74 | das größere wohl.

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Als Logans Sohlen über die Marmorstufen der Schlafsaaltreppe scharrten, war der Ravenclaw-Gemeinschaftsraum verlassen.

Im Kamin glimmte noch die restliche Glut und draußen hatte leiser Nieselregen eingesetzt. Selbst die Ländereien riefen sie in die Ferne zu sich.

Also hielt Logan ihren Rucksack umklammert, starrte vom Treppenabsatz aus in den Saal wie durch ein Portal in die Vergangenheit und zwang sich, nicht an all die Abende, Morgende und Spielnachmittage zu erinnern, die verstrichen waren, als sie über die Schwelle den Raum betrat.

„Logan?"

Und um nächsten Augenblick hätte sie geschrien. Einfach so, gerade heraus – hätte sie die Stimme nicht erkannt. Und mit ihr das ausdruckslose Gesicht, das ihr von den Stühlen unter der Treppe entgegenstarrte.

Corben McLaggen sprang auf. Hatte über die Broschüren zur UTZ-Zertifizierung Paketpapier ausgebreitet, vollbeschriebenes Pergament und irgendetwas Hölzernes, das in seinem Umhang verschwand, bevor sie es begriff.

„Was tust du hier?", zischte er.

Und Logan wog ihre Möglichkeiten ab.

Ein Atemzug nur, in dem die Totenstille und drückende Nervosität Panik wurden. Ein Atemzug, in dem sie am anderen Ende des Gemeinschaftsraumes stand und Corben unverfroren entgegenstarrte.

Für die vergangenen zwei Stunden hatte sie geglaubt, seine Worte nach dem Abendessen wären das Letzte gewesen, was sie je von ihm hören würde – Wenn ich in der Liga spiele, bekommst du als letzte 'ne Karte, Corner!

Trotzdem stand er jetzt dort und sah sie an.

Und Logan ignorierte ihn. Wandte sich um, ohne ein Wort. Durchquerte den Raum, sechs Schritte, die Finger schon am Adlertürknauf –

„Logan, was ist los?"

Natürlich ließ Corben sie nicht. Überbrückte die Distanz, dabei schlüpfte Logan schon aus dem Raum –

„Wo willst du hin?" Er blieb auf der Schwelle zurück, sie rauschte die Treppen hinab. „Es ist nach Mitternacht, Umbridge wird –"

Doch weiter kam er nicht. Dann erstickte er sich selbst.

Logan fuhr herum. „Corbs."

Doch er starrte schon über sie hinweg in den Korridor hinein. Vorbei an den tanzenden Fackeln bis zum Ende des Flures.

„Rob?"

Bis dahin, wo Robs lockiger Haarschopf hervorlugte. Prompt schlüpfte Corben aus dem Gemeinschaftsraum, zog die Tür zu. Wie Klatscher sausten seine Augen zwischen Logan und Rob hin und her, der sich aus seinem Versteck schälte, langsam und zäh.

„Ich wusste, dass ihr was vorhabt. Was tut ihr hier?"

„Corbs." Logan versuchte es erneut. Rob war in den Gang geschlichen, mit einem Stoffbeutel bepackt, der nach Aufbruch schrie. Und ab da wusste sie, dass ihr nichts anderes übrig blieb: „Ich werde Hogwarts verlassen."

„Was?" Corbens Stimme hallte knallhart von den Steinwänden wieder. „Nein."

Sofort hatte er die Treppen überbrückt, stand nun mit seinen Mitschülern im Flur, wo das Deckenlicht fehlte und die Schatten über seine kantige Mine tanzten.

„Nein", wiederholte er. „Nein, nein, nein, Rob –"

Der hatte nur ein Achselzucken. „Sorry, Mann."

Er war ihm keine Hilfe mehr. Und Corben sah das auch. Deshalb bohrte er sich an Logan fest.

„Wohin?"

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt