Kapitel 46

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"Der Sieg ist zum Greifen nah", erwiderte ich nur. Ich war mir genau sicher, dass unser Plan erfolgreich sein würde. Wir würden gewinnen. Koste es, was es wolle. Für den Sieg wollte ich alles tun.
"Findest du nicht, dass unser Vorhaben zu brutal ist? Was, wenn wir ins Gefängnis müssen?", fragte Aleyna mich besorgt. Doch für mich war das ganze überhaupt kein Problem. Ich nahm alles gelassen und war locker. Mich konnte keiner aufhalten und schnappen. Ich war unberechbar.
"Ich habe keine Bedenken oder Zweifel, weil ich genau weiß, was ich tue. Und dieses Vorhaben kann nicht scheitern", erklärte ich. Schließlich bin nicht ich derjenige, der von der Polizei wegen Deniz Mord gesucht werden würde, dachte ich mir. Wenn die Polizei einmal erfährt, dass es angeblich Can gewesen war, würden sie sofort nach ihm suchen und ihn festnehmen, dachte ich mir. Ja. Das machte das ganze viel intressanter und vorallem amüsanter. Zu sehen, wie der große Can Yalçin ins Gefängnis wandert, wäre einfach das perfekte Ende. Zu sehen, wie er und seine Frau am Ende sind, wäre das perfekte Ende. Ihr Untergang ist mein Happy End. Schließlich bin ich der Schurke dieser Geschichte. Wenn die Helden verlieren, gewinnt der Schurke. So wird es auch sein.Einfach das perfekte Ende. Ich wollte dieses Ende erreichen. Mit allen Mitteln.

Leyla POV

"Can?!", schrie ich durch das ganze Haus. Meine Fruchtblase war geplatzt und ich stand ahnungslos im Schlafzimmer herum. Can war auch nicht hier. Ich hatte furchtbare Schmerzen und schrie wie verrückt durch das gesamte Haus. Wo blieb Can? Er hatte eigentlich schon seit einer Stunde Feierabend. Warum ist er noch nicht hier?, fragte ich mich verwundert. Nach ein paar Minuten dann kam er endlich ins Zimmer rein gestürmt und brachte mich auch sofort, ohne zu zögern, zum Auto.
"Fahr schnell", sagte ich schmerzerfüllt. Diese Schmerzen waren einfach unerträglich. Can fuhr sehr schnell, versuchte mich zu beruhigen und da es glücklicherweise nicht so viel Verkehr gab, kamen wir auch schnell im Krankenhaus an. Auf dem Weg hatte er auch meine Eltern informiert, die ebenfalls auf dem Weg waren. Ich freute mich sehr auf sie. Angekommen brachten mich die Ärzte sofort in den Kreissaal. Gleich würde ich entbinden und mein Kind das erste Mal zu Gesicht bekommen. Can und ich waren beide ziemlich nervös und aufgeregt. Schließlich waren wir noch so unglaublich jung und hatten Angst. In diesem Moment wünschte ich mir meine Mutter an meine Seite. Als meine Eltern von meiner Schwangerschaft erfuhren, waren sie mehr als glücklich gewesen. Wir alle wollten uns überraschen lassen, was das Geschlecht betraf.
"Pressen, Frau Yalçin", sagte der Arzt und ich schrie vor lauter Schmerz. Es tat höllisch weh, doch Can war an meiner Seite und hielt meine Hand. Er gab mir Kraft und sagte die ganze Zeit, dass ich das schaffen würde. Als ich ein Schreien hörte wusste ich, dass es vorbei war. Mein Kind war auf der Welt. Ich war Mutter geworden.
"Herzlichen Glückwunsch. Es ist ein Mädchen", sagte der Arzt und ich weinte vor lauter Freude. Can lächelte überglücklich und gab mir einen Kuss auf den Scheitel. Wir sind nun Eltern, dachte ich mir zufrieden und konnte das nicht ganz realisieren.
"Ich bin gleich wieder da. Ich gehe deinen Eltern kurz Bescheid sagen", sagte er, nachdem ich mich etwas beruhigt hatte und küsste meine Hand. Ich nickte einverstanden.

Can POV

Ich begab mich aus dem Krankenzimmer und konnte es einfach nicht glauben. Ich war tatsächlich Vater geworden. Ich hatte nun eine Tochter. Dieses Gefühl war einfach unbeschreiblich. Das zu realisieren fiel mir schwer, doch es war tatsächlich die Realität. Ich bin Vater. Leylas Familie und meine Eltern kamen sofort auf mich zugerannt, als sie mich erblickten und bombardierten mich mit 1000 Fragen.
"Wir geht es ihr?", fragte Leyla Mutter besorgt.
"Habt ihr schon einen Namen für das Baby?", fragte Azra mich.
"Ist es ein Junge oder ein Mädchen?", fragte mein Vater mich. Ich lächelte überglücklich.
"Leyla geht es gut. Es ist ein Mädchen geworden. Wir haben aber noch keinen Namen", erklärte ich und alle waren froh.
"Canim Oğlum benim (Mein geliebter Sohn). Biz çok mutluyuz (Wir sind sehr glücklich)", sagte mein Schwiegervater und umarmte mich.
"Und? Wie läuft eure Ehe so? Ich hoffe, dass du meine Schwester gut beschützt. Kardeşime iyi bak (Pass gut auf meine kleine Schwester auf)", sagte Azra lächelnd, als wir, mit Nihat in der Cafeteria einen Kaffee zusammen tranken. Unsere Eltern waren bei Leyla. Sie wollten sie unbedingt sehen. Ich lächelte ebenfalls.

"Mach dir keine Sorgen. Ich passe gut auf sie auf. Alles läuft gut", versicherte ich ihr und sie nickte erleichtert.
"Wir geht es dir so, Can? Çok calisiyior musun? (Arbeitest du viel?)", fragte Nihat mich.
"Iyim (Mir geht es gut). Die Arbeit läuft gut. Wie geht es euch so?", fragte ich die beiden wiederum. Dann schaute ich zu Kaan, der munter mit seinen Autos spielte.
"Uns geht es gut. Kaan hält uns ziemlich auf Trab. Du weiß, wie verspielt er ist", sagte Nihat und ich lachte.
"Ja, ich weiß. Jetzt hat er aber eine Cousine bekommen, mit der er in ein paar Jahren spielen kann", sagte ich.
"Ach ja. Wie wollt ihr sie eigentlich nennen?", fragte Azra mich neugierig. Ich seufzte.
"Ich weiß es nicht. Ich muss mit Leyla noch darüber reden. Ich gehe am besten jetzt gleich zu ihr", sagte ich und stand auf.
"Viel Glück. Unsere Eltern sind bestimmt gerade sehr emotional", sagte Azra und ich lächelte. Dann begab ich mich zu Leylas Zimmer. Doch bevor ich das Zimmer überhaupt betreten konnte, bekam ich einen Anruf. Von Mert. Mert? Verwirrt ging ich ran.

"Hallo?", sagte ich in den Hörer. Warum rief er jetzt an? Ich hatte viele Monate weder von ihm, noch von Aleyna etwas gehört. Die beiden waren einfach von der Bildfläche verschwunden. Doch genau heute rief Mert mich wieder an. An dem Tag, an dem meine Tochter geboren wurde. Warum?
"Can. Wie geht es dir so? Wenn ich mich nicht täusche, kommt heute deine Tochter auf die Welt. Glückwunsch", sagte Mert in einem gespielt glücklichen Ton und lachte. Doch ich blieb ernst.
"Woher weißt du das?", fragte ich ihn. Er konnte das alles unmöglich wissen. Er hörte auf zu lachen.
"Ich weiß alles, Can. Alles. Bald wird sich eurer Leben ändern und ich werde siegen. Nur Geduld", sagte er und ehe ich etwas sagen konnte, legte er auf. Dieser Psychopath!

Warum konnte er nicht einfach verschwinden? Warum musste er unser Leben unbedingt zerstören? Wenn er Leyla oder meiner Tochter etwas antut, werde ich ihn umbringen, dachte ich mir wütend. Er war wahnsinnig. Wohlmöglich hatte er sogar ernsthafte psychische Probleme. Ich dachte nach. Was hatte er schon wieder vor? Was wird sich ändern? Weshalb sollte er siegen? Ich ahnte, dass Mert wieder etwas geplant haben muss und bald wieder zurückschlagen würde. Dieser Miskerl.
"Can. Wir werden Leyla bald wieder besuchen. Wir gehen erst einmal. Sag uns Bescheid, wegen des Namen und pass gut auf dich auf. Bis bald", riss mich die Stimme meines Vaters aus meinen Gedanken. Ich lächelte und verabschiedete mich von meinen und Leylas Eltern. Nachdem sie gegangen waren, ging ich dann auch rein. Doch den Anruf von Mert behielt ich im Hinterkopf und hatte ein sehr schlechtes Gefühl. Er hat etwas sehr Furchtbares geplant. Das spürte ich.

ZwangsheiratWhere stories live. Discover now