prolog.

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❝Geh nicht gelassen in die gute Nacht.
Verfluch' den Tod des Lichts mit aller Macht.❞


Die Finger des irischen Vizeministers brannten, so kalt zog der Wind durch den höchsten Trakt Askabans. Die Dunkelheit hatte sich längst von den klammen Wänden bis in den Abendhimmel ausgebreitet und Hoffnungslosigkeit sickerte durch den Boden. In der Ferne rauschte der Atlantik.

Mit einem unangenehm trockenen Gaumen fragte Andrew Bolton sich, ob Rheinar Kalgan wusste, dass er sterben würde.

Doch der Mann, der in der Eisenzelle stand, umrahmt vom gleißenden Licht des Mondes und so dürr, er war bloß noch die Karikatur seiner selbst, regte sich nicht.

Später einmal würden die Dinge, die in jener Nacht geschahen, zu dem Kollateralschaden eines Krieges zählen, dem niemand entkam. Und sie würden Teil der Dinge, die geschehen mussten, damit Harry Potter am Ende überlebte und damit der Dunkle Lord für immer verschwand.

Doch in diesem Moment, in dem der irische Vizeminister einfach nur da stand und den Mann in der Todeszelle Askabans musterte, war diese Welt noch lange fern. Da war die Rückkehr des größten, schwarzmagischen Zauberers bloß ein Gerücht, das in der Luft hing wie eine Drohung; wie ein Unwetter, das den Himmel verdüsterte. 

Und Andrew Bolton hatte nicht den leisesten Hauch einer Ahnung, dass auch er in dieser Nacht sterben würde.

Es war nicht viel Zeit vergangen, seitdem die Auroren den Flur verlassen hatten und doch war der Rest jeglichen Lebens unerreichbar fern.

Und Rheinar Kalgan stand in seiner Todeszelle, verzerrt hinter den eisernen Gitterstäben. Bloß sein aschfahles Haar strich über sein ausgemergeltes Gesicht als könnten seine Lippen allein all seine Geheimnisse nicht verbergen. Fast ein klein wenig so als wartete er. Als wartete er, bis auch das letzte Zeichen weiterer Existenzen verschwunden war. Wartete, bis es noch kälter wurde -

„Haben Sie sich je gefragt, was Ihr Herz begehrt, Mr. Bolton?"

Rheinar Kalgans Stimme sank wie diesiger Nebel in die drückende Nacht. Und sie erklang so plötzlich, kehlig, dass sie die eisige Luft wie ein Messer durchschnitt.

Andrew Bolton spannte seine Brust. Nur die Wolke blassen Atems verriet ihn.

Und für einen Moment war es auch nur das Toben des Windes, das antwortete. Bis: „Sie vergeuden Ihre Zeit."

Auf Rheinar Kalgans brüchige Lippen streckte sich ein Lächeln.

„Ich würde Ihre Anwesenheit nicht als Zeitverschwendung beschreiben, Herr Minister."  Trotz der alles verschluckenden Dunkelheit, starrten seine wachsamen Augen genau auf ihr Ziel. „Wissen Sie denn, was Ihr Herz begehrt?"

Die Knöchel an Andrew Boltons Händen waren weiß, als er aus dem Schutz des Schattens in das gleißende Mondlicht trat. Seine wettergegerbten Wangen umspannte eine ausdruckslose Miene.

Und beinahe wirkte es als würde er tatsächlich überlegen – Wissen Sie denn, was Ihr Herz begehrt?

„Es ehrt mich, dass ausgerechnet ich es bin, mit dem Sie vor Ihrem Tod sprechen wollen." Die Erhabenheit in seinen Worten kämpfte mit der Abscheu in seinem Blick. „Aber ich werde Ihnen nicht helfen."

Die hagere Gestalt Kalgans zerfloss hinter seiner grauen Gefängniskluft. „Das ist auch nicht, was ich von Ihnen verlange."

Andrew Bolton reckte sein Kinn, bis die Nacht seinen Kiefer schnitt. 

„Sie müssen etwas für mich tun", flüsterte Kalgan, seine Haut war fahl als hätten die Jahre der Flucht das Leben in Ihr abgetragen. Dabei war seine Stimme schallend klar: „Einen Gefallen."

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt