06 | die weasleys.

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Logan Ainsley holte Luft. Sie holte Luft und der Name einer Fremden klingelte in ihren Ohren nach.

„Wir können es nicht vermeiden." Kingsley Shacklebolt stand unmittelbar vor ihr. „Der Grimmauldplatz ist jetzt nicht mehr so ruhig wie vor einem Monat noch. Aber Dumbledore ist überzeugt, dass du dort sicherer bist."

In Nymphadora Tonks' Wohnung war es schwül warm, die Sommersonne war an den Rand der Häuserkette Norwichs gesunken. Der schwarze Rucksack schnürrte tief in ihre Schulter. Sie hatte ihr Hab und Gut schon seit dem Mittag gepackt und eigentlich brauchte ihr an diesem Tag auch niemand mehr erklären, warum sie Norwich verlassen musste.

Logan surrte den dünnen Stoffgurt enger und wackelte mit den Ohren, damit sich das Gestell ihrer Brille löste, das sich fest an ihre Haut geklebt hatte. Ob sie sich daran gewöhnen würde, konnte sie sich kaum vorstellen.

Tonks hatte ihr viel gesagt, als sie an diesem Nachmittag aus ihrem Aurorenbüro nach Hause gestolpert kam.

„Ich möcht dich echt nicht loswerden, Lo", hatte sie beteuert, noch während Kingsley nach ihr durch den schmalen Türspalt getreten war. „Aber jetzt, wo du offiziell - na ja, du in anders - bist, ist es im Hauptquartier sicherer als hier. Auch wenns muffig ist und Sirius nervt." Eigentlich nervte er nicht. „Aber wenn dich ein öder Waldkauz hier aufspüren kann, dann könnens auch die Iren, sobald sie richtig loslegen. Und um das zu vermeiden, haben wir jetzt schon zu viel riskiert."

In dem hellen Blau von Tonks' Iris hatte dieser schwesterliche Blick gelegen, der vermuten ließ, Logan müsste zerbrechen, sobald Tonks lauter oder nachdrücklicher sprach. Als wäre sie ihre große Cousine, die sie seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hatte und die mittlerweile immer noch den Drang verspürte, sie irgendwie erziehen zu wollen.

Doch letzten Endes war Logan ihr dankbar. Für ihre sanfte Umarmung und die Mischung aus Blumenduft und Arbeitsschweiß, der immer um sie lag. Tonks war da, wie sie auch die vergangenen vier Wochen da gewesen war. Wie eine ewig währende Konstante und ihr bester Schutz, der ihr Schweigen akzeptierte und ihr Alleinsein verstand.

Und nun - drei Tage, nachdem Theodore mit dem zerrupften Pergament am Bein zu ihr gestoßen und vier, seitdem Maden Bolton gestorben war -  holte Logan Ainsley wieder Luft. Ihre Nasenflügel flirten in der von der heißen Nachmittagshitze und Kingsleys griff nach dem Blumentopf auf dem Kaminsims, das bröselige Flohpulver schimmerte.

„Wir werden sagen, dass du meine Nichte bist", wiederholte Tonks, mit einem festen Druck auf Logans Schulter und einem verschmitzten Grinsen auf den langen Lippen. „Logan Ainsley, Kind von Enna Tonks, Schwester von Ted Tonks. Wenn sie dich nach einem Kesselkuchenrezept fragen, musst du verneinen. Familiengeheimnis."

„Und wenn sie mich fragen, warum ich wie die tote Mörderin auf dem Titelblatt aussehe?"

Tonks Mund verzog sich zu einer schmalen Linie.

„Wir sehen uns Montag wieder", war alles, was sie sagte, und Logan wusste, wie wenig jemand von ihnen über diese Wahrscheinlichkeit sprechen wollte: Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Plan scheitern würde; dass jemand dahinter kam.

Denn dafür hatten sie wirklich zu viel riskiert. Zu viele Tränke, die Logan nehmen musste, um ihre Haut ein wenig blasser zu tönen, ihre Augenfarbe blauer zu machen, sie ein klein wenig schrumpfen zu lassen. Die Paste, die ihr Haar ausblich, die Sehschwäche, die eigentlich keine war. 

Tonks hatte ihr nur mit verzogener Miene dabei zugesehen - Sei froh, dass dus erst in sechs Monaten auffrischen musst, das wird ein super Weihnachtsfest - und sich vergewissert, dass Logan, wenn sie vor Ekel hatte husten müssen, nicht erstickte.

Doch nun sah Logan wirklich nicht mehr nach Maden Bolton aus. Allerdings war sie sich sicher: Wenn jemand sie kannte, die echte Maden, dann würde er es sehen.

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt