Kapitel 77

134 5 1
                                    

Entschlossen mache ich mich auf den Weg zu Aleyna. Sie muss mir einfach sagen, wo Mert sich befindet. Ich weiß einfach, dass sie die einzige ist, die wissen kann, wo Mert ist und was er sich wieder ausgedacht hat. All diese Antworten würde ich schon von ihr bekommen. Aleyna ist eine naive Person, die schnell klein zu kriegen ist. Von ihre werde ich die Wahrheit schon erfahren. Während ich fahren, sind meine Gedanke jedoch die ganze Zeit bei Leyla. Ich frage mich wirklich, was die Zukunft für uns bereit hält und ob wir zusammen bleiben würden. Auch ich habe Angst vor einer Trennung, auch wenn das ausgeschlossen ist. Doch ich schwöre mir selbst, sie niemals loszulassen. Komme, was wolle. Keine zwanzig Minuten später stehe ich auch schon vor Aleynas Tür. Ich atme einmal tief ein und klingele dann. Sofort wird sie von einer strahlenden Aleyna geöffnet. Mit ihren hellgrünen Augen durchbohrt sie mich regelrecht. Ich bemerke sofort, dass sie sich etwas zurecht gemacht hat. Ja, sie ist hübsch. Aber meine Leyla ist die hübscheste Frau auf dieser Welt. Lächelnd umarmt sie mich.
"Hey, schön dass du da bist. Du hast mir gefehlt", sagt sie überglücklich, während ich mich innerlich schon auf meine Rolle vorbereite. Ihre Nähe nervt mich jetzt schon. Doch ich bleibe standhaft und umarme sie fester. Nachdem ich mich von ihr gelöst habe, setze ich mir ein Lächeln auf und streiche ihr eine Strähne hinter ihr Ohr.
"Du mir auch", erwidere ich in einem liebevollen Ton. Sie nimmt mich an die Hand und zieht mich rein.
"Setz dich und mach es dir bequem. Möchtest du etwas trinken?", fragt sie mich, als ich mich auf die Couch setze.
"Nein, nicht nötig", antworte ich und winke sie dann zu mir. Sie setzt sich neben mich, wirkt ein wenig schüchtern. Ich kann ihren beschleunigten Herzschlag genau hören. Doch dieses Geräusch ist mir nicht vertraut. Nur Leylas Herzen lausche ich gerne. Ich seufze und lehne mich etwas nach hinten. Ich lege meinen Kopf in den Nacken. Sie soll denken, dass ich über meine Situation nachdenke. Dass mir alles zu schaffen macht.
"Was ist los?", fragt sie mich neugierig, woraufhin ich sie wieder anblickte. Es hat geklappt.

"Es ist alles so schwer. Ich bereue es einfach. Ich bereue es, dass ich mein altes Leben gegen dieses langweilige Eheleben ausgetauscht habe. Hätte ich doch bloß auf dich gehört", erkläre ich in einem genervten Ton. Sie hört mir derweil aufmerksam zu und ergreift dann plötzlich meine Hand.
"Erzähl mir, was passiert ist. Was hat Leyla getan? Du weißt, dass du mir vertrauen kannst", sagt sie. Ihr vertrauen? Sie hat sich mit Mert gemeinsam gegen mich verschworen. Sie hat meine Frau geschlagen und sie angeschossen. Niemals könnte ich ihr "vertrauen". In mir lodert ein Feuer. Ich bin wütend, hätte sie am liebsten fertig gemacht, da ich mich plötzlich wieder an diese schrecklichen Zeiten erinnere. Doch ich muss mich einfach zusammenreißen. Also erzähle ich ihr irgendeine glaubhafte Lüge.
"Ich habe einfach keine Freiheiten mehr. Ich will feiern, kämpfen, dealen, randalieren. Aber Leyla und dieses Kind hindern mich daran. Jeden Tag streiten wir uns, weil sie einfach viel zu emotional ist und ständig meint, dass ich mich um das Kind kümmern sollte. Aber ich habe einfach keine Lust auf das ganze. Zuhause rumsitzen, sich um ein Kind kümmern, arbeiten, ein Ehemann zu sein, das passt einfach nicht zu mir. Dieses scheiß Eheleben passt nicht zu mir. Ich will frei sein. Ich will dich wieder an meiner Seite haben. Im Gegensatz zu Leyla hast du nie von dieser Gefühlsscheiße geredet und wir haben uns selten gestritten. Ach, Aleyna. Hätte ich doch nur auf dich gehört", erkläre ich und blicke sie voller Reue an. Plötzlich geschieht dann etwas unerwartetes. Sie umarmt mich. Innig und fest. Ich habe keine andere Wahl als diese Umarmung zu erwidern.
"Du kannst zurückkommen, Can. Du musst dich nicht an Leyla binden. Verlass sie einfach und komm wieder zurück. Sei du selbst", sagt sie. So sehr will sie also, dass ich wieder zu einem Monster werde. Langsam löse ich mich von ihr und streichele grinsend ihre Wange. Jetzt muss ich alles geben. Also blicke ich ihr verführerisch in die Augen und auf ihre Lippen. Ich höre, wie ihr Herz immer schneller rast und sie tief atmet. Desto näher ich ihr komme, desto nervöser wird sie. Das naive kleine Ding.
"Um zurückzukehren, muss ich auch wieder um meinen alten Platz kämpfen. Wirst du mir dabei helfen?", frage ich sie charmant und streichele wieder ihre Wange. Ohne zu zögern nickt sie und starrt mich dabei wie in Trance an. Ich lächele. Ich habe sie fest in der Hand.

"Gut so. Du weißt, dass ich dich will und du weißt auch, dass ich wieder mein altes Leben zurück will. Also, musst du mir helfen. Sag mir, was du von Mert alles weißt. Ich habe gehört, dass er einfach verschwunden ist. Um mir wieder den Respekt von allen zu verschaffen, muss ich ihn aber besiegen", erkläre ich ihr, woraufhin sie sich etwas zurückzieht.
"Ich weiß nicht, Can", sagt sie unsicher und steht auf. Sie kehrt mir den Rücken zu. Doch ich stehe auf, umarme sie von hinten. Ich bin kurz davor, sie auf meine Seite zu ziehen.
"Komm schon, Baby. Möchtest du etwa, dass ich auf dem Boden liege?", frage ich sie dann manipulieren, woraufhin sie sich zu mir dreht.
"Nein, natürlich nicht", antwortet sie ernst. Ich schmunzele und lege meinen Kopf etwas schief. Ich warte auf ihre Antwort. Sie atmet tief ein.
"Na gut. Ich werde dir helfen und dir alles sagen, was ich weiß", sagt sie schließlich, was sie viel Überwindung gekostet hat. Grinsend ziehe ich sie zu mir.
"Meine Aleyna steht immer zu mir. Wenn ich ihn besiege, werde ich dich verwöhnen", spreche ich in einem verführerischen Ton, woraufhin sie ebenfalls lächelt. Dann erzählt sie mir alles. Alles, was sie weiß und was er ihr erzählt hat. Er versteckt sich vor der Polizei, hat auch einen neuen Plan. Diesen hat er Aleyna aber nicht verraten und sie weiß auch nicht, weswegen er sich versteckt. Seltsam. Doch ich habe schon eine Vermutung. Es wäre leicht herauszufinden, was er genau vorhat. Schließlich weiß ich nun, wo er sich befindet.
"Versuch mehr über ihn heraus zu bekommen. Ich muss wissen, was er genau vor hat. Okay?", frage ich Aleyna. Sie nickt einverstanden, woraufhin ich aufstehe. Meine Arbeit hier ist getan.
"Ich muss jetzt gehen. Ich habe noch einige Dinge zu erledigen. Sag mir Bescheid, falls du irgendetwas weißt. Bis bald", verabschiede ich mich und gehe zur Tür.
"Can", sagt sie jedoch noch und ich bleibe stehen. Als ich mich jedoch umdrehe, kommt sie sofort auf mich zu und drückt ihre Lippen auf meine. Sie küsst mich.

ZwangsheiratWhere stories live. Discover now