Kapitel 49

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Jake

Ich weiß nicht ob ich mir Sorgen machen soll oder ob ich erleichtert bin, dass schon seit Minuten kein einziger Ton von den beiden kommt.
„Jetzt macht einfach alles Sinn!", murmelt Mark und streicht sich über sein Kinn. „Irgendwie schockt mich das nicht so sehr, wie es das vielleicht sollte.", grübelt Henry. „Nicht?", erstaunt sehe ich zu den beiden. „Nein, du hattest schon immer eine besondere Verbindung zu ihm.
Mir kam es immer ein bisschen suspekt vor, wie sehr du dich um ihn gekümmert hast und deine Blicke waren manchmal mehr als eindeutig, aber vielleicht wollten wir das alle nicht so ganz wahrhaben."
„A-Also seid ihr nicht angewidert?", mit großen Augen sehe ich zu ihnen.
„Nein Mann! Dein Herz hat sich nun mal entschieden und so sollte es auch sein. Wenn du ihn liebst, ist es für uns okay. Wir sind alle beste Freunde und würden dich wegen sowas niemals ablehnen.", lächelt Henry und legt mir eine Hand auf die Schulter, über die auch Mark seine legt.
Eine tonnenschwäre Lasst fällt von mir ab. Ob sie es akzeptiert hätten oder nicht, ich werde Reese auf ewig lieben.

~

Seit dem Abend sind einige Tage vergangen. Reese Zustand hat sich nicht verändert. Trotzdem lasse ich mich davon nicht unterkriegen und suche nach diesem Typen, der Reese das angetan hat. Ich war noch nie sonderlich gut in Rätseln, also hat mir die kryptische Beschreibung von der Hexe auch nicht viel gebracht. Meine Freunde helfen mir wo sie können. Wir haben uns erstmal darauf geeinigt, niemanden davon zu erzählen wie nah ich Reese wirklich stehe. Irgendwann werde ich es tun, aber momentan ist der wohl schlechteste Zeitpunkt.
Heute Nachmittag findet eine Versammlung statt, in der ich alle aufgerufen habe zum Haupthaus zu kommen. Alle. Mein Plan ist es so rausfinden zu können, wer dieser Drecksack ist.
Ungeduldig gehe ich im Haus auf und ab, gehe den Plan nochmal durch und versuche mir alles ein zu prägen, doch meine Gedanken schweifen immerzu zu Reese. Wüsste er, wer es ihm angetan hat? Möglich. Eine Gänsehaut breitet sich über mir aus, als ich schwören könnte ihn lieblich lachen zu hören.
Dieses Haus ist verflucht. Ich sollte es einfach abreißen. Die ganzen Erinnerungen an unsere Mutter und an Dad... dazu noch Reese.
Es ist wie meine persönliche Hölle. Vielleicht sollte ich einfach ein neues bauen, nur für mich und Reese. Seufzend streiche ich durch mein Haar. Vorausgesetzt er wird dazu überhaupt in der Lage sein. Auf dem Collage habe ich Architektur studiert. Mein Traum war es immer diese Stadt zu verbessern und einige Dinge neu aufzubauen. Mit dem kleinen Hintergedanken ein Haus zu bauen. Mein Haus. Unser Haus.

Ein dumpfes Klopfen reißt mich aus meinen Gedanken. Bedacht laufe ich auf die Haustür zu und öffne diese. Ein junger Mann, mit dunkler Haut und rabenschwarzen Haaren steht vor mir. Er scheint nervös zu sein und kaut ungeduldig auf der Lippe. Fast schon erschrocken sieht er zu mir und schluckt hart.
„Mr. Hale, Sir. Mein Name ist... Michael.", stellt er sich vor. Ich kenne ihn nur vom Sehen. „Ist es wichtig? Denn ich müsste jetzt los...", murmle ich und suche im Flur nach meinem Autoschlüssel. Dieses verflixte Ding!
„Es ist sehr wichtig und... für sie wahrscheinlich extrem interessant.", nachdenklich blicke ich zu ihm, ehe ich ihm nickend die Tür aufhalte. Wir gehen in die Küche, ich lehne mich an den Tresen und verschränke meine Arme. Unschlüssig sieht er sich um und nimmt dann auf einem Küchenstuhl Platz.
Nervös knetet er seine Hände.
Was will er bloß von mir? Auffordernd sehe ich ihn an. Räuspernd fängt er an zu sprechen, „Es... Es hat alles vor einem halben Jahr angefangen. Zu der Zeit ist ihr Vater... verstorben.", kleine Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn. „Bevor ich weitererzähle, sie müssen wissen, dass mir das alles schrecklich leid tut. Ich war dumm und habe falsche Entscheidungen getroffen, aber ich kann das jetzt einfach nicht mehr.", angespannt richte ich mich auf. Ich habe das Gefühl, das dieses Gespräch wirklich sehr interessant wird.
„Fahr fort.", fordere ich. Nickend sieht er auf den Tisch. „Wir konnten alle, meine Freunde und... ich, Reese nie besonders gut leiden. Wir fanden es abstoßend, dass ein Sohn des Alphas so schwach und zerbrechlich ist, also haben wir ihn ab und zu Streiche gespielt. Damals noch recht harmlos, aber vor einem halben Jahr hat Reese angefangen Tagebuch zu schreiben. Er hat gedacht wir kriegen das nicht mit, aber irgendwann sind wir ihm gefolgt und haben ihm sein Buch entrissen. Jace hat es an sich genommen. Wir wissen bis heute nicht was alles darin stand, doch eines hat er uns verraten und zwar das er schwul ist. Wir haben uns darüber tierisch lustig gemacht, doch Jace hat angefangen einen richtigen Hass auf ihn zu entwickeln. Wir wissen nicht warum, wahrscheinlich nicht nur wegen der Tatsache, dass er homosexuell ist. Er hat uns immer mehr dazu angestiftet, größere, fiesere und verletzendere Streiche zu spielen. Irgendwann hat er angefangen brutaler zu werden, ihn zu schlagen, treten, bis... bis er sich kaum noch bewegen konnte.", schluckend schließt er die Augen, ehe er weiterspricht. „Sein Hass nahm Ausmaße, mit denen niemand gerechnet hat. Wir sind seine besten Freunde, also sind wir ihm gefolgt, haben mit gemacht. Und leider... hatten wir unseren Spaß dabei. Doch in letzter Zeit habe ich mich davon immer mehr zurückgezogen. Ich... konnte das nicht mehr. Wir alle konnten das nicht mehr, doch Jace wollte einfach nicht aufhören." Mein Herz schlägt unfassbar heftig gegen meinen Brustkorb und wütend kralle ich mich an der Platte fest. „Er hat... Er hat angefangen Reese irgendwas heimlich zu geben. Ich weiß nicht wo er es her hatte, nur wie er es gemacht hat. Geschickt hat er bei jeder Tracht Prügel ihn etwas gespritzt, so dass er es nie mitbekam. Dann hat er irgendwelche Minzpastillen von ihm gegen Drogen eingetauscht. Ich weiß nicht welche Wirkung diese hatten, nur, dass die Spritzen in ihm Halluzinationen und Veränderung der Wahrnehmung bewirken. Zusätzlich sollten sie ihn stark schwächen. Er sagte uns, dass er das nur macht, damit Reese nicht mehr so schnell heilt und länger etwas von dem Schmerz hat. Ich habe das alles sehr skeptisch gesehen, denn Reese Veränderung waren viel heftiger. Mehr als bei einem Werwolf üblich sein sollte. An dem Tag seines Anfalls hat er ihm wieder etwas gegeben. Wahrscheinlich hat das sein Körper nicht mehr mitgemacht. Ich mache mir so schreckliche Vorwürfe. Es sollte doch nie solche Ausmaße annehmen. Deswegen bin ich heute bei Ihnen. Ich bitte Sie um Vergebung.", beendet er seine Rede.
Wild atme ich ein und aus. „Vergebung hast du nicht verdient. Du bist hier, was ich dir nicht vergessen werde, aber du hättest auch schon viel früher kommen können. Nun geh und bete das Reese das heil übersteht, sonst gnade dir Gott...", knurre ich. Ängstlich springt er auf und verlässt das Haus.
„JACE!", brüllend hallt meine Stimme durchs gesamte Haus.

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