14 | nachsitzen.

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Es gelang Logan genau sechs Stunden, sich einzureden, dass die ganze Situation ein Zufall war. Genau genommen so lange, bis sie am nächsten Morgen erwachte, wieder auf das Titelbild von vor fünfzehn Jahren starrte und wusste, dass Rheinar Kalgan nicht einfach so geflohen war und auch jetzt nicht einfach so von der Bildfläche verschwand.

Dabei war es belanglos, wie viel sie sich über diesen Zusammenhang den Kopf zerbrach. Die vielen inneren Monologe führten bloß dazu, dass sie sich bis zum Mittag fühlte als quelle ihr Watte aus den Ohren. Sie fand keinen roten Faden mehr. Alle Dinge, die geschehen waren und auch nur irgendwie relevant erschienen, tanzten durcheinander und verloren jeglichen Bezug: Corben hinter einer Bibliothekswand, Dumbledore mit einem Zettel, ihre Familie tot, ihr Haus in Flammen, Robs lockiger Hinterkopf, Fred und George Weasleys Grinsen, Rheinar Kalgan auf dem Bild der alten Zeitung – alles auf einmal und doch auch nichts.

Und so kam es, dass sie am am nächsten Tag die letzte war, die im Verwandlungsklassenzimmer zurückblieb. Und, dass sie sich verbissen einredete, dass sie keine andere Wahl hatte.

Logan war Naome und Anne kaum losgeworden, aber nun war Amber McMillan von den Hufflepuffs die letzte, die über die Türschwelle schlich. Professor McGonagall sah überrascht auf, als sie Logans Anwesenheit bemerkte.

Wenn sie nicht darüber sprach, würde sie platzen.

„Professor, hätten Sie einen Moment?", fragte Logan, als Amber sie noch hätte hören können. Doch der Blick ihrer Lehrerin war so durchschauend, McGonnagal wusste sofort, dass es keines Wegs um ihre Hausaufgaben ging.

Mit einem vergewissernden Blick über ihre Schulter ließ sie die Tür zugleiten, ein Schloss drehte sich.

Und Logan, die gar nicht gemerkt hatte, wie lange sie schon die Luft anhielt, stieß prompt heraus: „Es steht in keiner Zeitung."

„Präzision bitte, Miss Ainsley", forderte McGonagall, während sie die heute eingereichten Pergamentstapel aus der Stunde zusammen raffte.

„Ich war im Bibliotheksarchiv, hab alle Ausgaben der Hexenwoche und des Tagespropheten bis März durchgeschaut." Scharf sog sie die stickige Luft des Klassenzimmers ein. Argwohn hatte sich auf die Stirn ihrer Professorin gelegt, die sie nun über den Rand ihrer Brille hinweg beäugte. Die Pergamentstapel hatte sie sinken lassen. „Nirgendwo gibt's ein Wort dazu, dass Rheinar Kalgan gefasst, ausgeliefert und vom Dementoren geküsst wurde. Dabei hat man, als er zum ersten Mal erwischt wurde, ganze Seiten damit gefüllt. Wieso?"

„Wie kommen Sie denn auf -", hatte Professor McGonagall angesetzt, unterbrach sich jedoch selber. Sie kannte die Antwort bereits. Als hätte Logans Interesse an der Geschichte sie unvorbereitet getroffen, obwohl sie es doch eigentlich hätte erwarten können. Und die kurze Stille, die sich zwischen sie zog, war bloß Zeugnis davon.

Für einen Moment sah es aus, als wäre Professor McGonnagal sich nicht sicher, was sie antworten sollte, bis sie sich für die Wahrheit entschied: „Miss Ainsley, wie Sie vielleicht wissen, wehrt sich der Minister gegen jegliche Bekundungen, die die Rückkehr von Sie-Wissen-Schon-Wem belegen könnten."

„Aber einen lang gesuchten Straftäter zu fassen, wäre doch ein Erfolg für ihn, oder nicht?"

Professor McGonagalls Brauen falteten sich, während sie den Pergamentstapel penibel an die Ecke des Pultes schob.

„Ich weiß nicht, ob Sie wissen, unter welchen Konditionen er gefasst wurde?"

„Man hat ihm keinen Prozess gemacht." Schwammig erschienen die abblätternden Putzwände des Grimmauldplatzes wieder vor Logans geistigen Auge. „Das hab ich Kingsley im Sommer zu Sirius sagen hören."

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt