Kapitel 93

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Man sagt, dass jeder Mensch das zurück bekommt, was er verdient. Wenn du gutes tust, bekommst du gutes. Wenn du schlechtes tust, erwartet dich das selbe. Nicht einmal im Traum hätte ich gewagt zu glauben, dass dies tatsächlich stimmt. Schockiert blicke ich auf diese eine Person, die sich der Polizei gestellt hat und kann meinen Augen nicht trauen. Wie ist das möglich? Ich blicke zu Leyla, die ebenfalls fassungslos ist. Ihre Hände zittern, sie ist sichtlich angespannt. Genau wie ich. Die Geschworenen hören jeder Aussage genau zu. Meiner, Leylas und letztendlich auch die dieser einen Person. Mit langsam Schritten steigt diese Person auf das Podest und setzt sich hin. Nicht einen Blick haben Leyla und ich bekommen. Es scheint so, als würden wir alle nicht existieren. Als hätte diese Person nur dieses eine Ziel vor Augen. Verurteilt werden. Die Minuten, in denen er spricht, kommen mir wie ein Traum vor.
,,Deniz, Can und ich kennen uns schon seit einer Weile. Wir haben auf den Straßen ständig randaliert, bis wir auseinander gegangen sind. Can und ich wurden durch ein Missverständnis sofort zu Feinden, die sich unausstehlich hassten.  Um ehrlich zu sein ist diese Feindschaft einzig und allein meine Schuld gewesen. Ich bin naiv gewesen, habe ihn als den Bösen abgestempelt. Dabei bin ich es die ganze Zeit über gewesen. Mein Hass war so groß, dass ich nur noch Rache nehmen wollte. An Can und an seiner Frau Leyla.'', erklärt er. Mert. Ja, er sitzt da und erzählt dies alles. Er erzählt es so, wie ich es noch nie von ihm gehört habe.
,,Wie ist es zu dem Tod des Opfers gekommen. Schildern Sie uns Ihre Sicht.'', fordert der Staatsanwalt Mert auf, dessen Augen gerötet sind. Nimmt es ihn tatsächlich so sehr mit?

,,Wissen Sie, ich bin durch meinen Groll so blind gewesen, dass ich Dinge getan habe, die verrückt gewesen sind. Aus Wut habe ich auf Deniz geschossen, mitten in sein Herz und Can in dem Glauben gelassen, dass er es gewesen wäre.'', erklärt Mert ehrlich. Er sagt tatsächlich die Wahrheit.
,,Weshalb sollten wir Ihnen das glauben? Was ist Ihr Beweis?'', fragt der Anwalt. Genau. Mert hat keinen Beweis. Oder?
,,Spiel Sie das Video ab.'', sagt er auf einmal und alle blicken gespannt auf den Bildschirm. Zu sehen sind die Geschehnisse, die die Überwachungskamera in jener aufgenommen hat. Dort ist es zu sehen. Der Moment als ich auf Deniz geschossen hab, abgehauen bin und Deniz anschließend wieder bei Bewusstsein war. Anschließend ist noch zu sehen, wie Mert und Deniz sich miteinander streiten und Mert die Kontrolle über sich verliert. Er hat auf Deniz geschossen. Und genau wie er es gesagt hat, mitten ins Herz. Nachdem das Material abgespielt wurde ist es still im Saal. Mit Tränen in den Augen blickt Leyla zu mir. Ich nicke ihr nur zu. Wir werden gewinnen. Es werden einige weitere Aufnahmen angespielt, in denen alle Geschehenisse rund um Merts Grundstück zu sehen sind. Der Plan mit Deniz Leyla zu vergewaltigen, die Gespräche mit Aleyna sowie mit mir und Leyla, Leylas Entführung, Merts wahres Gesicht. Alles ist zu sehen. Und nun ist auch jedem bewusst, was eine Person Mert eigentlich ist. Ich blicke zu ihm auf und das erste Mal am heutigen Tag blickt er mich ebenfalls an. Mit Tränen in den Augen sowie mit einem kleinen Lächeln. Das Lächeln, welches ich jahrelang nicht mehr gesehen habe. Es ist ehrlich und kommt von Herzen. Nun ist der Moment der Entscheidung gekommen. Alle erheben sich und ich bete innerlich nur noch.

,,Wir, die Geschworenen, befinden den Angeklagten Mert Arslan aufgrund der zahlreichen Beweise für schuldig.'', ertönt es durch den gesamten Saal. Erleichtert schließe ich meine Augen, streiche mir durch das Gesicht. Ich kann es einfach nicht glauben. Wir haben es geschafft! Merts Strafe, die lebenslänglich gilt, geht mit einem Aufenhalt in einer Psychiatrie einher. Solange, bis er als geheilt gilt. Tränen fließen seine Wange hinab, jedoch hat er ein Lächeln auf den Lippen. Das erste Mal, seit langem, hat er Mert, mein Feind, etwas Gutes getan. Er hat Leyla gerettet. Als er abgeführt wird, blicken wir uns noch einmal an. Ich nicke ihm mit glasigen Augen zu. Er blickt kurz mich an, dann Leyla und nickt ebenfalls. Anschließend wird er abgeführt.
,,Can!'', höre ich Leylas fröhliche Stimme. Mit Tränen in den Augen umarmt sie mich innig, was ich sofort erwidere.
,,Wir haben es geschafft, mein Engel. Wir sind endlich frei.'', sage ich ungläubig. Es ist fast zu schön, um wahr zu sein. Wir beide haben erneut die Chance bekommen, unser Leben zu leben. Wir sind überglücklich. Sogar zurück nach Hause können wir gehen. Doch eine Sache muss ich noch erledigen, bevor Leylas und mein neues Leben beginnt.

ZwangsheiratWhere stories live. Discover now