Kapitel 28

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Leyla POV

Weinend blickte ich auf den Display meines Handys und wünschte mir, dass ich ihn gerufen hätte. Doch ich war nun auf mich alleine gestellt und ich durfte ihm nicht sagen, dass ich von vielen Männern und einschließlich von Mert umzingelt war. Sie hatten mich gefunden und ich konnte nicht vor ihnen fliehen. Mert hatte mir erlaubt, Can anzurufen. Doch ich durfte ihm nichts verraten. Woher Mert wusste, dass ich mich hier befand, wusste ich nicht. Wir befanden uns in einer dunklen Gasse und ich saß schluchzend und mit blauen Flecken sowie blutenden Wunden an meinem gesamten Körper auf dem kalten Boden. Wäre Mert nicht gekommen, hätten seine Männer mich wahrscheinlich zu Tode geprügelt. Sie dachten, dass ich gefährlich wäre. Doch Mert hatte sie aufgehalten und ihnen versichert, dass ich harmlos wäre. Sie hatten aufgehört mich zu schlagen und nun standen sie alle ruhig vor mir. Mert ganz vorne, mit einem triumphierenden Grinsen auf den Lippen, während er zu mir herab blickte. Ein Grinsen, was mir Angst bereitete. Was ging ihm durch den Kopf? Was wollte er nun von mir? Was waren seine Absichten?

Vor einer Woche
Mert POV

Ich zerstörte alles, was ich in die Finger bekam und war außer mir vor Wut. Das war nicht möglich. Das konnte nicht sein. Leyla war Cans Ehefrau. Er war verdammt nochmal verheiratet und ich erfuhr das erst jetzt! Deniz hatte es mir erzählt. Er hatte mir alles erzählt. Seine Geschichte, woher er Leyla kannte. Ich wusste nun alles. Deniz hatte sie am Hochzeitstag ihrer Schwester vergewaltigt, weswegen sie dann mit Can verheiratet wurde. Deniz stand auf Leyla und beobachtete sie manchmal. Daher wusste er auch das alles. Na ja. Er war besessen von ihr. Can und Leyla. Was man nicht alles erfährt. Ich hatte schon von Anfang geahnt, dass zwischen den Beiden mehr lief. Can hatte mich angelogen und sie vor mir die ganze Zeit versteckt. Eine Woche lang brauchte ich, um das zu verarbeiten. Es war einfach unfassbar und vorallem hielt ich es für unmöglich. Can Yalcin und heiraten. Lächerlich. Ich hatte die beiden nun eine Woche lange nicht gesehen. Manchmal sah ich Can, wie er sich mit anderen schlägerte und in irgendwelchen Clubs bis zum Morgengrauen feierte. Außerdem dielte er wieder. Er stürzte ab. Er war irgendwie am Ende. Wegen was auch immer. Aber die Tatsache, dass er zu Hause eine Ehefrau hatte, war einfach nur lächerlich. Er würde niemals heiraten, dachte ich mir. Egal ob gezwungen oder freiwillig. Can Yalçin und heiraten? Niemals. Ausgeschlossen. Unmöglich. Einfach nur absurd.

Aber ich konnte es so viel verdrängen, wie ich wollte. Es war die Warheit. Can Yalçin war verheiratet. Mit Leyla, die Deniz vergewaltigt hatte. Ich lachte. Eigentlich war das ein Vorteil mir gegenüber. Eine Frau in seinem Leben würde ein Hindernis für ihn darstellen, dachte ich mir. Schließlich musste sie ihm etwas bedeuten. Er hätte sie sonst nicht geheiratet. Er hätte sie sonst nicht so unglaublich lange vor mir versteckt. Sie war das, was ihm am meisten auf dieser Welt bedeutet. Diese Frau war es. Leyla Ateş. Sie war faszinierend, aber naiv zugleich. Eine wirklich intressante, besondere Frau. Ich erhielt einen Anruf von einem meiner Männer und konnte mein Glück kaum fassen. Leyla wurde tatsächlich gesichtet und kann nicht entkommen. Meine Männer hatten sie wohl umzingelt. Ich grinste. Can Yalçins Frau würde in meiner Gewalt sein. Ich hatte einen perfekten Plan. Einen Plan, den ich zusammen mit Deniz durchziehen würde, nur um Can das Leben ein zweites Mal zur Hölle zu machen. Ja. Der perfekte Plan. Also begab ich mich siegessicher zu dem Standort, der mir gesagt wurde und überlegte mir diesen perfekten Plan sorgfältig.

Leyla POV

Wäre ich doch nur nicht nach draußen gegangen. Warum begab ich mich ständig in Gefahr? Warum konnte ich nicht richtig nachdenken? Can hatte mich schon so oft gewarnt. Er kannte diese Straßen in und auswendig. Was tat ich Idiot? Ich begab mich erstmal um diese Uhrzeit nach draußen. Toll. Und nun? Nun befand ich mich schon wieder in so einer Situation. Ich seufzte. Ehrlich, Leyla. Du bist so ein Dummkopf, dachte ich mir wütend auf mich selbst. Can tat mir ehrlich gesagt leid, dass er mich als Ehefrau hatte. Ständig stellte ich irgendwas an und er musste es wieder gut machen. Oh man. Ich hatte es verdient, jetzt in dieser Situation zu sein. Schließlich machte ich ihm das Leben nur zur Hölle. Er musste meinetwegen ziemlich überfordert und genervt sein. Mert kniete sich zu mir und blickte mich intensiv an. Das Grinsen war immer noch auf seinen Lippen. Ich hätte ihn am liebstem getötet, so einen Hass hatte ich auf ihn.

"Hast du Angst?", fragte er mich nur ruhig. Ich blickte ihm hasserfüllt in die Augen und nickte nur leicht. Er grinste.
"Das ist seltsam. Vor zwei Wochen hast du nicht so ängstlich gewirkt. Kann es villeicht sein, dass du nur furchtlos bist, wenn es darum geht, Can zu beschützen?", fragte er mich nun und ich wusste keine Antwort darauf. Er lachte leise.
"Ehrlich. Das ist alles so eigenartig, aber gleichzeitig auch so lächerlich. Warum du?Warum würde Can Yalçin jemals so eine Person wie dich heiraten? Warum würde er überhaupt heiraten? Wie ist sowas möglich?Sag es mir, Leyla. Warum würde er so etwas tun?", fragte er mich nun ernst und ich blickte ihn daraufhin geschockt an. Woher wusste er das?

Can POV

Nervös saß ich in meinem Auto und suchte die ganze Stadt ab. Doch Leyla war nirgends zu finden. Ich rief sie jede Minute an, doch ihr Handy war ausgeschaltet, weswegen ich mir nun sicher war, dass da etwas nicht stimmte. Sie befand sich wieder in Gefahr. Das spürte ich. Als ich in einer dunklen Gasse irgendwo am Stadtrand parkte, legte ich meinen Kopf in den Nacken und seufzte. Ich schloss meine Augen und war am verzweifeln. Ach, Leyla.
Wo bist du? Ein Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Es war mein Handy. Sofort ging ich ran, als ich Leylas Namen auf dem Display sah.
"Hallo? Leyla? Wo bist du? Geht es dir gut?", fragte ich panisch. Doch ich vernahm nur ein lautes Lachen. Nein. Was war da los? Ich wusste, wer das war. Ich wusste, wem dieses teuflische Lachen gehörte.
"Mert", sagte ich in einem leisen Ton.
"Das ist so rührend. Wie ein Ehemann sich um seine geliebte Ehefrau sorgt. Wirklich herzergreifend", meinte er nur in einem provokanten Ton und ich war mehr als schockiert.Woher wusste er das? Hatte Leyla ihm etwas verraten? Hatte er ihr etwas angetan?

"Wo ist Leyla? Was hast du ihr angetan? Sag es mir sofort", forderte ich ihn auf.
"Sie ist in meiner Gewalt, Can und ich werde sie nur frei lassen, wenn du das tust, was ich dir sage", erklärte er. Drohte er mir ernsthaft?
"Was willst du?", fragte ich wütend.
"Deinen Untergang, Can.Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder du stellst dich der Polizei und gehst ins Gefängnis oder du verlässt für immer die Stadt und kehrst nie wieder zurück. Wenn du eines dieser Dinge nicht tust, dann-", weiter sprach er nicht. Stattdessen lachte nur. Dieser kranke Bastard.
"Dann was?", fragte ich ihn ernst.
"Dann werde ich Leyla töten", meinte er nur und ich war außer mir vor Wut. Nein. Nein. Nein. Dieser Mistkerl.
"Wenn du das tust, werde ich es sein, der dich tötet", sprach ich drohend und legte auf. Wenn er ihr auch nur ein Haar krümmt, werde ich keine Gnade zeigen. Doch dieses Mal sollte alles anders kommen. Aus einer Entführung wird ein brutales Spiel. Hätte ich gewusst, was uns noch alles passieren würde, hätte ich nicht gehandelt. Es war ein Fehler. Ein unverzeihlicher, nicht rückgängig zu machender Fehler.

ZwangsheiratWhere stories live. Discover now