Kapitel 38

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Jake

„Das war eine blöde Idee."
„He! Ich habe dich nicht mit Matsch vollgesaut, im Gegensatz zu dir!", böse funkelt er mich an und ich betrachte traurig meine dreckigen Sitze.
„Das geht schon wieder raus...", murmelt Reese. „Hm...", brumme ich.
Gerade fahren wir in eine Stadt ein, die ein gutes Stückchen entfernt liegt, hier sollte uns keiner erkennen.
„Wir gehen in die Stadt?", geschockt sieht er mich an. „Ja?"
„Aber Jake! Ich bin voller Schlamm, der schon eklig trocknet. So können wir doch nicht in die Stadt!", schulterzuckend fahre ich auf einen Parkplatz und mache den Motor aus. „Nein!", Reese verschränkt demonstrativ die Arme vor der Brust. „Wenn du nicht mitkommst, werde ich dich durch die Stadt tragen.", emotionslos sehe ich ihn an. Kritisch mustert er mein Gesicht und seufzt dann.
„Das wirst du so bereuen...", murmelt er und springt aus dem Wagen. Schmunzelnd steige ich aus und schließe den Wagen ab.
„Na komm Kleiner, das wird schon nicht so schlimm." „Was wollen wir hier überhaupt?", brummt er.
Ich lege einen Arm um ihn und ziehe ihn zu mir. „Wirst du schon sehen.", leicht setze ich einen Kuss auf seine schmollenden Lippen und wir gehen Richtung Innenstadt.
Um die Zeit ist überraschend viel los, der Regen hat aufgehört und die Sonne prallt noch unbarmherziger auf uns als heute Morgen. Verstört sehen die Leute zu uns, was wohl an dem Dreck liegt, der an uns klebt. „Oh man Jake, das ist mir so unangenehm.", grummelt Reese und schaut beschämt auf den Boden. Tatsächlich kratzt es mich nicht wirklich. „Dann lassen wir die Leute halt starren.", ich greife nach seiner Hand und ziehe ihn hinter mir her. Von Grandma weiß ich, dass es hier das leckerste Eis überhaupt geben soll und genau das wollte ich mit Reese ausprobieren. An dem Stand angekommen sieht mich Reese mit großen Augen an.
„Eis?" „Eis!", lächle ich.
„Dir sei verziehen.", murmelt er und schaut sich schon um. „Was hättet ihr denn gerne?", fragt uns der Italiener mit einem grässlichen Schnäuzer.
„Ähm... einmal Schoko, Vanille, Erdbeere, Cookies und Joghurt, bitte.", grinst Reese und der Verkäufer schaut ihn überrumpelt an. Leise lachend sehe ich zu ihm, so ist er.
Lieber fünf Kugeln, statt zwei.
Als der Mann sich wieder gefangen hat, drapiert er die Kugeln auf einer großen Waffel und reicht sie ihm.
„Und sie?", erwartend sieht er zu mir. „Eine Kugel Bitterschokolade.", sage ich und reiche ihm das Geld. Breit lächelnd schleckt Reese an seinem Eis und ich beobachte ihn belustigt.
„Ich freu mich, wenn du das mit meinem Schwanz machst.", murmle ich in sein Ohr. Mit offenem Mund und glühenden Wangen sieht er mich an. Ich streiche mit meinem Daumen über seine Lippen, über die sich eine kleine Eisspur gebildet hat. Genüsslich lecke ich diesen ab und sehe ihn hart schlucken.
Oh Reese, ich weiß genau an was du denkst. Ein Schauer durchfährt mich, als ich an letzte Nacht denke. Wenn er doch nur wüsste, was mir gestern klar geworden ist.

Wir haben uns an einen Brunnen gesetzt und genießen die Sonne, während Reese noch weiter an seinem Eis schleckt. Ich bin mittlerweile bei meiner Waffel angelangt. Besitzergreifend lege ich meine Hand auf seinen Oberschenkel und streiche mit dem Daumen über diesen. Reese scheint das gar nicht richtig mit zu bekommen, denn sein Eis steht gerade im Mittelpunkt.
Als ich fertig bin, lehne ich mich zurück, schließe die Augen und genieße die Sonne. Plötzlich spüre ich wie jemand sich auf meinen Schoß setzt und mir durch die Haare krault. „Ich liebe es, wenn du das machst."; brumme ich und lege meine Hände auf seine Hüften. „Und ich, wenn du besitzergreifend wirst.", kichert er. Schmunzelnd öffne ich meine Augen und schaue ihn an. Belustigt sehe ich, wie sich eine Eisspur über sein gesamtes Gesicht verteilt.
„Du hast da Eis.", lache ich.
„Wo?", verwirrt sieht er zu mir und fährt sich mir der Hand über den Mund und schmiert es damit nur breit. Ich ziehe seine Hand weg und nehme sein Gesicht in meine Hände. Genüsslich lecke ich über seine Lippen.
„Du nimmst es mit dem ‚Putzen' zu ernst, die Leute starren schon.", schnauft Reese. „Mir egal.", flüstere ich und sauge an seiner Lippe. Lächelnd löst er sich von mir, ehe er seine Lippen richtig auf meine presst.
Der Kuss ist ruhig, nicht verlangend.
„Jake? Reese?", überrascht lösen wir uns und sehen in das leichenblasse Gesicht von Naomi, die mit bestimmt fünf Einkaufsbeuteln in der Hand dasteht. „Naomi? Was machst du hier?", fragt sie Reese, bewegt sich aber keinen Millimeter von mir weg. „Ich... äh... war Einkaufen... Was macht ihr da?"
„Wir waren Eis essen.", erzählt ihr Reese. Schmunzelnd sehe ich ihn an, da das ganz sicher nicht das gewesen ist, was sie gemeint hat. „Aber... Aber ihr habt euch ge-geküsst! Und... und ihr seid voller Schlamm!"
„Ja und?", kraulend streicht mir Reese durch die Haare. „Ihr seid doch aber... Brüder!?", verständnislos sieht sie uns an. „Äh, nein...", interessiert betrachte ich Reese, der erst mich und dann Naomi ansieht. „Nein, sind wir nicht. Wir stehen uns nahe, aber sind keine Brüder..."
„Aber warum hast du das dann gesagt?"
„Weil...", überlegend sieht er sich um, aber ich komme ihm zuvor. „Weil Reese sich gerne einen Scherz erlaubt, nicht wahr Babe?", grinse ich.
„Jaa..."
„Und du bist schwul... Jake?", fast schon enttäuscht sieht sie zu mir. „Nein...", jetzt schauen mich beide erwartend an. „Ich bin einfach voll auf Reese.", ohne weiter darüber nach zu denken, lege ich meine Lippen auf seine, was er seufzend begrüßt.
„Oh... äh... wollt ihr vielleicht mit, ich treffe mich gleich mit den anderen in einem Café hier in der Nähe."
Fragend sehe ich zu Reese, als wir uns wieder gelöst haben.
„Ja, warum eigentlich nicht...", sagt er schulterzuckend und steht auf.
Angeregt unterhalten wir uns, während wir Richtung Café laufen. Naomi ist die Situation zwar noch sichtlich unangenehm, aber sie scheint sich langsam damit zu arrangieren. Drinnen sehen wir schon alle sitzen. Reese geht sofort zu Scott um ihn zu begrüßen, was mir nicht sonderlich behagt.
„Hey! Was macht ihr denn hier? Und... wow, warum seid ihr voller Schlamm?", fragt er uns und alle drehen sich zu uns um. „Wir haben Naomi getroffen und sie hat uns gefragt ob wir mit wollen. Und naja...", nachdenklich sieht er an sich hinab. „Das ist wirklich eine lange Geschichte...", erklärt ihnen Reese ausweichend und ich lasse mich neben ihn nieder. Meinen Arm lege ich lässig hinter ihn und studiere die Karte. Nur neben bei, bekomme ich mit, wie sie sich über einen Film unterhalten, der wohl bald in die Kinos kommen soll.
„Was willst du?", raune ich Reese zu.
„Ich nehme dasselbe, wie du." Augenverdrehend schaue ich mich um und sehe eine Kellnerin auf uns zu kommen. „Was kann ich euch bringen?" Sie ist relativ klein und ihre roten Haare schmeicheln ihren grünen Augen. „Zwei Toast Hawaii.", bestelle ich und die anderen geben auch ihre Bestellungen auf. „Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann!", grinst er.
„Hm...", brumme ich, kann mir aber ein Lächeln kaum verkneifen. Unbewusst lege ich meine Hand in seinen Nacken und massiere diesen. „Wie lange bleibt ihr denn noch bei eurer Grandma?", fragt uns Ellie. „Sonntag...", erklärt ihr Reese und legt eine Hand auf meinen Oberschenkel. Kurz darauf bringt uns auch die Kellnerin unser Essen, was wir dankend entgegen nehmen. Herzhaft beißt Reese ins Brot und fängt leise an zu stöhnen. Entspannt lehne ich mich nach vorne und verschränke meine Arme auf dem Tisch, um ihn zu beobachten.
„Macht er das immer?", lachen die anderen. „Ja.", grinse ich.
„He! Das habe ich gehört!", schmatzt er und sieht zu mir. „Ich sollte das mal dringend aufnehmen, da wird man ja glatt eifersüchtig...", murmle ich.
Im Augenwinkel sehe ich Naomi zu Sophie etwas zu flüstern. Weit reißt sie die Augen auf und sieht dann zu uns. Ich kann mir gut vorstelle, was sie ihr gerade erzählt hat. „Ich könnte jetzt echt glatt noch eins vertragen.", seufzt Reese und ich schiebe ihm meinen unberührten Teller rüber. Mir war klar, dass er danach noch eins haben will.
„Danke!", sofort macht er sich darüber her, da er weiß, dass ich sowas öfter mache. Ich kenne Reese immerhin schon sein ganzes Leben und so auch seine Essgewohnheiten. Es kam nicht selten vor, dass ich gleich führ ihn noch was bestellt habe. Zufrieden lehne ich mich wieder nach hinten und sehe den anderen beim Essen zu. „Kann ich dir noch was bringen?", fragt mich plötzlich die Kellnerin und mustert mich mit glitzernden Augen. „Nein, danke.", lächle ich.
Gesättigt lehnt sich Reese zurück und ich lege meinen Arm um seine Schultern. „Alles klar Kleiner?", frage ich ihn, als ich ihn müde seufzen höre. „Ja, war nur eine kurze Nacht.", das war sie, nur leider nicht nur positiv und trotzdem kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.
„Grins nicht so doof!", murrt er. Beschwichtigend gebe ich ihm einen Kuss auf den Mundwinkel und höre die anderen scharf die Luft einziehen.
Fuck, die habe ich glatt vergessen.
„Äh... Wir sind keine Brüder, wir sind... äh... Liebhaber?", versucht Reese schnell zu erklären. Danach waren alle total aus dem Häuschen und wollten alles wissen und verstehen warum er ihnen erzählt hat, wir seien Brüder.
Je mehr Zeit verging, umso unangenehmer wurde mir das ganz, bis wir dann endlich gehen konnten, als wir alle fertig gegessen haben.
Wir verabschieden uns und laufen wieder Richtung Auto. „Zeig mir, was ein guter Liebhaber tut.", summt mir Reese ins Ohr und läuft schnell zum Wagen.
Oh, das werde ich...

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