67 | komplizen.

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Fred hätte sich fast in den Finger geschnitten.

„Ihr wollt ein bitte was, in der bitte wo, bitte wie?"

So leger es ihm möglich war rutschte Rob auf dem Stuhl zurecht und beugte sich über den Tisch. Der Lernraum im zweiten Stock war verlassen.

„Einen Verschwindesumpf in den Kerkern", sagte er.

Logan holte Luft. „Ein Feuerwerk im Innenhof."

Rob reckte drei Finger in die Höhe. „Kotzende Schüler im Krankenflügel."

Ein vierter kam dazu: „Umbridges Büro unter Wasser."

Mit Perplexision in jeder Sommersprosse legte Fred die Pappkiste nieder, an der er gewerkelt hatte.

„Okay." Er verzog nicht auch nur einen Muskel. Todernst. „Das muss ich mitschreiben."

Ihrer gemeinsamen Erkenntnis am vergangenen Abend war Ekstase gefolgt. Logan hatte beinahe vergessen, wie sehr sie sich nach einem schlüsselhaften Erfolgsmoment gesehen hatte, dass er sie beinahe überwältigte, als er kam. Vor Aufregung hatte sie kaum geschlafen, lediglich ein Wort immer wieder vor ihrem geistigen Auge geformt: Sahnesorbet

Vor einer Woche hätte sie sich vielleicht noch gefragt, ob sie sich das wirklich anmaßen konnte. Fred und George in einen Plan zu involvieren, der sie schreckliche Strafen und bleierne Konsequenzen kosten könnte. Hätte sie sich nicht in diesem Einbahntunnel befunden, der nichts zu ließ als bloß einen Weg: Geradeaus. Und kaum, dass sie ihn in ihre Pläne eingeweiht hatten, waren Freds Augen mit Feuer erfüllt.

„Okay, ich versprech, ich werd George erstmal nichts verraten. Also keine Details", erklärte er ihr, als sie später gemeinsam den Korridor entlang schlichen; die Pappkartons nun achtlos in seine Tasche gestopft. „Wir werde etwas Planung brauchen, wir –"

„Fred", Logan bemühte sich sein Gesicht zu visieren, doch die Fackeln leuchteten so hell, er hielt kaum mit, „bitte bringt euch nicht in zu große Gefahr."

„Wenn das das Mindeste ist, das ich tun kann –"

Er machte eine ausladende Geste, doch Logan unterbrach ihn: „Ist es nicht."

Überrascht sah er auf. „Wie?"

Ihre Finger schlossen sich um seinen Kragen. Seine Augen huschten auf ihre Lippen hinab, umglitten ihren Mund.

„Der Korridor ist leer", raunte sie. So viel Adrenalin wie in den vergangenen Wochen hatte sie noch nie geflutet.

Eine weitere Einladung brauchte Fred nicht – sie verschmolzen schon.

Insgesamt war alles, was ihrem und Freds geheimnisvollem Moment in dem Geheimgang gefolgt war – das Auffliegen der DA, Dumbledores Verschwinden, Freds Verletzung und auch dieser Kuss – wie eine Erinnerung, die jemand in Alkohol ertränkte. Als geschähe alles bloß durch einen dunsenen Schleier der Unwirklichkeit hindurch. Oder, Logan konnte sich nicht ganz für eine Variante entscheiden, als wäre sie zum ersten Mal wirklich aufgewacht.

Dass sie in Dumbledores Büro einsteigen mussten, um dem verbotenen Buch und somit auch des Rätsels Lösung einen Schritt näher zu gelangen, und dass Dumbledore sogar wollte, dass sie all das taten, beteuerten sich Logan und Rob für den Rest der Woche gegenseitig. Manchmal erwischte sie auf dem Gelände Freds verschwörerischen Blick, der nichts verriet außer: Ich bin dran, noch kurz Geduld. Oder: Um drei hinterm Wandvorhang?

Der Schnee, der die letzte große Welle des Winters gewesen war, versiegte und der Frühling kehrte zurück. Langsam und klammheimlich, war zunächst auch nur geduldiger Sonnenschein und sprießende Knospen. Und Logan hatte das Gefühl gepackt, nichts mehr verlieren zu können. Nicht einmal das neue Leben, das ihr geschenkt worden war.

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt