72 | seelentrennung.

487 45 370
                                    

Die Pflanze ächzte, als die metallene Beißzange ihren Stängel durchtrennte. Gelbes Sekret platschte dick wie Eiter auf den gepflasterten Boden.

„Was, in Merlins Namen, tun wir hier?"

Die Nachmittagssonne stand tief über den Ländereien und spiegelte sich auf dem matt befleckten Glas des Gewächshauses.

Rob zog die Nase hoch. „Ich muss die Begonie schneiden."

Mit streng in die Hüfte gepressten Fäusten nahm Logan ihn ins Visier.

„Du musst die bitte was?"

„Da drüben ist eine Zange."

Ihre Augen huschten gar nicht erst zu dem Hocker, auf den er deutete.

„Rob –"

„Wir sehen mit harmlosen Dingen beschäftigt aus, verstanden?" Er kniff so energisch in die Begonie hinein, dass die Messer in der dunsenen Luft surrten. Ein Pflanzenkopf krachte auf die Erde. „Außerdem fehlen mir fünf Punkte in Kräuterkunde um zu bestehen, und das Ding hier muss bis morgen fertig sein."

Kommentarlos, und weil das Stutzen der knallbunten Blüten wie eine gute Art aussah, Anspannung loszulassen, schnappte Logan sich die Zange. Die Pflanze ächzte qualvoll, kaum dass sie sich den Halmen näherte.

„Okay." Rücksichtslos zerhackte Logan einen entzwei. „Du haust jetzt lieber mächtig was raus."

„Hast du's gelesen?", erwiderte Rob. „Noch reingeschaut?"

„ Ja na klar." Und das hatte sie wirklich. War, nachdem Robs Schritte in der Ferne verhallt und die Bedeutung seiner Worte zu ihr hindurch gesickert war, noch einen Moment stehen geblieben. Um zu fühlen, wie sich die Griff-Falten in ihrem Hemd entknitterten.

Danach war sie bis in ihren Schlafsaal gerannt. Und hatte die gesamten letzten zwei Stunden nichts anderes getan, als auf die staubbehafteten Seiten zu starren.

Jetzt spannten sich Robs Schulterblätter. Traten wie scharfkanntige Messer aus seinem T-Shirt hervor.

Logan musterte, wie er nach Worten rang. Dabei sagte er es letzten Endes doch gerade heraus. Einfach so, mit dem Stöhnen einer Begonienblüte als Hintergrundgeräusch. Und Logan wusste, sie bekäme all das, was ihr Leben bis hier her gewesen war, nie wieder zurück.

„Voldemort hat einen Horkrux."

Sträucher knackten.

„Was?"

Verdattert blinzelte Logan gegen das reflektierte Sonnenlicht, Rob jedoch verlor sich schon in seinem Strom: „Das ist, woran mein Vater geforscht haben muss. Alles andere ergibt keinen Sinn, er -"

Logan rieb ihren Handrücken über die Stirn. „Von vorne Rob, bitte."

„Kapitel sieben, Horkruxe", wiederholte er und tippte mit den Füßen gegen die reglosen Blüten. „Das sind Gegenstände, die die Seele eines Menschen speichern und aufbewahren. Das Verhältnis von Seelen und Körpern war –"

„Das Forschungsthema deines Vaters." Leichtfüßig war Logan gegen die Glaswand geglitten. In dem gleißenden Sonnenlicht sahen Robs dunkle Muttermale wie Kerben auf seiner Sommerhaut aus.

Sie hatte es ebenfalls gelesen. Und sie hatte Robs Schlussfolgerungen geahnt, noch während ihre Augen über die Zeilen geglitten war.

Doch selbst jetzt, wo er es aussprach, glaubte sie noch immer, es könnte nicht die Wahrheit sein.

„Glaubst du ernsthaft –"

„Du-Weißt-Schon-Wer hat ihn deshalb rekrutiert? Ja."

„Das heißt, er hat –"

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt