Kapitel 21

6.9K 320 20
                                    

Reese

Ohne ein Wort zu sagen, reiße ich die Autotür auf und gehe ins Haus.
Meine Beine führen mich direkt ins Bad, wo ich mir die Kleider ausziehe und mich unter den warmen Wasserstrahl der Dusche stelle.
Irgendwie ist mein Kopf so leer und das verwundert mich. Eigentlich sollte ich mir Sorgen machen woher Jake von Jace weiß, was das jetzt für Konsequenzen mit sich ziehen wird, was eben in Jake gefahren ist. Aber alles was ich fühle ist eine innere Leere. Ich weiß nicht warum ich mich jetzt so fühle. Jace und seine Freunde demütigen mich jetzt schon seit circa fünf Monaten. Was sie tuen ist schmerzhaft und extrem verletzend, aber als ich da so über dem Waschbecken hing und sie lachend meine Haare abrasiert haben, ist irgendetwas in mir zerbrochen. Laut und schmerzhaft.
Seufzend wasche ich mir den Schlamm von der Haut und fahre zitternd über meine kurzen Haare.
Plötzlich kann ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten und schluchze laut auf. Langsam lasse ich mich an den kalten Fließen nach unten gleiten und schlinge meine Arme um meinen bebenden Körper. Dieses Jahr war so unfassbar schrecklich für mich.
Mein Leben war vielleicht nicht perfekt, aber meine Familie hat sie zu einer kleinen perfekten Welt gemacht. Jetzt ist mein Dad tot, in der Schule werde ich nur noch herumgeschubst und ich fühle so eigenartige Dinge in Jakes Nähe.
Dinge, die nicht sein dürfen, Dinge die falsch sind, Dinge die eigentlich widerlich sein sollten, aber das sind sie nicht. Immer wieder versuche ich mir das einzureden. Über seinen Bruder sollte man nicht so denken, niemals! Doch ich kann nichts machen gegen dieses Kribbeln auf meiner Haut oder dieses ständige Herzklopfen, wenn er in meiner Nähe ist oder diese beschissenen Schmetterlinge in meinem Bauch. Dieses Lächeln, wenn ich ihn sehe, diese Hitze, die mich einfach so überfällt oder die intime Geborgenheit, die ich nur bei ihm spüre. Er ist schon immer Teil meines Lebens und vielleicht ist es auch nur eine Phase. Denn wenn es das nicht ist, könnte es uns zerstören und dann hätte ich niemanden mehr. Ich wäre alleine.
Und genauso fühle ich mich in dem Moment, alleine. Einsam und trotz des warmen Wassers ist mir eiskalt. Dieser innerliche Schmerz betäubt meine Sinne und ist so unfassbar präsent, als dass ich ihn einfach bei Seite schieben kann, wie ich es sonst immer habe. Er hat mich eingenommen. Nach dem monatelangen Kampf, hat er mich gepackt und nun bin ich gefangen. Ich weiß keinen Ausweg, weiß nicht weiter und wünsche mir nur, dass mich jemand aus dieser Dunkelheit zieht die mich so unverhofft überfallen hat.
„Reese?", klopft jemand leise an die Tür. Keine Kraft zu antworten, schluchze ich einfach leise weiter. „Kann ich reinkommen?", flüstert er. Ohne eine Antwort, höre ich wie er langsam die Tür öffnet. Ich höre wie jemand den Hahn zu dreht und spüre wie jemand ein Handtuch um mich legt. Zwei starke Arme schlingen sich um mich und heben mich hoch. Lautlos trägt mich Jake in sein Zimmer und legt mich in sein Bett. Sofort rolle ich mich zusammen und versuche einfach still zu sein. Jake scheint seine Klamotten aus zu ziehen, denn ich höre Sachen auf den Boden fallen und dann spüre ich eine einnehmende Wärme, die sich um meine Seele schlingt. Seine Arme greifen um meinen zitternden Körper und ziehen mich an seine Brust. Ich fühle seine Hand über meinen kurzgeschorenen Kopf fahren. „Sie sind ab...", weine ich und drücke mich von hinten noch näher an ihn. Mich um zu drehen traue ich nicht, denn ich habe viel zu große Angst vor seinem Gesichtsausdruck. Er setzt kleine Küsse auf meinen Hinterkopf. „Du bist trotzdem wunderschön, Reese...", murmelt er. „Echt?", nun drehe ich mich doch um und sehe in seine dunklen Augen, die ich durch das Licht einer Straßenlaterne gut erkennen kann. Er sieht mich nur schief an und streicht über meine nassen Wangen. Unsere Augen sind nicht in der Lage sich voneinander zu lösen. Hatte ich schon einmal erwähnt wie wunderschön seine sind? Ohne es wirklich zu merken kamen wir uns näher und seine Augen sind plötzlich auf meine Lippen gerichtet. Schluckend sieht er mir dabei zu wie ich sie befeuchte und überrascht seine Reaktion einfange.
Seine Hand, die noch immer auf meiner Wange liegt, wandert jetzt weiter runter und streicht schmerzhaft langsam über meine Lippen. Augenverdrehend schließt er seine Lieder und saugt tief die Luft in seine Lungen. „Wie hast du mich gefunden?", flüstere ich leise und lasse meine Augen zu seinen wunderschönen, wohlgeformten Lippen gleiten, auf die er sich beißt. Oh Mann...
„Willow...", murmelt er nur. Nickend verstehe ich. „Sei ihr nicht böse, aber sie hat mir verraten wer diese Typen sind...", seine Stimme ist kaum noch zu hören, seine Augen noch immer geschlossen und die Augenbrauen angestrengt zusammengezogen. Sachte streiche ich über diese und versuche sie zu entspannen. „Ich weiß jetzt was sie gegen dich in der Hand haben.", flüstert er und öffnet mit einem Mal die Augen. Erschrocken hört mein Herzchen auf zu schlagen und ich sehe ihn ängstlich an. Sofort versuche ich von ihm weg zu kommen, doch er schlingt nur noch fester seine Arme um mich. Hektisch atme ich ein und aus. Immer mehr Tränen laufen mir jetzt übers Gesicht.
Oh nein! Jetzt wird er mich bestimmt nicht mehr bei sich behalten wollen. „Reese! Beruhig dich!", knurrt er an meiner Wange und sofort fängt mein Herzchen wieder wild an zu schlagen.
„I-Ist dir das so egal? D-Das ich...", unterbrechend beißt er auf meine Unterlippe. „Gott Reese, mir ist es doch so verdammt egal ob du schwul bist!", erleichtert Atme ich aus, er weiß nur davon. Innerlich wusste ich eigentlich immer das er mich deshalb niemals verstoßen würde. „Du bist nicht böse?" „Nein! Eher verletzt es mich, dass du gedacht hast, ich könnte dich wegen sowas abweisen." Seufzend lege ich meine Stirn gegen seine. „Danke Jake."
„Reese...", murmelt er und streicht mit seinen Lippen sachte über meine. Sofort überkommt mich ein warmer Schauer, der mich genießend die Augen schließen lässt. „Wir hatten doch gesagt, dass wir...", fange ich an, doch Jake unterbricht mich. „Nur heute Nacht.", seufzt er und streicht mir seiner Nase an meinem Kiefer entlang. Mit meinen Händen kralle ich mich an ihm fest. Sachte streicht er mit seinem Daumen über meine erhitzte Wange und zieht meinen Kopf ganz langsam näher zu ihm. Kaum spürbar legt er seine weichen, warmen Lippen auf meine und verschließt sie zu einem kleinen Kuss. Laut atmend löst er sich ein paar Millimeter von mir und lehnt seine Stirn wieder an meine. Langsam lege ich meine Lippen auf seine und streiche mit meiner Zungenspitze leicht über seine Oberlippe. Sein Geschmack ist wirklich einzigartig. So süß und doch auch irgendwie leicht herb, aber wundervoll. Lächelnd löse ich mich wieder von ihm. So zart habe ich noch nie jemanden geküsst. Zwar sind meine Vergleichsmöglichkeiten gering, doch empfinde ich es als perfekt. Unbewusst beiße ich auf meine Lippe und sehe wie Jake leise stöhnend mir dabei zu sieht. Mit dem Daumen befreit er meine Lippe, nur um selber in diese zu beißen. Keuchend schließe ich die Augen. Hart presst er seine Lippen auf meine.
„Nur einen noch...", nuschelt er, was ich kaum mitbekomme. Schwach nicke ich und spüre seine Zunge in mich gleiten. Seufzend berühre ich sie mit meiner. Um uns ist alles still, nur das leise Schmatzen unseres Kusses ist zu hören, aber anders als das es mir peinlich ist, macht es mich an. Mit einem Mal überkommt mich eine so einnehmende Sehnsucht. Heftig dränge ich mich an seinen warmen Körper und lege mein Bein über ihn. Ohne eine Lücke pressen sich meine Lippen schon fast gewaltsam auf seine.
Ich habe mich noch nie so berauscht von ein paar Lippen gefühlt. Unbeholfen klätere ich auf seinen Körper und presse mein Becken gegen seins. „Jake...", seufze ich, als er seine Hände bestimmt in meinen Nacken legt und seine Lippen über meinen Hals fahren. Kräftig kralle ich mich in seine nackte Brust, als er hart in meinen Hals beißt. Kichernd presse ich meine Lippen wieder auf seine und spüre seine Hände über meinen schmalen Rücken wandern. Stöhnend reibe ich mich an seiner Boxershorts. Irgendwann auf dem Weg auf ihn drauf, muss ich wohl mein Handtuch verloren haben. Seine kräftige Hand wandert weiter über meinen Rücken, ehe er mich an meinem Po weiter zu sich drückt und dann keuchend in meine Lippen beißt.
Plötzlich dreht er uns um, so dass er über mir liegt und ich streiche über seine breiten Schultern. Augenschließend lässt er den Kopf über mir hängen.
„Wir sollten jetzt schlafen.", flüstert er und lässt sich neben mich fallen. Schlafen? Schlafen?!
Was zum Teufel ist nochmal Schlafen!?

Show Me...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt