Schicksalhafte Begegnung Kapitel 50

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Schicksalhafte Begegnung



Kapitel 50




Wieder waren vier Wochen auf der Erde vergangen und Jason kam einfach nicht in die Gänge. Er sollte sich einen Job suchen, doch wusste er nicht, was er machen wollte. Schließlich konnte er ja nicht immer auf seinen Vater leben. Er war am letzten Samstag aus gewesen, auch weil sein Vater genervt hatte, das er mal raus gehen sollte. Er hatte die bekannten Clubs aufgesucht und Leute getroffen, die er von früher kannte.

Er hatte sich unterhalten, ein paar Drinks genossen und war wieder gegangen. Nicht das es ihm an Aufmerksamkeit gemangelt hätte; er hatte einige eindeutige Angebote bekommen. Aber Jason war einfach nicht in der Stimmung für Sex; nicht mit Leute aus dem Club. So kam er ziemlich früh für seine Verhältnisse nach Hause. Gott sei Dank hatte sein Vater schon geschlafen.

Aber so ging es nicht weiter; das wusste Jason auch. Er hatte sich seit er aus dem Gefängnis kam treiben lassen, ohne Antrieb wohin. Und er wusste, das es so nicht weitergehen konnte. Er musste einen Schlussstrich ziehen; endgültig. Doch das war alles andere als leicht. Der Gedanke, ein Leben hier zu führen wie alle anderen, war erschreckend. Und doch hatte er keine andere Alternative. Diese...Panikattacken, die er bekam, zeugten davon, das es ihn wirklich ängstigte, hier und vor allem so zu leben. Aber was sollte er sonst tun? Sein Vater kam herein, als er sich an der Bar einen Drink machte. Und ja, er trank zu viel.

„Jason? Spielen wir nach dem Essen eine Partie Schach?"

Ein Stich ging durch ihn, denn es erinnerte ihn an Sunshine, der auch so gerne Schach spielte und sich amüsierte, wenn Jason verlor und das immer. Jason hatte das Schachspielen von seinem Vater gelernt und dieser war ein wahrer Meister darin. Er fragte sich, ob es möglich wäre, das er Sunshine schlagen könnte. Jason mochte Schach sehr. Es war ein Strategie Spiel, das der Wraith meisterhaft beherrschte.

„Ja. Gute Idee", sagte er und setzte sich auf das Sofa.

„Du solltest nicht so viel trinken", sagte sein Vater.

Jason seufzte und stellte das Glas auf den Tisch vor sich.

„Ja, ich weiß. Ich sollte vieles nicht tun oder tun. Stattdessen hänge ich herum; das muss aufhören...Ich weiß."

Sein Vater musterte ihn mit einem prüfenden Blick.

„Was meinst du?"

„Ich muss mir einen Job suchen und vielleicht eine Wohnung. Langsam sollte ich versuchen, mir ein Leben aufzubauen. Nur das ich so verdammt antriebslos bin und ich weiß zum Teufel nicht..."

„Warum?", vervollständigte sein Vater seinen Satz „Du hast eben immer noch diesen...Dieses Wesen im Kopf. Solange du das nicht abhakst, solange geht nichts."

„Ja", sagte Jason etwas genervt „So einfach ist das nicht."

„Wir reden nachher", antwortete sein Vater „Ich nehme noch eine Dusche vor dem Abendessen. Bis später."

Jason sah ihm nach, als er die Treppe hoch ging. Er hatte ja recht; mit allem. Doch es war eine Tatsache, das er Sunshine liebte. Es war fast lächerlich, wie einfach dieser Gedanke in seinem Kopf war, wenn er bedachte, wie lange er sich gegen das Unvermeidliche gesträubt hatte. Doch die Wahrheit war, das er diesen Wraith liebte und es alles andere als einfach war, ihn aus seinem Herz zu reißen und zu vergessen. Natürlich hatte sein Vater recht. Nichts würde gehen, bevor er das nicht hinter sich brachte. Doch die furchtbare Wahrheit war, das er an der Vergangenheit festhalten wollte und eigentlich in den Erinnerungen lebte. Kein guter Anfang für ein belangloses, langweiliges Leben.

Das Essen war wie immer köstlich und Jason aß etwas, auch um den Koch nicht zu beleidigen. Die gute Seele des Hauses machte sich immer so viel Mühe. Danach saßen sie im Wohnzimmer am Tisch und Jason sah auf das edle Schachspiel seines Vaters. Die Figuren waren so schön detailliert und glänzten in dem Weiß, beziehungsweise schwarz des Glases, aus dem sie gemacht waren. Auch das Schachbrett war aus weißem und schwarzem Glas und alles zusammen wirkte sehr ansprechend und edel. Sein Vater machte einen Zug. Wie immer mit einem Drink neben sich und einer dieser Zigarren.

„Ich habe heute eine Besprechung gehabt", sagte er nun „Mit den Köpfen, die etwas zu sagen haben; neben mir. Es wurde abgesegnet. Es ist einfach eine wirkliche Möglichkeit, etwas in der Pegasus Galaxie zu verändern. Mal sehen, was daraus wird."

Jason sah auf.

„Du meinst, was du angesprochen hast?"

Er nickte und schüttelte den Kopf über Jasons Zug.

„Das war nicht sehr klug, dieser Zug."

Jason ging nicht darauf ein und fragte nach.

„Sie denken, das Merlin vielleicht in eine Allianz einlenkt?"

General Merry sah ihn an.

„Du nicht?"

Jason schüttelte den Kopf.

„Ich weiß es nicht. Ich habe Merlin fast fünf Jahre nicht gesehen. Ich weiß nichts von ihm, nichts was er in dieser Zeit erlebt hat. Ich kenne ihn wie er war, bevor er zu Arthur ging. Dieser Tag auf dem Schiff, als ich ihn zum letzten Mal sah. Es scheint mir, als wäre es gestern gewesen, aber inzwischen sind wie gesagt, fast fünf Jahre vergangen."

„Du denkst...Er hat sich verändert?"

„Vielleicht. Vielleicht auch nicht", sagte Jason „Merlin war nie sprunghaft oder ließ sich nur von Gefühlen leiten. Eigentlich war er immer realistisch. Mag sein, das er nichts von Menschen hält; sie haben ihm viel angetan. Aber wie ich schon sagte und so wie ich ihn kenne, wird er zuhören. Ob er allerdings auf diesen Vorschlag eingeht..."Jason schüttelte den Kopf „Das weiß ich nicht. Und wenn Merlin das nicht absegnet, dann sein Commander auch nicht. Arthur würde nie etwas gegen den Willen von Merlin tun. Er...", Jason lächelte „Er ist sehr bestrebt, das er glücklich ist."

„Klingt, als würde er diesen Menschen wirklich mögen", sagte sein Vater.

„Ja", antwortete Jason „Man kann schon sagen, das er Merlin liebt, halt auf seine Art. Doch wenn Merlin nein sagt, dann ist es für Arthur auch nein."

Der General sah ihn an.

„Ist dieser Wraith eigentlich umgänglich?"

„Umgänglich?", wiederholte Jason etwas amüsiert „Nun ja, so kannst du das nicht sagen. Sie sind...Halt anders. Du solltest nicht den Fehler machen und sie mit menschlichem Verhalten auf eine Stufe stellen. Das ginge wirklich schief."

Sein Vater nickte nachdenklich und Jason machte seinen Zug und lächelte.

„Schach, Vater."

Sein Vater grinste und brachte seinen König in Sicherheit.

„Du bist gut", sagte er nun etwas amüsiert „Dieser Wraith hat dir anscheinend etwas beigebracht."

„Anscheinend", antwortete Jason.

„Also gut", sagte jetzt der General „Wie gesagt, ist das Ganze abgesegnet. Es werden einige Unterhändler in die Pegasus Galaxie reisen und versuchen Merlin zu kontaktieren und mit den Verhandlungen beginnen. Sollte das gut laufen, wird die eigentliche Verhandlung in Atlantis stattfinden."

Jason sah ihn überrascht an.

„In Atlantis? Sie lassen Wraith in die Stadt?"

„Ich denke und das war auch die Meinung einiger anderer, das es ein Zug des Vertrauens wäre, wenn die Abschlussverhandlungen in Atlantis stattfinden. Es wäre ein Zeichen des Entgegenkommens. Natürlich wäre alles streng bewacht und natürlich kommen nur eine begrenzte Menge Wraith in Frage, die die Stadt betreten. Es wäre ein Vertrauensbeweis unsererseits."

Jason nickte nachdenklich.

„Ja, das wäre es."

Sein Vater machte einen Zug, was Jason seinen Turm kostete.

„Und wer wird dorthin reisen und die Hauptverhandlung führen, wenn es dazu kommt?", fragte er.

„Einige der Generäle, mich eingeschlossen und einige Minister."

Jason sah ihn wieder überrascht an.

„Du wirst nach Atlantis fliegen?"

Er nickte.

„Ja. Mein erstes Mal und ehrlich gesagt...Ich bin neugierig auf diese Stadt. Und ich hoffe, das ich auch Gelegenheit habe, sie mir anzusehen. Sollte es wirklich dazu kommen. Die Unterhändler brechen morgen auf, denn wir sollten das nicht auf die lange Bank schieben. Sollten die Vorverhandlungen gut laufen, fliegen die anderen auch nach Atlantis."

„Schön", sagte Jason und es klang etwas niedergeschlagen.

Denn für ihn war der Weg nach Atlantis versperrt. Nur Leute, die in der Armee waren und speziell im Sternenkommando, konnten nach Atlantis und auf die Schiffe. Für ihn, der unehrenhaft aus der Armee entlassen wurde, war diese Möglichkeit versperrt; für immer. Sein Vater sah ihn ernst an, doch dann machte er seinen Zug.

„Schachmatt, mein Sohn."

„Verdammt."

„Du bist unkonzentriert", stellte er fest. Jason nickte.

„Das waren ja auch wirklich Neuigkeiten. Bist du sicher, das du mir das sagen solltest? Denn ich gehöre nicht mehr dazu und bin ein gewöhnlicher Zivilist."

„Ich kann dir das sagen, weil...", er sah Jason an und ein amüsierter Zug kam in seine Mundwinkel „Weil du mich begleiten wirst, wenn wir reisen."

Jason sah ihn völlig entgeistert an, bevor er endlich fragte.

„Was? Ich soll mit nach Atlantis fliegen?"

Sein Vater nickte und lehnte sich zurück.

„Ich sagte ihnen, das du lange in dieser Galaxie gelebt hast und Merlin dein Freund ist. Auch, das du gute Ratschläge geben kannst, da du alles kennst. Und sie waren damit einverstanden, aber du wirst nicht wieder in der Armee sein. Du wirst ein Berater sein; einer von den zivilen Berater, die wir im Sternenkommando haben. Ich habe darauf bestanden und da ich das Ganze eingeleitet habe, waren sie einverstanden."

Jason sah ihn immer noch verständnislos an. Er traute seinen Ohren nicht. Er sollte seinen Vater begleiten? Zurück in die Pegasus Galaxie? War das ein Traum? Er kniff sich in den Arm; heimlich. Nein, es tat weh. Kein Traum.

„Echt jetzt?", fragte er.

„Ja. Dann kannst du mir ja die Stadt zeigen", meinte sein Vater amüsiert „Aber es wird noch dauern, bis das unter Dach und Fach ist, vorausgesetzt, das Merlin und sein Commander einwilligen. Wenn nicht, ist das vom Tisch."

Jason sagte nichts mehr. Er war gelinde gesagt, geschockt. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit der Tatsache, das er vielleicht zurück kam. Wenn auch nicht für immer, aber noch einmal zurück, noch einmal seine Freunde sehen und Merlin. Eine innere Unruhe ergriff ihn und Hoffnung. Hoffnung, das nicht alles so beschissen war, wie er es fühlte. Sein Vater stand auf.

„Okay, ich lege mich hin. War ein anstrengender Tag. Gute Nacht."

„Gute Nacht", sagte Jason etwas abwesend.

Sein Kopf rauschte und er stand auf und ging nach draußen auf die Terrasse. Es war mild und er sah hoch zu den Sternen und holte tief Luft. Gott, er war zu Hause und doch hatte er Heimweh. Verrückt, aber er spürte wieder diese Sehnsucht nach dem Ort, der Millionen von Lichtjahren weg war. Nicht nur die Pegasus Galaxie vermisste er...Nein, eigentlich auch bestimmte Personen, die dort lebten. Allen voran ein Wesen, das gefährlich war und alle Angst vor ihm hatten. Er schüttelte in Gedanken den Kopf. Wie konnte er sich nur in solch ein Wesen verlieben und das mit einer Macht, die schon fast unheimlich war. Und; und diese Frage beschäftigte ihn noch mehr...Warum konnte er ihn nicht vergessen. Er atmete tief die milde Nachtluft ein.

Zurück zu Ian.

Zurück zu Saru.

Zurück zu Merlin.

Zurück zu...

Nein, sagte er sich. Sunshine würde ihm nicht verzeihen, das er einfach gegangen ist. Soweit kannte er den Wraith. Er war schon missmutig, als Jason es angesprochen hatte, das er zur Erde zurück ging. Er konnte ihm keinen Vorwurf machen, Sunshine konnte die Verbindung von Eltern zu ihren Kindern nicht verstehen oder nachvollziehen.

Nein. Das konnte er sich abschminken, das er jemals Sunshine wiedersah und er sollte es dabei belassen. Aber Merlin, Saru und Ian wiederzusehen, war vielleicht möglich.

Jason konnte ja nicht wissen, das Ian und Saru jetzt in Atlantis arbeiteten. Er wusste nichts von allem.

Doch diese innere Unruhe wollte nicht gehen, als er hinein ging und nach oben. Lange lag er noch wach und starrte zur Decke, bevor irgendwann der Schlaf kam.





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Merlin stand auf der Brücke an einer der Konsolen, mit dem das Schiff bedient wurde. In all den Jahren hatte er diese komplizierte Wraith Sprache und Zeichen gelernt. Doch es war immer noch schwer, diese seltsame Sprache zu sprechen. Verstehen konnte er sie eigentlich gut, aber aussprechen; das war schwierig. Arthur sagte ihm, das er das nicht brauchte; seine Sprache war komplex und so ziemlich alle, außer die Drohnen sprachen seine Sprache. Aber Merlin bestand darauf.

Ein Zeichen seiner Liebe und Wertschätzung sagte er zu dem Commander und schließlich lebe er jetzt auch hier. Riu konnte die Wraith Sprache auch perfekt und Merlin würde das nicht auf sich sitzen lassen. So lernte er die Zeichen und Sprache und war jetzt in der Lage, das alles zu lesen. Zumindest das klappte gut. Und Sunshine war mit ihm geflogen; in einem Wraith Jäger. Doch fliegen...Tja, das war Merlins Domäne. Er konnte alles fliegen, was sich in die Luft erheben konnte und diese Jäger hatte er relativ schnell im Griff, was ihm ein Lob von Sunshine einbrachte.

Merlins Leben hatte sich von Grund auf geändert. Das hier, auf dem Basisschiff war jetzt seine Welt und sein Volk, auch wenn sie sich immer noch gegenseitig umbrachten. Aber Menschen taten das auch; früher und auch heute noch. Dazu waren sie verschlagen und hinterlistig und suchten nur ihren eigenen Vorteil. Merlin hielt nichts von seiner Rasse. Vielleicht auch, weil sie ihm wirklich viel angetan hatten. Aber das lag in der Vergangenheit. Sunshine kam auf die Brücke und fragte nach dem Status. Einer der anderen Wraith gab ihm Auskunft, wenn auch in ihrer Sprache. Er sah zu Merlin und kam zu ihm.

„Dienst auf der Brücke? Du bist der Gefährte des Commanders."

„Und? Ich bin ja nicht ein Aushängeschild. Ich gehöre genauso zu dieser Mannschaft wie jeder andere auch und ich bin kein Anbeter", erwiderte Merlin.

„Weiß er das, das du hier arbeitest?"

Merlin nickte ernst und bediente ein paar Knöpfe.

„Oh ja und glaube mir, es hat mich ein riesiger Streit und viele Argumente und Beschimpfungen gekostet, bis er es eingesehen hat. Anscheinend ist er der Meinung, das ich nichts tun sollte, aber das habe ich ihm...", Merlin sah ihn schmunzelnd an „Ganz schnell ausgeredet."

Sunshine lachte leise.

„Ich weiß ja nicht", sprach Merlin weiter „Was er in mir sieht. Eine Blondine, schön und heiß, die er zur Schau stellt?"

Sunshine sah ihn verwirrt an.

„Was meinst du damit?"

Merlin grinste.

„Nun ja. Auf der Erde haben Leute, eigentlich Männer schöne Frauen, mit denen sie ausgehen und sie zur Schau stellen. Meistens mit hellen Haaren, bomben Figur und so weiter."

„Ah ja, aber helle Haare hast du nicht", sagte er etwas amüsiert „Und was die Figur angeht..."

„Sunshine", sagte Merlin warnend, aber auch amüsiert „Keine Beleidigungen. Ich bin immer noch der Gefährte des Commanders."

Sunshine lächelte belustigt und dann fragte er so unvermittelt.

„Hast du etwas von Jason gehört?"

Merlin sah ihn einen Augenblick völlig verblüfft an. In all der Zeit hatte er das nie angesprochen und Merlin war oft drauf und dran gewesen, ihn auf Jason anzusprechen. Aber wenn er ehrlich war, hatte er sich nie so getraut. Arthur sagte immer, das sein Verschwinden den zweiten Commander getroffen hatte und er irgendwann von selbst das Thema ansprechen würde. Jetzt war es wohl soweit.

„Nein", sagte Merlin „Du weißt doch, das ich keinerlei Verbindung mehr zu Menschen habe und erst recht nicht zu der Erde. Ich weiß nichts von ihm, doch ich weiß, das er im Gefängnis war. Ich glaube nicht, das er da ungeschoren weg kam. Ich wäre wahrscheinlich viel härter bestraft worden als er, aber ganz kam er bestimmt nicht aus dieser Sache raus. Tut mir leid, Sunshine."

Sunshine nickte leicht und Merlin sah ihn wieder an.

„Es wundert mich etwas, das du das jetzt ansprichst. In all den Jahren hast du nie ein Wort darüber verloren."

„Ja. Weil ich ihn vergessen wollte", sagte der Wraith „Doch...Ich kann es nicht, obwohl ich wirklich wütend auf ihn bin. Dieser verfluchte Mensch hat irgendetwas mit mir getan."

Merlin lächelte. Ja, er hatte sich in Sunshine Herz geschlichen und sich dort festgehakt. Und Merlin konnte das wirklich verstehen, denn ihm ist es ja nicht anders ergangen. Arthur konnte ihn auch nicht aufgeben und hatte hartnäckig um ihn gekämpft, bis Merlin sich Hals über Kopf verliebt hatte. Dann war es auch um ihn geschehen. Ja, er konnte das nachfühlen.

„Denkst du, das er viele Jahre im Gefängnis war?", fragte er und riss Merlin aus seinen Gedanken.

„Keine Ahnung", gab Merlin ehrlich zu „Doch Jasons Vater ist ein hohes Tier im Sternenkommando. Kann sein, das er maßgebend an einem milden Urteil beteiligt war...Bestimmt. Doch ich kann dir nichts mit Sicherheit sagen. Und er ist unehrenhaft aus der Armee entlassen worden; das ist der Standard Prozess, deshalb hat er keinerlei Möglichkeit zurückzukommen."

„Er hätte nie gehen sollen", sagte Sunshine leise „Er ist ein Dummkopf. Und ich kann ihn auch nicht holen gehen. Tja...Ich sollte ihn vergessen."

Merlin sah ihn an.

„Es tut mir so leid, Sunshine."

Er nickte.

„Ja, aber du kannst ja nichts dafür."

Die Tür ging auf und Arthur kam herein. Nach all den Jahren machte sein Herz immer noch einen Satz, wenn er ihn sah. So groß und muskulös mit seinen weißen Haaren, die wieder aussahen, als wäre er in einem Tornado gewesen. Mit dem Kämmen des Haares hatte er es wirklich nicht und Merlin fand es irgendwie lustig. Denn auch furchteinflößende Wraith hatten Probleme mit so etwas. Anders Sunshine. Er trug sein Haar lang, gekämmt und manchmal auch nach hinten frisiert. Viele Wraith machten das so, außer sein Commander. Und das war auch so eine Kleinigkeit, die er an Arthur liebte, so wie viele kleine Dinge. Aber auch hasste. Ihre Beziehung war alles andere als einfach.

„Gut geschlafen?", fragte Merlin.

„Du tust also tatsächlich Dienst hier?", fragte er lauernd, seine blauen Augen zu Schlitzen zusammen gezogen. Merlin seufzte.

„Echt jetzt? Denkst du, das ich stundenlang mit dir streite, um das dann nicht durchzuziehen? Da kennst du mich schlecht und ich hoffe doch, das du jetzt nicht damit anfängst...Commander."

Arthur sah ihn einen Moment an. Commander nannte er ihn nur, wenn sie wieder einmal eine Meinungsverschiedenheit hatten. Da wurde Merlin sehr unpersöhnlich und er konnte so verflucht böse werden. Natürlich hatten sie sich gestritten, weil Arthur der Meinung war, das Merlin als sein Gefährte keine niedere Arbeit verrichten sollte. Doch sein sturer Mensch beharrte darauf und hatte sich ihm sogar verweigert, als Arthur das mit einer Paarung kompensieren wollte. Dementsprechend mies war er drauf, zumal ihn Merlin nicht geweckt hatte, als er zur Brücke ging. Er sah Sunshine an, der vor sich hin lächelte, eindeutig amüsiert.

„Was ist denn so lustig?", fragte Arthur seinen Freund „Du bist doch fein raus und brauchst dich nicht mit sturen, äußerst frechen Menschen herumzuschlagen."

„Nein, muss ich nicht...Würde ich aber gerne", sagte Sunshine „Und übrigens...Du hast es so gewollt; Commander", fügte er etwas spöttisch hinzu und verließ die Brücke.

Merlin sah ihn sauer an. Er konnte es einfach nicht lassen. Doch Merlin hatte keine Angst vor ihm und musste sich durchsetzen, sonst war er verloren. Er musste sich behaupten, sonst hätte er gar nichts zu sagen. Arthur war zu dominant, um ihn einfach machen zu lassen.

„Du kannst mich ja verspeisen, wenn ich dir lästig bin", sagte er bissig zu dem Wraith. Arthur beugte sich vor zu ihm, er zischte mehr als er sprach.

„Ich werde etwas ganz anderes tun, wenn du zurück in unser Quartier kommst. Mein Wort darauf. Es war eine Frechheit, sich mir zu verweigern, Mensch."

„Hach, mach nur so weiter, dann gehst du auf dem Zahnfleisch. Ich kann auch stur sein...Sehr lange, wenn es sein muss."

„Wir werden sehen", zischte der Commander.

Dann ging er nach vorne, nahm eines dieser Wraith Tablets und sprach leise mit einem der anderen Wraith, die Dienst hatten. Schließlich flog sich so ein Raumschiff nicht von alleine. Merlin lächelte leicht, als er ihm nachsah. Und ja, er wusste genau, was sein Commander vor hatte und er würde schreien.

Ihre Beziehung war intensiver, aber alles andere als leicht. Und es würde auch nie leicht werden, denn alles was Merlin wollte, vor allem Unabhängigkeit und keine Truppe hinter sich, die ihn mit ihrem Leben schützen würde, musste er sich auf harten Weg erkämpfen. Nicht das Arthur ihn unterdrücken wollte, doch sah er immer noch in Merlin etwas, was leicht zu verletzen und töten war.

Das mit der Unabhängigkeit, was das Kämpfen anging, klappte nur ansatzweise. Doch Merlin war es halt manchmal einfach leid, das immer und immer wieder anzusprechen. Also beschloss er, das er die Drohnen abhängte, wenn er in den Kampf zog. Das klappte eigentlich gut, denn sie hatten öfter Scharmützel mit einem anderen Basisschiff, das sich in ihrem Gebiet herumtrieb. Doch die stundenlange Vorwürfe danach...

Merlin seufzte. Ja, er liebte Arthur und nein, es war alles andere als leicht, mit einem Wraith zu leben, wenn man kein Wraith war.

Trotz allem war er so glücklich wie schon lange nicht mehr; eigentlich wie er noch nie war. Und so langsam fand er auch seinen inneren Frieden, denn die Konflikte der Vergangenheit hatte er abgestreift.

Und nichts könnte ihn dazu bewegen, obwohl er auf vieles verzichten musste, was er schätzte, das er dieses Leben wieder verlassen würde.





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Ian kam in das gemeinsame Quartier, das er mit seinem Gefährten bewohnte. Sie lebten jetzt zwei Jahre in Atlantis. Als damals der Versetzungsbefehl kam, hatten beide nichts dagegen, den öden Stützpunkt mit dem verfluchten Colonel zu verlassen. Atlantis war die Königin der Stützpunkte, die in der Pegasus Galaxie waren. Ian und Saru waren inzwischen Gefährten und es klappte gut. Obwohl der Ire sich wirklich ändern musste. Er mochte die Wraith immer noch nicht, aber er hasste sie nicht mehr mit so einer Inbrunst, die ihn fast die Liebe seines Lebens gekostet hätte.

Sie waren einem Team zugeteilt und hatten Missionen. Manchmal etwas gefährlich; manchmal auch nicht. Es gab mehrere Teams; das Beste war natürlich Colonel Sheppards Team. Mit Rodney Mckay, Ronon Dex und Teyla Emmagan waren sie die Topleute, obwohl Mckays Ego so groß wie Atlantis war. Ian hatte schon das Vergnügen, sich mit ihm anzulegen. Endeffekt, das Ian recht hatte und er jetzt auf der Abschussliste des Doktors war. Nicht wirklich, denn Mckay schätzte trotz allem kluge Köpfe.

Doch sie waren einem anderen Team zugewiesen, das nicht minder erfolgreich war und gut zusammen funktionierte. Saru hatte schon ein paar Mal mit Ronon im Trainingsraum trainiert und sie verstanden sich eigentlich gut, denn beide waren Krieger, jeder auf seine Art. Allem in allem waren sie zufrieden und glücklich, obwohl Ian sehr oft an Merlin dachte, der irgendwo in dieser Galaxie auf einem Wraith Basisschiff lebte und eigentlich geächtet war. Doch er war auch eine Legende...Der Mensch, der es wagte, mit einem Wraith zusammen zu leben und sich von seiner Rasse abgewandt hatte.

Ian sah das nie so, auch Saru nicht. Merlin würde für immer und ewig sein Freund bleiben, auch wenn er mit diesem Wraith zusammenlebte. So wie Jason, der zur Erde reiste und verschwand. Nein, Ian und Saru vergaßen sie nicht; sie sprachen oft von den beiden und wollten nicht mehr, als ihre Freunde wiederzusehen. Weder Jason noch Merlin würde hier noch einmal auftauchen, das wussten beide und es war hart. Sehr hart.

Aber das Leben ging weiter. Oder nicht?

„Hey, Saru", sagte er lächelnd, als dieser aus der Küche kam.

Seltsamerweise konnte Saru verdammt gut kochen und er tat es gerne, wenn sie Zeit hatten und nicht unterwegs waren. Was selten vor kam, denn die meiste Zeit aßen sie in den Kantinen oder manchmal in einem der Restaurants. Doch Ian zog Sarus Kochkünsten immer vor und es duftete auch wieder so köstlich danach.

„Ich habe Neuigkeiten", sagte er jetzt zu Saru, der ihn erwartungsvoll anblickte.

„Was denn?"

„Mir ist zu Ohren gekommen, das das Sternenkommando Merlin und Arthurs Flotte eine Allianz vorschlagen."

„Was? Wie bist du denn an diese Information gekommen? Wenn das wahr ist, dann denke ich mal, das dies streng geheim ist", sagte Saru.

Ian grinste. Natürlich war es das...Top Secret. Doch Saru winkte ab.

„Nein, sag es mir nicht. Ich weiß, das du zwielichtige Kontakte hast und äußerst illegal. Ich will damit nichts zu tun haben."

„Ist auch besser, wenn du meine Kontakte nicht kennst, aber was sie sagen, ist zu 99 % wahr. Sie wollen eine Allianz mit Merlins Wraith und ihm natürlich auch. Ist das nicht abgefahren?"

Saru nickte, aber seine Freude blieb verhalten. Ian starrte ihn an.

„Was? Wenn das klappt, sehen wir ihn vielleicht wieder. Du scheinst nicht sehr begeistert zu sein. Ich denke, du magst ihn?"

„Sicher. Aber Merlin wird nicht begeistert sein. Sie haben ihm wirklich viel angetan. Die Verhaftung und dann der unfreiwillige Rücktransport zur Erde; mit der Aussicht, das er wahrscheinlich hingerichtet wird. Wenn du mich fragst, ist Merlin nicht zu den Wraith übergesiedelt, sondern ist von seiner Spezies so weit weg gerannt, wie er konnte. Trotz Arthur. Und was du mir gesagt hast, war das früher auf der Erde auch nicht besser. Sie haben aus ihm einen 1a Killer gemacht und ihn auch dafür eingesetzt. Bis er den hohen Herren zu unbequem wurde. Ich denke...", sagte Saru „Das er keine Luftsprünge macht. Wahrscheinlich jagt er sie zum Teufel und er hat recht."

„Das ist ja alles schön und gut, was du da sagst. Aber ich will meinen Freund wieder. Wir haben uns im Schlechten getrennt und Jason habe ich überhaupt nicht mehr gesehen. Er war einfach weg. Zum Teufel; ich will, das er damit einverstanden ist", meinte Ian etwas aggressiv „Vor allem will ich wissen, ob Connor recht hatte. Er sagte, das Merlin so kalt und grausam geworden ist und ...Ich kann das einfach nicht so glauben. Er war nie so."

„Das wissen wir nicht, solange wir ihn nicht getroffen haben. Ich glaube das auch nicht. Aber es liegt ja auch nicht bei ihm allein, diese Entscheidung zu treffen", warf Saru sachlich ein „Arthur muss das auch wollen."

„Ja, ich weiß", Ian strich sich durch die Haare, die er zu einem Pferdeschwanz hinten zusammen gebunden hat. Sein feuerrotes Haar schien zu leuchten, als stünde es in Flammen „Niemand weiß, wo Merlin ist. Sie sind nie lange an einem Ort. Ab und zu höre ich, das sie einigen Wraith in den Arsch getreten haben, aber bevor ich sehen kann, wo...Sind sie schon weiter. Er ist ein verdammter Geist und nicht auffindbar."

„Vielleicht wollen sie nicht gefunden werden", sagte Saru und ging in die Küche. Von dort rief er „Ich wünsche dir, das du recht hast und ihn triffst, aber mach dir nicht so viele Hoffnungen. Wenn Merlin Menschen sehen wollte, glaube ich, das es ihm ein Leichtes wäre, das umzusetzen. Doch ich würde mich auch freuen, ihn wiederzusehen. Komm jetzt; das Essen ist fertig."

Ian seufzte, doch er sagte nichts mehr dazu. Er hoffte sehr, das dies nicht nur ein Gerücht war und sie wirklich versuchen würden, eine Allianz aufzubauen.

Dann würde er seinen Freund sehen und das war mehr als überfällig.

Schicksalhafte BegegnungWhere stories live. Discover now