57 | patronuslicht.

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Als Logan an diesem Abend zurück in den Gemeinschaftssaal kam, begrüßte Naome sie mit einer Vorwurfstirade. Einer liebgemeinten, dezenten Vorwurfstirade, wohlgemerkt.

Sie und Brixton hatten sich, über eine Partie Zauberschach gebeugt, gegenüber gesessen und Corben hatte ihnen dabei zugesehen. Die Erschöpfung des Trainings stand auf sein Gesicht geschrieben und die Spitzen seiner Haare waren noch feucht von der dampfenden Dusche.

Kaum hatte Logan die Adlertür durchquert, war Naome jedoch auf den Beinen.

„Sag mal, bist du von 'nem Hippogreif überrannt worden?", war das Erste, was sie ihr entgegen fauchte, kaum hatte sie sie unter die Treppen gezerrt. Sie waren einer der letzten, die meisten Schüler ihres Hauses schliefen schon. „Du verlässt das Team? Was ist los?"

Logan ahnte, was sie eigentlich sagen wollte – Rede mit mir.

Am Rande ihres Blickfeldes schielte Corben mit einem müden Lächeln zu ihnen hinüber, bevor er den freien Platz vor Brixtons Schachbrett einnahm und seine Hand in seinem dunklen Haar vergrub.

Logan beobachtete Corbens Fingerkuppen, wie sie seinen Scheitel massierten, bevor sie wieder zu Naome sah. Die Anstrengung der Schutzzauber hatte ihr die Energie aus den Armen gezerrt und sie fühlte sich als hinge ihr Kopf der Realität hinterher.

„Hör zu, ich hab das lang und breit mit Corben besprochen. Ich brauch Zeit für den Abschluss, meine Noten sind echt nicht die besten." Und dann zitierte sie ganz bewusst, was Fred ihr vor einer Weile am Seeufer erzählt hatte, und spürte ihre Magengegend krampfen: „Ich will es richtig machen."

Der Ausdruck auf Naomes Gesicht war milde, nicht lange so streng und fordernd, wie ihre verschränkten Arme es deuteten und Logan war ihr dankbar, dass sie immer dann ihr hohes Ross der Verurteilungen verließ, wenn sie sie brauchte.

Deshalb sprach sie nun auch gedämpft: „Weißt du, erst benimmt sich Rob wie ein Verrückter, und jetzt du. Wo bist du so lang gewesen? Heckt ihr beide was aus?"

In Logans Gedankenzirkel war etwas zerbrochen.

„Wieso benimmt sich Rob wie ein Verrückter?"

Naome starrte an das Wandbild hinter und rieb sich den Nacken, um Worte verlegen als wisse sie –

„Er hat irgendwas, doch er will es mir nicht sagen. Er redet nicht. Normalerweise hat er immer geredet."

Erleichterung stach in Logans Mark. Sie schmunzelte: „Ich dachte, ihr hasst euch?"

Naome verzog das Gesicht.

„Ein bisschen. Nicht ganz so sehr." Doch ihr verstohlenes Grinsen verschwand schon im nächsten Atemzug: „Weißt du, sein Vater ist ja scheinbar vor Weihnachten gestorben, er war ewig nicht in Hogwarts, aber er will auch nicht drüber reden. Ich bekomm ihn kaum noch zu fassen."

Sie hielt inne, ihre langen Fingernägel hatten sich in einer Nat ihres Pulli verkrallt. Unter ihren kurzen Haaren sah sie zu Logan hinauf, mit einer Verunsicherung, die noch nie zuvor an ihr zu sehen gewesen war. Eine Verunsicherung, die es nur gab, wenn man jemanden wirklich mochte.

„Wenn du etwas wüsstest, Lo, dann – dann würdest du es mir sagen, oder? Was ihn so umtreibt? Ich mach mir wirklich Sorgen, er –"

„Ich treff mich nicht mit ihm, Naome. Ehrlich nicht."

Ein Schatten ehrlicher Überraschung flüchtete über Naomes Miene und ihre Lippen formten ein entwaffnetes 'O'.

Doch so schnell, wie es gekommen war, war es auch wieder vorbei und die alte Naome mit ihrer ungebrochenen Entschlossenheit war zurück, als sie sie nun aus Argusaugen traktierte: „Wo warst du dann?"

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt