40 | intentionen.

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„Netter Lähmfluch."

Seine Stimme versiegte gegen das hohe Piepen in ihren Ohren und das auf sie einströmende Geschnatter der Schülermasse traf sie wie ein Schlag. 

Sie hatten das Ende des Verwandlungskorridors erreicht und er blieb stehen.

Fred Weasleys Haar war zerzaust, die Krawatte um seine Schulter geworfen und sein zu großer Schulumhang drohte ihm vom Arm zu rutschen. Der Blick, mit dem er Logan an den Torbogen zum Treppenhaus pinnte, war besorgt.

„Möchtest du drüber reden?"

Die Luft in ihrer Lunge spannte sich.

„Nein", prustete sie und bemühte sich möglichst deutlicher Ausdruckslosigkeit. „Nein, möchte ich nicht."

Dort, wo er sie fest am Oberarm gegriffen hatte, pochte nun das Blut durch ihre Venen und das Salz, das ihr in den Augenwinkeln gebrannt hatte, war noch immer nicht getrocknet. Dabei war alles, was sich vor ihrem geistigen Auge abspielte, Robs schiere Fassungslosigkeit, in der er sich aus Corbens Stütze riss; das Donnern seiner Sohlen auf dem Steinboden, Corbens Blick zwischen ihr und ihm, ihm und ihr, hilfesuchend. Bis sie ihre Lider gesenkt hatte und er seinem besten Freund nachgelaufen war. In das Kreischen des Schneesturms hinein.

„Starrst wohl immer noch so gerne schweigend ins Nichts, hm?"

Ein Teil von ihr konnte es nicht ertragen, ihn feixen zu sehen. Fred Weasley, mit der diabolischen Belustigung auf seinen Lippen und dem Schalk bei sich. Und hätte dort nicht trotz all dessen der Hauch von Ernsthaftigkeit, der Schatten von Unsicherheit bei ihm gelegen, hätte sie ihn kaum eine weitere Sekunde ertragen.

„Was hattest du da zu suchen?", fuhr sie ihn an, unwillkürlich schroff. Die Panik in ihrem Körper drohte sich in rasende Wut zu verwandeln. „Warum warst du überhaupt -"

„Corben hat dich gesucht und ich hab dich in das Klassenzimmer gehen sehen - hey." Er hielt sie auf, bevor sie sich an ihm vorbei schieben konnte. „Ich kann nichts dafür, dass du dich mit diesem Pierce -"

Doch diesen Satz beendete er nicht. Denn den sich vor ihr aufbauenden Tränenschleier konnte er im Nachmittagslicht glänzen sehen.

Hinter ihnen schob sich eine Schar Fünftklässler den Gang hindurch und Fred trat näher an sie heran. Sein wohlbekannter Duft nach Feuerholz und herbem Karamell wirkte wie Balsam auf ihrer Seele, dabei brannte es doch, ihn zu inhalieren.

„Fred?", flüsterte sie schließlich seinen Namen und der feine Stoff seines weißen Hemdes zitterte vor ihrer Nase. Sie wusste, dass er auf sie hinab starrte. Ob er sah, dass ihre Finger noch bebten? „Ihr habt immer gesagt, dass alle Slytherins schlechte Menschen sind. Jeder von ihnen."

Dem straffen Oberkörper vor ihr entwich ein Seufzer und sie hörte seine Stimme von irgendwoher, nah und doch schrecklich fern: „Ich weiß." Er klang ergeben. „Ich weiß, aber du hast Recht, man kann sich irren und -"

Sie ließ ihn nicht.

„Ich hab Mist gebaut."

Ihr Atem beschlug das Hemd vor seiner Brust und ihr Blick flog über den Rand ihrer Brille zu ihm hinauf. Sie spürte, dass ihre Mundwinkel zitterten und würde sie noch irgend ein weiteres Wort sagen, würde sie es nicht ersticken können.

Sie spürte, dass sich sein Arm um ihre Schulter zog.

„Wieso?", flüstern er und sein Braun verschmolz auf ihr.

Sie wusste nicht, ob sie es sagte, oder ob es letzten Endes nur durch ihren Kopf schrie: „Ich habe ihm vertraut."

Denn Fred zog sie näher, ohne auch nur zu fragen. Er schloss sie in seine Arme, sein Kinn auf ihrem Scheitel und die an ihnen vorbeiziehenden Schüler mit neugierigen Minen. Doch Logan schloss ihre Lider und sah sie nicht. Sie sah sie nicht, auch nicht den niederprasselnden Schnee. Hörte bloß das Heulen des Windes und den Widerspruch in ihrer Brust - Sie können ihn nicht haben; er ist mein Dad!

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt