29 | zeit.

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Am nächsten Morgen wütete ein Sturm über Hogwarts und ein Tosen dröhnte durch Logans Kopf.

Der Samstag begrüßte sie und das zweite Quidditchspiel der Saison mit nieder hagelnden Gewittertropfen, die die Ländereien in ein Moorgebiet verwandelten. Eine Gruppe an Erstklässlern stackste in hüfthohen Gummistiefeln zum Stadion und der Lehmpfad, der den Weg eigentlich säumte, rann in einem Bach aus Ruhe und Gelassenheit davon. Und ein klein wenig riss er Logans Empfinden glatt mit sich.

Denn egal wie sehr sie sich konzentrierte, wie gefasst sie nach dem Aufwachen auf die am Fensterglas hinab rinnenden Regentopfen starrte oder den Blick in Annes wippende Lockenmähne verlor, während sie zum Frühstück aufbrachen - es kam ihr vor als begreife sie nichts. Als versuche sie, sich an die Gegenwart zu fesseln, sie zu fassen, dabei entwischte sie ihr wie dünsener Rauch.

Corben McLaggen hatte sie geküsst. Und zwischen all der Freiheit, der Geborgenheit und der drückenden Schuld wusste sie nicht, was sie tun sollte. Ihre Lippen waren selbst unter der Marmelade taub.

„Kaum zu glauben, dass er es geschafft hat, oder?", sinnierte Naome und ihre Miene sprach von wohlwollender Zufriedenheit, als sie ihr kurzes Haar aus dem Slytherinschal schlang, den sie sich extra für das Spiel geborgt haben musste. Beinahe glaubte Logan, Robs Initialen an der Innenseite eingeschrieben zu sehen, aber sie hätte sich auch täuschen können.

„Hm?", machte sie stattdessen und blinzelte.

„Sag mal, was ist los mit dir?"

Jetzt war die Zufriedenheit von Naomes Blick verschwunden. Hohn hatte den Platz eingenommen.

„Hat dich was aus dieser Welt gekickt, oder wie?"

Das ganze Schloss sprach über Corben. Und alles, woran Logan denken konnte, war sein brennend heißer Atem auf ihrer Haut. Und daran, wie offensichtlich es doch sein musste. Dabei wusste es beim Frühstück scheinbar immer nur noch George. Denn als das Gryffindor'sche Team sich um ihren Haustisch reihte, um ihm zu gratulieren - allen voran Angelina, die noch keinen Brief des Vorstandes erhalten hatte - lag nur in Georges Blick giftige Verschwörung.

Logan verschluckte sich fast an ihrem Toast, als er sich hinter ihnen vorbei schob und ihr zuhauchte, so leise, dass nur sie es verstand: „Frustrierend. An deine Glückwunsche kommt ja niemand ran."

Am liebsten hätte sie mit den Weintrauben nach ihm geworfen. Doch etwas in ihr lähmte sie. Vielleicht war es Corbens durchdringender Blick von der anderen Seite des Tisches. Die Dinge, die er sprach, ohne sie zu sagen, die Nervosität und das, was Logan ahnte; Müssen wir reden?

Dabei konnte sie nicht den Blick von seinen Lippen lösen. Samtweich und ein mildes Grinsen. Freds hatten neben ihrem Ohr wie ein Feuer gebrannt. Corbens hatten sich auf ihren angefühlt wie ein Reißbach. Sie wünschte, sie hätte sich mit Leichtigkeit gegen preschende Leidenschaft und unaufhaltsame Flammen wehren können, aber das Gefühl von Freds Körper an ihrem verließ ebensowenig ihren Kopf.

Nach dem Frühstück schützte nur Naomes Gruppenregenschirm vor den Wassermassen, die lauter aufschlugen als die Anfeuerungsrufe der antretenden Mannschaften kräftig war. Logan drängte sich zwischen ihre beiden Freundinnen auf einen Rang in der Ostkurve und sah mit einem Dankesgebet gen Himmel dabei zu, wie sich die grellen Roben der Slytherins matschgrün färbten, kaum waren sie auf den Platz getreten. Zum Glück hatten sie für ihr Spektakel vor vier Wochen Traumwetter gehabt - heute sah man durch die dichten Regenfäden keine drei Meter weit.

Also konnte sie das Meiste des Spielgeschehens auch nur erahnen, kaum hatten sich Slytherin und Hufflepuff in die Luft gedrückt. Genau so wie Lee Jordan, dessen Kommentare nicht hilfreicher waren als eine Landkarte von Manhattan in Peking.

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt