Schicksalhafte begegnung Kapitel 15

29 1 0
                                    

Schicksalhafte Begegnung



Kapitel 15




Jason war mit einem andern Team unterwegs, seit der Major zu seiner Mission aufgebrochen war. Es war nicht schlecht, doch er vermisste Ian und Merlin. Sie waren zu dritt ein eingeschworenes Team gewesen und er hoffte, das sie bald wieder zusammen ein Team bilden würden. Im Moment waren sie auf einem Planeten, der gerade von den Wraith besucht wurde. Sie waren schon weg, als Jasons Team dort eintraf. Sie begleiteten Händler auf den Planeten als Eskorte. Da es sehr gefährlich war, bekamen Händler meistens eine Team zur Seite gestellt.

Die Einwohner waren immer noch etwas verschreckt, aber kamen anscheinend gut klar damit. Merlin sagte einmal, das sie seit Generationen so lebten und es schon fast normal war, das die Wraith in gewissen Abständen kamen.

Trotz allem war es für viele erschreckend, die das hörten. Doch alle wussten auch, das man es nicht ändern konnte. Die Wraith waren schon vor Tausende von Jahren hier und würden noch da sein, wenn diese und die nächste Generation zerfallen war. Der Leutnant Commander, der dieses Team führte, suchte den Verantwortlichen dieses Dorfes.

Die meisten Planeten in der Pegasus Galaxie waren auf dem Stand von einfachen Dörfer mit Bauern. Fortschritt im eigentlichen Sinne, ließen die Wraith nicht zu, denn Fortschritt bedeutete Waffen, Forschung. Das wieder bedeutete bessere Ausgangsmöglichkeiten für die Bewohner, sie zu bekämpfen. Deshalb forschten die Genii und Kandis im Verborgenen; unter der Erde. Weil sie wussten, das die Wraith das nie zulassen würden.

Der Magistrat dieses Dorfes kam jetzt auf sie zu.

„Es tut mir leid, das ich Sie nicht gebührend empfangen konnte. Die Wraith waren gerade zum Ausdünnen da. Wollen Sie Waren kaufen? Ich muss Ihnen sagen, das es im Moment ungünstig ist und ich Sie fragen wollte, ob Sie später wiederkommen können. An einem anderen Tag?"

„Natürlich. Das verstehen wir. Die Händler können an einem anderen Tag wiederkommen", sagte der Anführer des Teams „Haben Sie viele Verluste?"

Der Bewohner des Dorfes sahen menschlich aus. Doch Jason wusste, das nicht alle richtig menschlich waren, sondern Merkmale ihrer Rasse hatten. Die Einwohner hatten so etwas wie Rillen am Hals, die scheinbar noch tiefer gingen und sich nach hinten auf den Rücken verliefen. Jason vermutete es mal, denn er konnte die Rillen nur bis zum Hals sehen.

„Nicht mehr als sonst auch. Wir konnten viele retten. Und danke für Ihr Verständnis."

„Kein Problem. Können wir sonst behilflich sein; bei irgendetwas?"

Der Magistrat schüttelte den Kopf.

„Danke. Aber nein. Wir kommen schon klar...Doch etwas war sonderbar und ich bin eigentlich froh, das sie jetzt hier sind. Ich weiß, das sie in regelmäßigen Abständen kommen, auch um Handel zu treiben. Nur heute ist es etwas ungünstig."

„Was meinen Sie?", fragte der Leutnant Commander

„Nachdem die Wraith da waren und wieder verschwunden, kam ein anderes Basisschiff. Einige kamen herunter auf den Planeten und fragten, ob Teams hier von Atlantis Handel treiben und öfter vorbeikommen. Ich sagte, das sie regelmäßig ein Team schickten, auch um Handel zu treiben. Wir dachten zuerst, das sie wiederkamen und noch mehr ausdünnen wollten. Dementsprechend waren wir wirklich verschreckt. Aber sie taten uns nichts; dieser Wraith gab mir nur diese Information und sagte, ich solle sie übergeben. Dann gingen sie wieder, ohne jemanden ein Haar zu krümmen. Ich sollte einem Ian Mckenzy eine Nachricht überbringen. Ich sagte ja schon...Es war seltsam."

Der Leutnant Commander sah zu Jason, der jetzt hellhörig wurde und fragte.

„Ich bin ein Freund von ihm. Was genau sollten Sie ihm sagen? Oder besser gesagt; welche Nachricht haben Sie für ihn?"

Der Magistrat nickte einem der Männer zu, der ihm ein Stück Papier gab. Aber es war eigentlich kein Papier; es fühlte sich seltsam an, fast wie Haut. Er reichte es Jason mit den Worten.

„Er soll sich in zwei Tagen an diesen Koordinaten mit ihm treffen."

Jason sah auf das eigenartige Material, das sich komisch anfühlte und las die Zahlen und Symbole. Er nickte ernst. Diese Koordinaten kannte er gut. Es war der verfluchte Wüstenplanet. Hatte Arthur diese Nachricht überbracht? Oder wollte er Ihnen nur mitteilen, das Merlin auf seiner Mission getötet wurde? Jason machte sich Sorgen und Ian, wenn auch im siebten Himmel im Moment, würde sich auch Sorgen machen. Jason steckte das Stück Material ein. Anders konnte er es nicht bezeichnen, aber es war eindeutig etwas von den Wraith.

„Danke", sagte er.

Der Magistrat sah ihn an.

„Seien Sie vorsichtig und Ihr Freund auch. Sie mögen uns in Ruhe gelassen haben und nur diese Nachricht überbracht haben, aber es sind Wraith. Vielleicht ist es eine Falle."

„Ja. Vielleicht, doch wir werden nicht so leicht in eine Falle tappen", antwortete Merry grimmig „Wir kennen die Wraith auch."

Der ältere Mann nickte.

Etwas später ging das Team zurück und Jason würde Ian suchen. Er wusste, das der Ire nicht begeistert wäre. Und sich Sorgen machte um seinen Freund. Schließlich war es ja nicht üblich; außer bei dem Major, der sich fast regelmäßig mit einem gewissen Wraith traf, das sie sehr innigen Kontakt mit Wraith pflegten. Es sei denn, sie konnten sie umlegen. Aber Jason wusste, das es Insider waren, die diese Nachricht überbrachten, denn niemand außer Arthurs Schiff wusste, das sie sich auf diesem Wüstenplanet getroffen hatten.

Und Jason machte sich jetzt auch Sorgen, obwohl der Major auf sich aufpassen konnte.

Und unverschämtes Glück hatte, aus brenzligen Situationen herauszukommen.

Aber es konnte auch mal wirklich gewaltig schief gehen.




XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX





Ian kam in La Cantina und lächelte, als er Saru an einem der Tische sitzen saß. Er schien in einem Buch zu lesen. Seit diesem besonderen Training, bei dem ihn Saru geküsst hatte, als gäbe es kein Morgen; so forsch und dominant, war es um Ian geschehen. Doch das war vor drei Tagen und seit dem Zwischenfall war nichts mehr passiert. Ian wollte wissen, wo er dran war. Vielleicht wollte Saru ihn nur verarschen, weil er so hinter ihm her war. Das allerdings würde er nicht so locker tolerieren. Er nahm sich etwas zu trinken und kam zu dem Tisch.

„Darf ich?"

Saru sah auf und diese faszinierende, grünen Augen waren einfach nur der Hammer. Er trug sein Haar offen und es lag wild und schwarz um seine Schultern.

„Ja. Setz dich", sagte er lächelnd „Ich habe nur etwas aus der Bücherei gelesen."

Ian nahm das Buch und grinste.

„Stolz und Vorurteil? Im Ernst?"

„Was hast du dagegen einzuwenden?", fragte Saru.

„Ist eher etwas für Frauen."

„Ach? Und wieso?"

Ian lehnte sich zurück.

„Es handelt von Liebe, unterschiedlichen Gesellschaftsklassen und Geheimnissen. So typisch etwas für romantische Frauen."

Saru lachte und Ian schaute ihn verwirrt an.

„Was?"

„Dann hast du es auch gelesen, wenn du so gut Bescheid darüber weißt. Und dann bei anderen spöttisch sein. Das bekommst du im nächsten Training zurück."

Ian schauderte innerlich, als er an das letzte Training dachte...Der Kuss. Und er wollte jetzt Klarheit. Er wollte endlich wissen, ob er eine Chance hatte.

„Warum hast du mich geküsst?", fragte Ian frei heraus und wechselte so abrupt das Thema.

Doch Saru war nicht überrascht und antwortete sofort und sehr locker.

„Ich wollte es. Warum? Habe ich dich dazu gezwungen? Dann tut es mir leid, obwohl...Es fühlte sich nicht an, als würdest du dich zwingen."

Saru sagte eigentlich immer stets frei heraus, was er dachte. Es war keine Naivität, die er zeigte. Nein, er war alles andere als naiv. Es war eine Eigenart seiner Rasse, zu sagen, was man dachte. Es war nicht immer angebracht, doch bei Saru hatte Ian nie das Gefühl, das er log.

„Und was bedeutet es für dich?", fragte Ian und fuchtelte mit den Händen herum. Gott, er stellte sich wie ein Teenager an, wenn es um Saru ging „Ich meine...Denkst du...", er fuhr sich durch die roten Haare, die jetzt noch verwuschelter aussahen „Scheiße...", zischte er.

Er sah Saru jetzt an.

„Verflucht; du machst es einem nicht einfach, Saru."

„Was meinst du?"

„Scheiße nochmal. Männer küssen nicht einfach andere Männer, wenn sie nichts vorhaben. Ich meine...Gott, verdammt, ich bin heiß auf dich und fahre voll auf dich ab. Sag mir jetzt nicht, das es dir nicht aufgefallen ist, denn es war ja offensichtlich, was ich wollte. Und du küsst mich und dann...Nichts mehr. Was ich eigentlich sagen wollte..."

„Das du mich willst?", fragte Saru.

„Ja, aber nicht so wie du vielleicht denkst. Ich...Ich habe mich in dich verliebt und hoffe auf eine Partnerschaft; auf längere Sicht. Deshalb sag mir jetzt, was du willst und lass mich nicht so in der Luft hängen."

Saru grinste.

„Was ist so lustig?", fragte Ian, jetzt etwas sauer.

„Du...", antwortete der schwarzhaarige Adonis „Es war interessant zu sehen, wie du immer zappeliger die Tage wurdest. Und mir immer fragende Blicke zugeworfen hast. Ich fragte mich, wie lange du es aushältst, bis du mich darauf ansprichst."

Ian sah ihn verständnislos an.

„He? Ich verstehe nicht. War ich für dich so etwas wie ein Experiment? Warten wie lange es dauert, bis der Mensch durchdreht? Oder was?"

Saru beugte sich zu Ian; seine Augen jetzt dunkelgrün.

„Nein. Aber ich war in meinem Volk sehr geachtet. Es gab viele, die mich wollten, doch ich hatte kein Interesse. Aber ich bin niemand, der sich schnell und bereitwillig jemanden anbietet. Wenn ich einen Partner wähle, dann für immer. Und ich möchte mit Bedacht wählen und meinen zukünftigen Partner abschätzen. Denn wenn ich mich einmal verbinde, gibt es kein zurück für mich und auch nicht für meinen Gefährten. So ist es in meinem Volk, Ian."

„Und das heißt?"

„Der Gedanke, dich zu meinem Gefährten zu nehmen, klingt sehr verlockend für mich, Ian. Ich mag dich; ich mag dich wirklich. Du bist mir in vielen Dingen ähnlich. Doch du bist nicht von meinem Volk. Du kennst nicht die Bräuche und Sitten von Gefährten. Ich möchte dir eine Chance geben, das alles zu bedenken, dir Zeit zu lassen, dir ganz sicher zu sein. Denn sind wir einmal verbunden, dann für immer. Deshalb musst du dir ganz sicher sein, was du willst."

Ian starrte ihn nur an, sagte nichts. Es war, als wäre für ihn heute Weihnachten und Ostern und was auch immer zusammen. Sein Wunsch ging in Erfüllung. Saru wollte ihn. Doch er musste auch zugeben, das es ihm ein wenig Angst machte, was er sagte. Für immer und kein zurück? Das war auch für Ian nicht leicht.

Er, der Ire, der immer unabhängig war; hier und da ein Techtelmechtel mit Männer hatte, sowie mit Connor, der auf Atlantis arbeitete. Conor und er waren eine Zeit lang ein Paar. Als sie sich auf dieser Ebene trennten, schworen sie sich, immer beste Freunde zu sein. Sie kannten sich schon seit frühster Kindheit und nur weil sie zusammen vögelten, war das nicht das Ende einer Freundschaft, die mit Blut, Schweiß, Verlust und Kampf in frühster Jugend in Irland besiegelt wurde.

Doch das hier mit Saru war anders. Es war endgültig, so wie er sagte. Und ja, er wollte Saru. Er malte sich aus, wie es sein würde mit ihm zu schlafen; mit diesem schönen Mann, dem die Frauen nachsahen, sowie manche Männer. Und ja; Saru hatte recht. Er brauchte Zeit, sich ganz sicher zu sein. Und Saru würde nach den Gebräuchen seines Volkes leben.

„Du hast recht", sagte er nun zu Saru „In allem was du sagst. Ich bin in dich verliebt, aber ich weiß nicht, ob ich zu solch einem Schritt bereit bin. Für immer und ewig? Ja, das klingt verdammt endgültig", nickte Ian „Ich sollte darüber nachdenken."

„Ja", sagte Saru nur.

„Warum muss es so kompliziert sein?", klagte Ian ihn an „Warum können wir nicht einfach zusammen sein und Spaß haben...Uns die Seele aus dem Leib vögeln und leben? Ohne diese Gefährtensache und auf immer und ewig. Das macht doch alles einfacher. Und auch...Falls wir nicht zusammen passen, ist eine Trennung nicht sehr schwierig. Doch mich so an jemanden binden, den ich nicht ansatzweise kenne...", er seufzte „Ich bin nicht von deinem Volk und ich weiß nicht, ob ich das so will. Tut mir leid."

Saru sagte nichts, sah ihn nur an und Ian stand auf.

„Okay. Wir sehen uns. Ich muss jetzt in mein Labor."

Er drehte sich um und ging hinaus. Tja; da könnte er jetzt seinen Traumpartner haben, aber die ganze Sache hatte einen Haken; einen großen Haken. Saru war schön, gut gebaut und lieb, doch was wäre, wenn er feststellen würde, das sie nicht zusammen passten? Sie müssten dann trotzdem zusammenbleiben und das wäre eine Qual.

Irgendwie wusste Ian, das er das so nicht handhaben konnte, wie Saru sich das vorstellte. Und ja...Er war nicht bereit für eine Bindung mit solchem Ausmaß.

Für immer und ewig?

Das machte ihm eine scheiß Angst.




XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX





Acht Tage waren Merlin und Arthur schon auf diesem Planeten unterwegs, der eigentlich gar nicht so übel war. Viel Natur, seltsame Pflanzen, Tiere und Bäume. In der Ferne ragten Berge auf und die Bäche waren klar. Ab und zu hatten sie auch einen kleinen See erblickt. Der Wald war dicht und es war nicht einfach durchzukommen, doch es gab auch viele Hügel und viel freies Land. Es erinnerte etwas an die schottischen Highlands. Das Wetter war ähnlich wie in Schottland. Sonne, Wind und blauer Himmel, aber nicht sehr warm und abends kühlte es wirklich stark ab.

Ab und zu hatte es auch mal geregnet, aber nicht sehr viel. Und so wie das aussah, war der Planet wirklich unbewohnt, bis auf Tiere. Seltsam aussehende Tiere, die nicht annähernd an Tiere auf der Erde erinnerten. Merlin wäre wirklich glücklich, ein normales Kaninchen zu erblicken, aber keine Chance. Und er fragte sich, wieso solch ein Planet nicht besiedelt war. Aber er wusste auch, das diese Galaxie nicht dicht besiedelt war, was den Konkurrenzkampf der Wraith um Futter erklärte. Außerdem wussten sie nicht ansatzweise, wo sie eigentlich in der Galaxie waren.

Er hatte ein kleines Tier gejagt und erlegt, das keinem Tier auf der Erde gleich kam. Er war etwas skeptisch, es über dem Feuer zu braten und schließlich zu essen. Vielleicht war es ja ungenießbar. Das würde ihm jetzt noch fehlen; abgeschmiert auf einem unbekannten Planeten, der unbewohnt war mit einem Wraith und dann eine Nahrungsmittelvergiftung. Nicht nur, das er das einzige, menschliche Lebewesen war und Nahrung für ihn, war die Nähe auf diesem einsamen Planeten zu Arthur eine Folter von einem Ausmaß, das Merlin nie vermutet hätte.

Die Stimmung war seit vier Tagen angespannt und das lag nicht daran, das sie hier gestrandet waren. Es waren die unausgesprochenen Dingen zwischen ihnen, die Merlin gerne unausgesprochen ließ. Doch er wusste, das Arthur das nicht auf sich beruhen ließ und er sich irgendwann dem stellen musste. Die Blicke des Wraith, wenn er Merlin beobachtete, sprachen Bände. Er merkte sehr wohl, das Merlin sich zurückzog; sich ihm entzog.

Verflucht! Es sah so aus, als wäre er hier nicht nur auf dem Planeten gefangen, sondern konnte auch der Konfrontation von Arthur nicht ausweichen. Es sei denn, er zog alleine los, aber das würde der Wraith nie zulassen. Und er würde Merlin mit so einiges konfrontieren. Es war hier eine wirklich tolle Gelegenheit für ihn; Merlin konnte nicht weg...Flüchten. Das wusste der Wraith nur zu gut.

Um die Distanz zu halten, war Merlin die letzten Tage sehr wortkarg gewesen und war immer sehr früh schlafen gegangen. Seine Wunde heilte und die Kopfschmerzen waren auch vergangen. Doch er spürte die Blicke des Wraith auf sich, der noch nichts gesagt hatte, doch Merlin wusste, das der Frieden trügerisch war. Arthur wollte ihn und er würde jetzt nicht damit aufhören, nur weil sie auf einem Planeten abgestürzt waren. Im Gegenteil; Merlin konnte ihm hier nicht entkommen. Und Merlin wusste, das Arthur ihn auf jeden Fall auf sie beide ansprechen würde. Bis jetzt konnte er sich immer raus winden und verschwinden, was hier leider unmöglich war. Super. Als hätte er nicht genug Probleme.

Sie saßen am Feuer und Merlin hatte wieder gejagt und legte jetzt die Reste beiseite. Es schmeckte gar nicht so schlecht, etwas nach Hühnchen. Er war froh, das er etwas zu essen hatte, wenn das Tier auch ganz anders aussah. Sie hatten auch Früchte entdeckt, die genießbar waren, so wie Arthur sagte. Also verhungern würde er nicht oder verdursten; was bei Arthur anders war. Doch noch hatte der Wraith keine Versorgungsschwierigkeiten.

Arthur hatte ihn die ganze Zeit beobachtet, als er dieses Tier aß. Es war eine angespannte Stille und Merlin war der Hunger so ziemlich vergangen. Er wusste, es würde nicht mehr lange dauern. Natürlich hatte Arthur sehr wohl bemerkt, das der Mensch sich zurück gezogen hatte und der Wraith wusste auch warum. Also wieder das gleiche Programm...Zum Bach und dann gute Nacht sagen und im Zelt verschwinden. Bis jetzt hatte das gut geklappt.

Merlin stand jetzt auf und ging zu dem kleinen Bach, an dem sie lagerten. Das Wasser war klar und genießbar, auch das hatte er schon getestet. Oder besser gesagt, Arthur, denn wäre es ungenießbar, würde er es bemerken und nicht gleich an einer Vergiftung sterben. Er wusch seine Hände und den Mund, spülte ihn ein paar Mal aus, bevor er zurück ging. Arthur beobachtete ihn schweigend, seine Blicke waren wie Nadelstiche auf seiner Haut. Eigentlich wollte Merlin gleich wieder schlafen gehen, um dem Wraith zu entgehen. Verdammt, er war wirklich ein Feigling. Doch dazu würde es nicht kommen, denn...

„Wir müssen reden", sagte Arthur jetzt zu Merlin, als er vom Bach zurück kam.

„Über was? Hast du Hunger?", fragte er.

„Ist das deine einzige Sorge? Und nein, ich habe keinen Hunger", sagte Arthur in seiner ruhigen, typischen Art „Ich habe dich letztes Mal gebeten, dir über einiges klar zu werden. Und? Hast du darüber nachgedacht?"

„Du willst doch nicht wirklich jetzt über irgendwelche Beziehungsproblemen reden?", sagte Merlin vorwurfsvoll; ein Versuch war es wert „Hast du keine anderen Sorgen außer das?"

„Im Moment? Nein. Wir sitzen hier auf dem Planeten fest, doch das können wir nicht in der nächsten Stunde ändern. Und ich möchte nicht über irgendwelche Beziehungen reden, sondern über uns beide. Es wird Zeit", antwortete der Wraith „Und was Probleme angeht, da kenne ich nur einen, der die verursacht. Setz dich ans Feuer!"

Ein Befehl. Merlin wusste, das er jetzt nicht mit irgendwelchen Ausreden weg kam, so wie Arthur ihn ansah. Also nahm er noch Holz und warf es ins Feuer. Dann setzte er sich widerwillig wieder auf seinen Platz und streckte die Hände gegen das Feuer. Es war kühl geworden. Arthur nickte.

„Gut. Können wir jetzt über uns beide reden? Ich denke, das wäre endlich mal angebracht."

„Es gibt kein uns", antwortete Merlin knapp.

„Fein. Das meinte ich mit nur einem, der Probleme macht. Aber lass uns das ausdiskutieren, warum nicht", antwortete Arthur „Es ist ja nicht so, als hätten wir etwas vor. Und stören wird uns auch niemand, so wie ich das sehe. Wir haben also Zeit. Und ich möchte verflucht nochmal wissen, warum du dich so verhältst."

Merlin sagte nichts mehr, denn er wusste... Jetzt ging es los. Er hatte gewusst, das er nicht aufhören würde. Und das kam ihm jetzt gar nicht recht. Und ja, er hatte darüber nachgedacht und festgestellt, das er Arthur auf eine Art wollte, die ihm fremd und gleichzeitig normal vorkam. Ja, er begehrte ihn sexuell und überhaupt, da biss keine Maus mehr den Faden ab. Aber er wollte ihm das nicht sagen; er hatte schon genug Probleme mit dieser Sache.

Zumindest hatte er sich selbst endlich der Wahrheit gestellt. Anscheinend war er dem männlichen Geschlecht nicht abgeneigt. Seltsamerweise kam das erst hier und mit einem Außerirdischen zum Vorschein, der so abartig anders war als er und zur Hälfte ein Insekt. Wahnsinn...Das war doch Wahnsinn. Und mit jedem Tag, der verging, bei dem er dem Wraith so nah war, schmolz sein Widerstand wie Eis in der Sonne. Doch noch wehrte er sich gegen sich selbst, seine Gefühle und so ziemlich alles, was Arthur betrifft.

„Über was willst du denn reden?", stellte er sich dumm „Ich weiß wirklich nicht, auf was du hinaus willst."

„Komm schon, Merlin", sagte Arthur etwas vorwurfsvoll „Beleidige nicht meine Intelligenz. Du weißt es."

Merlin schaute ihn nicht an und starrte ins Feuer. Anscheinend kam er um das hier nicht herum und er konnte auch nicht weg. Arthur sah ihn unentwegt an und Merlin bewegte sich etwas, er fühlte sich unwohl. Der Wraith durchbrach die Stille.

„Okay. Da du dich anscheinend immer noch wehrst, sage ich dir es noch einmal in aller Deutlichkeit, um eventuelle Missverständnisse auszuschließen. Ich will dich. Nicht als Anbeter und nicht als Nahrung. Ich will dich als meinen Gefährten. Ich will, das du an meiner Seite bist. Immer. Es ist sehr sehr lange her, als ich das in Betracht zog. Ich..."

Merlin sprang hektisch auf.

„Hör auf!", fuhr er den Wraith an „Das ist unmöglich und du weißt das."

„Nein, ist es nicht", dementierte Arthur „Und du weißt das auch. Nur wehrst du dich so dagegen und ich möchte jetzt wissen wieso. Wenn du nichts empfindest, dann sage mir das, Merlin. Das ist nur gerecht. Ich werde dich zu nichts zwingen, was du nicht möchtest. Doch solltest du mir endlich etwas Klarheit geben; egal wie. Also...", sagte der Wraith und machte eine bedeutungsvolle Pause „Was mich angeht...Ich weiß, das ich seit achttausend Jahren so etwas nie gefühlt habe; bis du in dieses Gefängnis kamst. Ich war dermaßen fasziniert von dir und..."

Merlin wirbelte herum und sah ihn jetzt an. Zuvor hatte er in die Ferne geschaut; es vermieden, Arthur anzusehen.

„Warte mal. Was? Wiederhole das nochmal."

„Was?"

„Seit wie vielen Jahren hast du das nicht mehr gefühlt?"

„Hhm...So an die achttausend...Schätze ich mal", antwortete Arthur gelassen.

Merlin starrte ihn an, nicht fähig, irgendetwas zu sagen. Achttausend Jahre? Arthur war achttausend Jahre alt? Unmöglich.

„Du...Bist...Achttausend Jahre alt? Achttausend?" Er betonte die Zahl sehr.

„Nein", antwortete der Wraith locker „Ich sagte, das ich das seit achttausend Jahren nicht mehr fühlte, doch ich bin wesentlich älter. So um die...", er überlegte einen Moment „Zehntausend und noch etwas. Du verstehst bestimmt, das ich das nicht mehr so genau weiß."

Merlin sah ihn mit offenem Mund an. Arthur war so alt, das es für Menschen nur schwer nachzuvollziehen war. Zehntausend Jahre. Da war seine Spezies froh, das Feuer erfunden zu haben. Arthur...Dann hatte er...

„Dann hast du gegen die Antika gekämpft."

Der Wraith nickte.

„Ja, ich war einer der hohen Commander und diente auf einem Basisschiff mit einer Königin, die mich später zum Gefährten nahm. Das sagte ich dir schon. Das Schiff wurde von den Antika zerstört, als ich auf einer Mission war und meine Königin getötet. Seit dem habe ich nie wieder einen Gefährten gehabt und nie wieder so etwas empfunden wie bei dir, Merlin. Ich will dich!"

„Gott, da bin ich mit meinen einunddreißig Jahren ein Jungspund gegen dich", sagte Merlin immer noch etwas geschockt und ignorierte absichtlich Arthurs letzten Satz.

Er hatte keine Probleme zu sagen, was er wollte. Im Gegensatz zu ihm. Merlin wusste nur zu gut, das er diesen Wraith begehrte, nur konnte er ihm das nicht sagen. Es stand einfach zu viel zwischen ihnen und nun stellte er auch noch fest, das Arthur so alt war, das es ihm schwindelig wurde, wenn er darüber nachdachte.

Er wusste, das ihre Nahrungsaufnahme und die Art wie sie sich ernährten, ihnen Unsterblichkeit und Kraft gaben, so wie alle Wunden heilen konnten. Aber er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, wie es wirklich sein würde, unsterblich zu sein. Zehntausend Jahre. Was musste Arthur alles erlebt haben und die Erfahrungen, die er machte. Kein Wunder, das er so ruhig, geduldig und...Weise war. Gott ja; Arthur war fast weise und reich an Erfahrungen; gute wie schlechte. Er sah ihn jetzt mit ganz anderen Augen und er war wirklich verrückt nach diesem sonderbaren Wesen. Vielleicht jetzt noch mehr. Zumal man ihm nicht ansah, wie alt er war. Arthur wirkte jung und frisch.

„Ja, du bist noch jung. Aber das ist irrelevant. Was nicht irrelevant ist...Ich begehre dich und ich will dich", antwortete Arthur und sagte wiederholt, was er wollte „Sag mir Merlin und bitte; sag es mir ins Gesicht. Was ist mit dir und mir? Hast du darüber nachgedacht? Ich hatte dich gebeten, mir eine Antwort zu geben, wenn wir uns wiedersehen. Also?", fragte Arthur und schaute ihn an.

Merlin schaute ihn an. Noch immer stand er am Feuer, wo er aufgesprungen war.

„Sag es mir!", forderte der Wraith „Sag mir die Wahrheit. Jetzt!"

Und Merlin stand da und schaute ihn an und brachte nicht die Worte über die Lippen, die in seinem Kopf wisperten.

Du bist mir egal. Ich begehre dich nicht, also lass mich zufrieden.

Er konnte es nicht sagen, weil es eine Lüge wäre. Und mit aller Macht wusste er, das er genauso empfand wie Arthur. Da gab es jetzt keine Ausreden mehr. Er wusste und er gestand es sich ein, das er ihn so sehr begehrte, wie Arthur ihn. Und das er nach seinen Berührungen lechzte, wie ein Junkie nach seinem Schuss. Nein, er konnte es nicht sagen; er brachte es nicht über die Lippen. Stattdessen sagte er.

„Es ist nicht möglich. Du bist so anders als ich und zur Hälfte ein Insekt. Es gibt hundert Gründe, die dagegen sprechen."

„Und welche?", fragte Arthur „Stört es dich so sehr, das ich von dem Iratus Käfer abstamme und mich anders ernähre? Oder das ich nicht vollkommen menschlich aussehe? Ist es das, was dich aufhält?"

„Nein...Ja...Nein...", stammelte Merlin herum „Verflucht; es ist nicht einfach für mich, aber wie du so schön sagst, du bist was du bist. Niemand hat sich selbst gemacht und niemand kann etwas daran ändern. Nein, das ist nur einer der Gründe, die nicht so ins Gewicht fallen. Du bist zwar nicht menschlich in dem Sinne, doch du solltest dich nicht unterschätzen. Du bist intelligent und auf deine Art schön; exotisch schön."

Arthur schmunzelte. Er freute sich, wenigstens das aus Merlin bekommen zu haben, der sich so sehr gegen dieses Gespräch wehrte.

„Danke. Aber was dann?", fragte Arthur nach und hielt sich weiter an das Thema „So wie du antwortest, bist du nicht abgeneigt."

Merlin fuhr sich durch die Haare. Nein, das war er nicht. Er würde sich am liebsten an den Wraith schmiegen. Und er wollte nicht mehr lügen und sich wehren gegen etwas, was er nicht verhindern konnte. Merlin war es leid, immer die Flucht zu ergreifen oder irgendetwas zu sagen, um vom Thema abzulenken. Und so sagte er das erste Mal, was er wirklich dachte.

„Nein, bin ich nicht", sagte er leise und ehrlich, schaute ins Feuer. Arthur hatte recht; er hatte zumindest die Wahrheit verdient „Ich...Will dich genauso und ich weiß zum Teufel nicht, wieso das so gekommen ist. Ich habe mich nie für das männliche Geschlecht interessiert. Ich hatte Frauen; immer."

„Aber keine Gefährtin."

„Nein. Ich habe kein Glück mit Frauen. Ich weiß nicht, irgendwie kommen wir nie auf einen Nenner. Im Bett klappt das gut, aber das eigentliche Leben...Es ging nie gut."

„Vielleicht...", antwortete der Wraith „Weil es nicht deine Bestimmung ist, mit einem weiblichen Gefährten dein Leben zu verbringen."

„Aber mit einem Wraith", giftete Merlin ihn an „Ist ja auch viel einfacher." Das klang mal wieder sarkastisch.

„Ja.", antwortete Arthur und ignorierte seinen Gefühlsausbruch „ Du wirst mein Gefährte; ich werde auf dich achten und dich respektieren und dir dein Leben angenehm gestalten. Und ich werde dich beschützen. Du gehörst zu mir; auf immer und ewig."

„Wie romantisch", sagte Merlin sarkastisch „Wie steht es mit Liebe?"

„Liebe?", fragte Arthur „Was bedeutet das?"

Klar. Der Begriff Liebe kannten Wraith wahrscheinlich nicht. Merlin war sich auch sicher, das Romantik auch nicht in ihrer Lebensweise beinhaltet war. So etwas war ziemlich menschlich. Liebe, Romantik und der ganze Kram. Sie waren zur Hälfte Käfer und diese, so vermutete Merlin stark, kannten keine solche Dinge wie Liebe oder Romantik.

„Liebe ist...", Merlin musste wirklich überlegen „Hhm; wenn man stetig an jemand denkt und derjenige ihm wichtig ist. Wenn man möchte, das derjenige glücklich ist und man bestrebt ist, alles dafür zu tun. Und mit ihm zusammen leben möchte. So ungefähr. Ich bin alles andere als ein Experte dafür. Liebe ist für mich nur ein Wort mit fünf Buchstaben."

„Aber anscheinend sehr wichtig für deine Spezies."

„Ja. Sie schreiben Lieder darüber und machen Filme, schreiben Bücher. Sie nehmen das ziemlich ernst. Ich dagegen denke, das sie maßlos übertreiben, was das Thema angeht. Für Menschen ist Liebe neben Sex, einige der wichtigsten Dingen im Leben."

„Sex heißt bei euch, sich zu paaren?", fragte Arthur.

„Ja.

„Und wie siehst du das mit der Liebe?"

Merlin schnaubte abfällig.

„Ich hatte noch keine Gelegenheit, mir ernsthafte Gedanken über so etwas zu machen. Wie gesagt; Liebe ist nur ein Wort. Aber ich hatte viel Sex mit wechselten Partnerinnen. Das reichte mir; wie schon angedeutet...Im Bett klappte das wirklich gut, im Leben nicht. Über Liebe oder Zugehörigkeit brauchte ich mir nie Gedanken zu machen."

Bis jetzt. Bis zu dem Tag, in dem er in einer dreckigen Gefängniszelle jemanden begegnete, der sein komplettes Leben auf den Kopf stellte. Und das auf eine Art, was Merlin nie vermutet hätte. Nie hätte er gedacht, das er sich mal in ein außerirdisches Wesen verlieben würde und dazu noch in eines das männlich war. Und so anders als er selbst ist.

Ja, das Leben hatte einen seltsamen Humor.

Verlieben. Gott; jetzt hatte er es wirklich gesagt oder eher gedacht. Er holte tief Luft, denn er bestätigte sich gerade so nebenbei, das er diesen Wraith liebte. Zum Teufel...Wie war das alles so gekommen? Doch Tatsache war, das er Arthur mehr mochte als ihm lieb war. Und es war einfach nicht möglich, dem nachzugeben.

„Dann tu es jetzt und denke darüber nach", sagte der Wraith „Ich kenne nicht die Gepflogenheiten deiner Rasse, was Liebe angeht, doch ich denke auch viel an dich und du bist mir sehr wichtig. Ich möchte das du bei mir bist und ich möchte das du zufrieden bist. Ich begehre dich und ich will, das du mein Gefährte wirst. Wenn du das Liebe nennst, dann soll es so sein. Doch ich kann mit den Begriffen Liebe und Romantik nichts anfangen."

Merlin nickte leicht, es war fast eine Bestätigung an sich selbst. Klar kannten Wraith so etwas nicht. Liebe war etwas sehr menschliches und nur etwas menschliches. Doch er war sich sicher, das Arthur ihn auf seine ganz eigene Wraith Art so mochte, wie es auf der Erde üblich war.

Merlin fuhr sich genervt durch die Haare.

„Was willst du denn?", machte er Arthur wieder an „Ich sagte schon, es gibt hundert Gründe dieses Gespräch nicht weiterzuführen."

„Welche, wenn ich bitten darf?"

Merlin hob genervt die Arme und ließ sie wieder fallen; so sprach er auch.

„Verflucht; siehst du es denn nicht? Wir sind Feinde, bekämpfen uns in der Regel. Und meine Leute und Vorgesetzten würden mich wegen Hochverrat anklagen und mich hinrichten. Sie würden sagen, das ich mit dem Feind gemeinsame Sache mache. Sie würden nicht sehen, das es darum gar nicht ginge, sondern um Gefühle. Du bist ein Wraith und ernährst dich von Lebewesen. Ist auch nicht gerade förderlich für eine Beziehung, wenn du meinesgleichen isst. Oder?"

Merlin ging jetzt auf und ab, während er redete. Es fiel ihm dann leichter, den Wraith nicht immer anzusehen. Er sprach weiter.

„Aber damit könnte ich leben, wie gesagt; niemand hat sich selbst gemacht. Dann diese Sache mit der Unsterblichkeit. Ich bin es nicht, da ich mich nicht von Menschen ernähre. Ich werde alt und sterbe; vielleicht werde ich hundert Jahre alt. Das ist dann schon viel, doch in deinem Leben ein Wimpernschlag. Ich könnte verletzt werden; ich bin viel leichter zu töten und zu verletzen und meine Wunden heilen nicht so schnell. Und ich bin mir ziemlich sicher..."; Merlin musterte ihn von oben nach unten, als er stehen blieb „Das du nicht nur Händchen halten willst."

„Was meinst du damit?", fragte der Wraith.

„Ich denke...", Merlin fühlte sich etwas verlegen, aber da sie gerade am Reden waren, dann halt alles auf den Tisch. Er ging wieder auf und ab.„Ich denke, das du dich auch paaren willst. Und ich würde das auch wollen, aber sind wir auch kompatibel, was das angeht? Gut, ich gebe zu, das ich noch keinen Sex mit einem Mann hatte, aber du bist auch ein Teil Iratus Käfer. Und ich als Biologe weiß nur zu genau, wie die Geschlechtsteile von Käfer aussehen und funktionieren. Und ich muss sagen, das es nicht sehr erotisch und anziehend ist, was Käfer vorzuweisen haben."

Merlin ging immer noch am Feuer auf und ab, während er sprach und Arthur hörte zu. Doch er blieb stehen und sah den Wraith jetzt an.

„Sind das genug Gründe für dich?"

„Nein, das sind keine Gründe, sondern Ausreden", sagte der Wraith „Du sagst dir all diese Gründe immer und immer wieder vor, um dich selbst glauben zu machen, das es unmöglich ist. Ist es aber nicht und ich sage dir auch warum."

Merlin streckte einladend die Hand aus.

„Bitte. Ich bin ganz Ohr."

„Gut.", nickte Arthur „ Das mit deinen Vorgesetzten wäre natürlich ein Problem und sie würden so reagieren, wie du voraussagst. Das ist wahr. Deshalb sollten wir das am Anfang für uns behalten. So einfach wäre das; zumindest bist du ganz zu mir kommst.", er sah Merlin an „ Was meine Ernährung angeht...Ja, ich glaube dir, das es für dich nicht angenehm wäre, aber du bist in dieser Hinsicht sehr tolerant. Ich denke, du akzeptierst es schon allein, weil es eben so ist wie es ist. Darin bewundere ich dich wirklich. Du bist sehr objektiv gegenüber solchen Dingen. Also wäre das auf lange Sicht hin auch kein Problem. Wie du selbst schon gesagt hast...Ich bin wie ich bin und ja, niemand kann etwas daran ändern."

Arthur schwieg einen Moment und Merlin hing gebannt an seinen grauen Lippen. Vielleicht, weil er sehnlichst hoffte, er könnte alle Zweifel aus dem Weg räumen, was ihm nicht gelang. Merlin wollte eine Chance haben, das mit Arthur hinzubekommen, aber er sah keinen Weg. Er wollte Arthur und mit jeder Minute wurde ihm das bewusster. All diese erotischen Träume, die vielen Selbstbefriedigungen unter der Dusche, bei denen er an den Wraith dachte; waren nur die Vorboten von dem, was Merlin jetzt wusste und sich eingestand.

Es war eindeutig etwas zwischen ihnen, das nichts mit einfacher Freundschaft zu tun hatte. Nein, es ging tiefer...Viel tiefer. Arthur konnte mit dem Wort und Begriff Liebe nichts anfangen. Merlin schon und er wusste, das er sich verliebt hatte. In Arthur, den Wraith.

Scheiße!

Die Wahrheit traf ihn wie einen Fausthieb, obwohl er sich nicht wundern sollte. Er wusste die ganze Zeit genau, was los war; nur wollte er sich dem nie stellen. Doch jetzt war der Zeitpunkt gekommen und Merlin konnte sich einfach nicht mehr herausreden oder sich selbst etwas vormachen. Trotz allem sah er keine Zukunft mit Arthur. Es war...Einfach zu schwierig. Aber er wollte nicht jetzt darüber nachdenken. Das waren nur ein Teil der Gründe, die Arthur dementierte; er wollte auch das andere hören.

„Und? Sprich weiter", sagte Merlin deshalb „Das war nur ein Teil der Gründe."

„Also gut", begann Arthur „Das mit der Unsterblichkeit ist auch kein Problem. Die Gabe des Lebens. Ich kann dafür sorgen, das du für immer neunundzwanzig bleibst. Solange ich lebe, würdest du nicht altern und nicht sterben. Und ich kann auch, wie du weißt, mit der Gabe des Lebens deine Wunden heilen. Ist auch kein Problem."

Merlin sah ihn mit offenem Mund an. Echt jetzt? Unsterblichkeit für ihn? Merlin konnte sich nicht vorstellen, zehntausend Jahre zu leben. Er konnte sich noch nicht einmal vorstellen, dreihundert Jahre zu leben. Arthur sprach weiter und forderte wieder seine Aufmerksamkeit.

„Und ja, du bist leicht zu verletzten, deshalb passe ich auf dich auf und beschütze dich. So wie im Wald, als die Genii uns jagten. Ich nährte mich an dir, um dich zu schützen und ich wusste zu diesem Zeitpunkt, das ich dir alles zurückgebe, weil ich dich erwählt habe. Schon damals wusste ich es, das du etwas ganz Besonderes für mich bist."

Arthur warf ein Stück Holz ins Feuer, bevor er weitersprach.

„Und was unsere Paarung angeht...Oder Sex wie du es nennst", sagte er so locker vom Hocker und Merlin beneidete ihn für seine Coolness „Oh ja. Ich will dich auch auf dieser Ebene und das sehr. Allein der Gedanke erregt mich. Auch das ist kein Problem...Denke ich."

„Was heißt...Denke ich?", fragte Merlin vorsichtig nach. Arthur sah ihn an.

„Was meine Geschlechtsteile angeht...Nun, da hat sich der Iratus Käfer, wie du befürchtet hattest, nicht durchgesetzt. Das heißt allerdings nicht, das ich so wie du bin."

„Was soll das heißen? Hast du zwei Schwänze und drei Eier oder was?", fragte Merlin und schaute kurz weg.

Er war nicht so locker als Arthur bei diesem Thema. Doch er versuchte cool auszusehen und zu reden, denn er würde lieber sterben, als Arthur zu zeigen, das er verlegen oder peinlich berührt wäre. Er wollte keine Schwäche zeigen, auch bei diesem Thema nicht. Obwohl das absolutes Neuland für ihn war. Vielleicht war er so zurückhaltend, weil Arthur ein außerirdisches Wesen war und männlich. Sich mit ihm über Sex zu unterhalten, war für Merlin wirklich gewöhnungsbedürftig. Obwohl er jetzt neugierig wurde, was Arthurs beste Teile anging.

„Nein.", sprach Arthur weiter und sah ihn wieder an „ Ich habe wie du einen Schwanz und auch die dazugehörigen Hoden. Doch...Es ist etwas anders, als du denkst. Ich bin auch dort zum Teil wirklich außerirdisch, was Menschen angeht und die Definition von männlichen Geschlechtsteilen."

Okay. Jetzt hatte er es geschafft und Merlin wurde verdammt neugierig. Er wollte jetzt mehr wissen, viel mehr. Und er stellte fest, sich nur darüber zu unterhalten, erregte ihn. Gott, er hatte wirklich ein Defizit. Der Gedanke, Arthur dort an seinen intimsten Stellen zu berühren, erregte ihn. Er hätte nie gedacht, das ein Schwanz ihn sexuell erregen würde. Aber das war jetzt zweitrangig; er wollte jetzt wissen, was Arthur hier andeutete. Er fragte nach.

„Inwiefern? Erkläre es mir."

Arthur lächelte ihn belustigt an.

„Soll ich mich ausziehen? Dann wäre es einfacher."

„Nein, verdammt", schrie ihn Merlin fast an.

„Dann lass dich überraschen."

Merlin warf ihm einen zornigen Blick zu. Vielleicht, weil er dachte, das er niemals die Überraschung sehen würde.

„Sehr lustig. Ich werde wohl nie in die Situation kommen, deine..."

Arthur sprang so geschmeidig auf wie ein Raubtier und kam so schnell auf Merlin zu, das er eigentlich keine Zeit hatte, zu reagieren. Der Wraith nahm blitzschnell seine beiden Arme und zog ihn an sich, bevor er abwehren konnte. Und er war wesentlich stärker als Merlin. Er zog ihn so dicht an sich, das sich ihre Brust berührte und Merlin seinen Duft einatmete.

Gott, er roch so gut nach Wald und frisch gefallenem Regen. Arthur legte seine Hände auf Merlins Rücken, so das er nicht fort konnte und hielt ihn fest. Er holte tief Luft und natürlich hatte er Merlins Erregung gerochen. Nicht stark, doch eine leichte Note von diesem Menschen lag in der Luft. Was Arthur nur bestätigte, das Merlin ihn auch wollte.

„Genug geredet", zischte Arthur „Sag mir jetzt, was du willst. Und Merlin...Sag einmal, was du wirklich willst, ohne irgendwelche fadenscheinige Gründe vorzuschieben.Wir sind hier allein, die einzigen Lebewesen auf diesem Planeten und vielleicht sterben wir beide hier. Deshalb sag mir bitte nur einmal, was du empfindest. Weißt du noch, wie wir diesen Deal abgeschlossen haben; wenn ich die Leute frei lasse, bist du mir etwas schuldig?"

„Ja", sagte Merlin leise. Die Nähe von Arthur machte ihn verrückt.

„Ich fordere diese Schuld jetzt ein und verlange von dir, das du mir nur einmal die Wahrheit sagst. Und Merlin...Ein Deal ist ein Deal. Das sind deine Worte."

Merlin wusste, das er jetzt nicht mehr fort kam oder sich irgendwelche Ausreden zusammenlegen konnte. Und da war er...Der Augenblick der Wahrheit und wovor sich Merlin so gefürchtet hatte. Sich selbst einzugestehen, wie er zu Arthur stand, war schon ein Kampf gewesen. Doch es ihm jetzt zu sagen, da er in seinen Armen lag; quasi...Wollte er es hinausschreien.

Er war überrascht, aber auch wieder nicht. So viele widersprüchliche Gefühle tobten in ihm. So viel Abwehr und Kampf und Entsagen, aber auch Verlangen, Sehnsucht und die Wahrheit.

Merlin war so müde sich zu wehren; sich gegen etwas zu wehren, das immer mehr die Oberhand gewann und es nicht mehr zu vermeiden war, alles zuzugeben und endlich Frieden zu finden. Kein Kampf mehr; kein Widerstand; einfach den Dingen den Lauf lassen. Loslassen, sich einfach dem ergeben, was in ihm tobte. Der Sehnsucht, dem Verlangen einfach nachzugeben und die Vernunft außen vorlassen. Keine Gedanken, was sein würde. Es hörte sich so einfach an und hier war es das. Doch wie würde es sein, wenn sie wieder unter den Lebenden in der Galaxie weilten. Bei Menschen und Wraith? Auf seinem Stützpunkt?

Aber das war im Moment völlig unwichtig. Merlin wollte nicht darüber nachdenken, was sein wird, wenn sie wirklich zurück kämen. Im Moment zählte das hier und jetzt und er hatte das Wesen in den Armen oder besser gesagt; der Wraith hatte ihn in den Armen und würde ihn erst loslassen, wenn er Farbe bekennen würde. Und Merlin wollte ihm sagen, wie sehr er ihn begehrte und sich nach seinen Berührungen sehnte. Wie schnell und heimlich Arthur sich in sein Herz gestohlen hatte, obwohl er alle Barrikaden aufgestellt hatte.

Ja. Er wollte es ihm endlich sagen. Nach all dem Widerstand, dem Kampf und dem Entsagen; wollte er es jetzt hinausschreien. Er wusste nicht, woran es lag, das er seinen Widerstand aufgab. Vielleicht hatte Arthur recht; vielleicht würden sie hier sterben. Oder er wusste, das er nicht länger dagegen ankämpfen konnte. Aber auch vielleicht, weil er endlich mal leben wollte; das tun, was er wollte, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden. Er wusste nicht, wieso er so fühlte. Weil sie hier allein waren oder die Chance hier weg zu kommen, gleich Null war. Oder weil er endlich Arthur spüren wollte, ohne sich zu wehren.

„Ich...Begehre dich so sehr wie du mich. Und ich mag dich so sehr, Arthur. Ich könnte auch sagen, das ich dich liebe, doch du kannst damit nicht viel anfangen. Also sage ich es dir mit deinen Worten." , sagte er jetzt; erstaunt darüber, wie einfach es war, es ihm zu sagen „ Ich denke auch immer an dich und möchte bei dir sein. Ich sehne mich nach deinen Berührungen und möchte, das du glücklich bist."

Arthur schloss einen Moment seine schönen, blauen Raubtieraugen.

„Endlich", sagte er leise „Endlich hast du es gesagt."

Merlin lächelte. Er fühlte sich plötzlich so frei, als wäre eine Last von ihm abgefallen. Und er nahm eine Strähne von Arthurs Haar in seine Hand und ließ sie langsam durch seine Finger gleiten. Sein Haar fühlte sich so weich an. Es war weiß und fühlte sich so unglaublich weich an, obwohl es immer struppig aussah. Er lächelte, weil er daran dachte, wie oft er sich gefragt hatte, wie sich sein Haar anfühlte.

„So weich", sagte er leise „So unglaublich weich."

„Was?"

„Dein Haar. Es ist so weich."

„Und?"

„Du bürstest es nicht?"

„Hhm...Keine Zeit für so etwas. Aber du könntest es tun."

„Vielleicht", grinste Merlin und musterte sein so anderes Gesicht zu ihm.

Er fühlte seine Hände auf seinem Rücken, die ihn hielten. Doch Merlin fühlte keine Angst oder Unbehagen, das er ihn mit seiner Futterhand berührte. Im Gegenteil; er fühlte sich wohl und geborgen...Geliebt. Er wusste, das Arthur ihm nie etwas antun würde; er wusste es einfach.

„Sag mir, was du möchtest", sagte Arthur leise „Ich kenne mich mit den Ritualen von Partner in deiner Spezies nicht aus. Was willst du, Merlin? Sag es mir."

„Küss mich. Oder küssen Wraith nicht?"

„Nein", sagte er langsam und etwas verwirrt . Er legte fragend seinen Kopf etwas schief und schaute Merlin an. Doch dann sagte er „Gut. Zeig es mir. Zeig mir, was Menschen unter küssen verstehen."

Merlin legte seine Hand an seinen Hinterkopf und zog ihn etwas zu sich hinunter. Arthur war größer als er. Er küsste ihn sanft auf diese grauen Lippen; sie fühlten sich kühl an, aber weich. Arthur zuckte kurz, doch ließ es geschehen, als Merlin mit seinen Lippen über seine strich.

Es war etwas völlig Neues für den Wraith, der so alt war und so viel schon erlebt hatte. Aber der Kontakt mit Merlins warmen Lippen löste etwas in ihm aus. Schauer rieselten durch ihn und er fand es sehr angenehm. Als Merlin sich dann mit seiner Zunge sanft Zugang verschaffte und er Arthurs Zunge berührte, knurrte der Wraith leise.

Am Anfang etwas abwartend, wurde Arthur langsam aktiv. Er lernte schnell und er fand, das es sehr erregend war, was Merlin da mit ihm tat. Und er kam dem Menschen mit seiner Zunge entgegen und sie berührten sich erst scheu, dann sinnlicher und mehr. Merlin stöhnte leise, denn Arthur schmeckte nach salzigen Karamell und das war so gut, obwohl er höllisch aufpassen musste, das er seine Zunge an Arthurs scharfen, spitzen Zähnen nicht aufriss.

Arthur knurrte und zog ihn noch näher an sich, hielt ihn fest, während sie sich küssten. Und es war für beide wie ein Aufschrei der Erlösung, als sie sich immer heftiger küssten, bis Merlin sich keuchend zurück zog und ihn anlächelte.

„Das war sehr erstaunlich", sagte Arthur „Und schön. Ich mag die Rituale der Menschenpaarung."

„Soweit sind wir noch nicht, Wraith", sagte Merlin „Hast du nicht gesagt, das Geduld etwas Tolles ist und du sehr bewandert darin bist?"

„Es wäre besser, du würdest meine Auslegungen nicht gegen mich verwenden", drohte Arthur amüsiert.

Merlin lachte leise. Er fühlte sich so gut wie lange nicht mehr. Als wäre eine riesige Last von ihm abgefallen. Und er empfand es nicht als falsch oder absurd, einen männlichen Wraith zu küssen. Es fühlte sich...Richtig an, zumindest für ihn. Er wusste nicht, wie das alles so gekommen war, doch er fand nichts Falsches mehr daran, jemand von seinem Geschlecht zu küssen und mehr. Vielleicht war er wie Ian, der beide Geschlechter mochte, doch Männer vorzog. Merlin wusste es nicht. Das war alles neu für ihn; er betrat hier absolutes Neuland und es war...Aufregend, verdammt sexy und erregend.

„Aber dieses...Wie nanntest du es?", fragte der Wraith und forderte wieder Merlins Aufmerksamkeit.

„Küssen."

„Ja", sagte Arthur und beugte seinen Kopf herunter „Das können wir wieder tun. Es ist sehr schön."

Und Merlin küsste ihn wieder. Hier und jetzt war alles andere egal. Er erlaubte sich endlich einmal zu leben und zu lieben, ohne die Konsequenzen zu fürchten. Arthur hatte recht; es fühlte sich verdammt gut an und er fühlte sich frei. Frei von allen Zwängen der Gesellschaft, die ihn festhielten und in der er lebte.

Hier war er kein Major und Arthur kein Commander.

Hier auf diesem einsamen Planeten, irgendwo in der Galaxie waren sie beide nur...

Merlin und Arthur.

Ein Liebespaar, wenn auch so verschieden wie Tag und Nacht.

Schicksalhafte BegegnungWhere stories live. Discover now