jake ist meine Welt und das wird sich nie ändern. Niemals.

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