Kapitel 74

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Es ist früh am Morgen, als ich mich etwas mit Cansu beschäftige. Wie hätte ich denn ahnen können, dass dieser eigentlich schöne Morgen, schrecklich werden würde? Von unten vernehme ich die Stimmen von Can sowie zwei fremden Männern, verstehe jedoch nicht, was sie sagen. Also sage ich Cansu, dass ich gleich wieder bei ihr bin und begebe mich nach unten, da ich einfach neugierig bin. Doch ich hätte nicht nach unten gehen dürfen. Dort stehen zwei Polizisten und Can. Die Polizisten blicke ihn streng an, während er ziemlich frustriert aussieht. Was ist da los?
"Können Sie mir nicht noch etwas Zeit geben? Ich werde ihn schon irgendwie finden", sagt Can und klingt tatsächlich schon fast verzweifelt. Wie haben die uns gefunden? Was ist hier los?
"Sie hatten einen Monat lang Zeit, Herr Yalçin. Da Sie ihn nicht finden können, müssen wir sie leider mitnehmen. Sie müssen sich irgendwie vor dem Richter rechtfertigen", erklärt der eine Polizist. Sie müssen Can mitnehmen?
"Can?", unterbreche ich die drei nun. Alle blicken sind auf mich gerichtet.

Can POV

Seufzend drehe ich mich wieder zu den Polizisten. Mit dabei ist auch der, der mich auf dem Revier befragt hatte.
"Bitte, geben Sie mir noch etwas Zeit. Ich werde ihn irgendwie finden. Wenn ich ihn gefunden habe, werde ich es ihnen sofort sagen.'', sage ich und nähere mich ihnen anschließend ein wenig mehr.
,,Ich kann sie jetzt nicht alleine lassen. Sie ist meine Ehefrau", flüstere ich, damit Leyla dies nicht hört. Die beiden wissen, was sie alles durchmachen musste und was mit ihr geschehen würde, wenn ich nicht bei ihr wäre.
"Eine Woche. Mehr nicht", sagt der eine, der mich befragt hatte. Ich nicke einverstanden, blicke sie dabei danken an. Anschließen verlassen die beiden das Haus. Nochmal Glück gehabt. Ich atme tief ein, gehe dann mit einem aufgesetzten Lächeln auf Leyla zu. Sie blickt mich jedoch besorgt an.
"Was ist los? Was wollten die beiden?", fragt sie mich auffordernd. Wie soll ich ihr das bloß erklären? Wie soll ich sie bloß alleine lassen? Was soll ich tun?
"Versprich mir eine Sache", fange ich dann an, als ich ihr sanft eine Haarsträhne hinter ihr Ohr streiche. Sie hört mir nur stumm zu.
"Falls ich ins Gefängnis muss, darfst du niemals traurig sein oder dir selbst etwas antun. Gib auf dich Acht und denke daran, dass ich dich immer lieben werde. Versprichst du mir das?", frage ich sie, während ich ihre Wange streichele. Ihr kommen die Tränen, was mir das Herz zerbricht.
"Bitte, verlass mich nicht. Du darfst nicht ins Gefängnis gehen. Du bist doch unschuldig", spricht sie traurig. Ich seufze.
"Auch wenn ich in Wahrheit unschuldig bin, bin ich für das Gesetz ein Mörder", erkläre ich bedauernd. Sie schließt ihre Augen und senkt ihren Blick, während sie im Stillen weinte. Es zerbricht mir das Herz. Es tut mir mehr als weh. Es ist unerträglich, sie weinen zu sehen.
"Sag so etwas nicht, Can. Du wirst niemals ins Gefängnis kommen. Ich werde niemals den Glauben daran verlieren, dass wir Mert finden und ihn besiegen werden", sagt sie hoffnungsvoll, woraufhin ich meine Stirn an ihre lehne. Sie gibt mir so unglaublich viel Kraft und Hoffnung. Ich will kämpfen. Ich will sie nicht noch einmal verlassen müssen. Für sie muss ich stark bleiben.

"Ich werde nicht aufgeben, Leyla. Ich werde Mert finden. Auch, wenn ich die ganze Welt nach ihm absuchen müsste. Ich werde ihn finden. Für dich. Für Cansu. Für uns", sage ich und entferne mich wieder von ihr. Sie öffnet ihre Augen, als ich ihr sanft ihre Tränen wegwische.
"Wenn du nicht bei mir bist, werde ich das nicht verkraften. Ich kann dir dieses Versprechen nicht geben. Es tut mir leid", entschuldigt sie sich und senkt ihren Blick nur für einen kurzen Augenblick, da ich ihr Gesicht wieder anhebe. Sie denk, dass ich enttäuscht wäre. Doch ich schenke ihr nur ein sanftes Lächeln, da ich sie verstehe. Auch ich könnte schließlich ohne sie nicht leben.
,,Anne'', höre ich Cansu von oben rufen. Leyla wischt sich ihre Tränen weg. Ich blicke sie an.
,,Wenn du nicht für mich stark sein kannst, sei es wenigstens für sie'', sage ich und deute nach oben. Sie nickt einverstanden und begibt sich nach oben zu Cansu. Mein allergrößter Wunsch ist es, bei ihnen zu bleiben. Sie sind mein Leben.

Am Abend sitzen Leyla und ich im Wohnzimmer und reden wieder über dieses Thema. Sie lässt ihren besorgten Blick nicht von mir ab.
"Sie haben mir noch eine Woche Zeit gegeben. Ich werde Mert finden. Mach dir keine Sorgen. Niemals werde ich zulassen, von dir getrennt zu sein", verspreche ich ihr. Sie umarmt mich daraufhin fest. So, als wolle sie mich nie wieder loslassen. Ich streichele über ihr Haar, um sie zu beruhigen.
"Ich will und kann dich nicht verlieren, Can. Nicht noch einmal. Nochmal würde ich das nicht durchstehen. Ich brauche dich", sagt sie mit zitternder Stimme. Sie hat furchtbare Angst vor einer Trennung. Das ist nicht zu übersehen. Auch ich habe Angst. Wie sollte und könnte ich bloß ohne sie leben? Tief blicke ich ihr in die Augen und gebe ihr einen leichten Kuss auf ihren Scheitel.
"Ich bin bei dir, Leyla. Hab keine Angst. Zusammen werden wir einen Weg finden und es durchstehen. Nicht einmal in meinem Träumen würde ich daran denken, dich wieder zu verlassen und dir das ein zweites Mal anzutun. Das wird nicht geschehen", sage ich vertraut zu ihr. Ich weiß, dass das ihre größte Angst ist, deswegen zweifelt sie so sehr daran. Doch ich würde alles daran setzen, um genau dies zu verhindern. Wir gehen ins Schlafzimmer. Ich wollte, dass sie sich ein wenig hinlegt und bleibe bei ihr, damit sie sich beruhigt. Sie weint und weint und kann einfach nicht aufhören. Doch ich bleibe bei ihr und streiche ihr diese Tränen immer wieder weg. Das werde ich für immer. Ich habe es ihren Eltern sowie ihr versprochen. Ich werde mich für immer um sie kümmern. Sie hat sich an mich gekuschelt. Nachdem ich einige Zeit ihr Schluchzen nicht mehr gehört habe, blicke ich zu ihr runter. Sie hat ihre Augen geschlossen, schläft jedoch nicht. Das weiß ich ganz genau. Ihr Herz schlägt viel zu schnell dafür.

"Hey", spreche ich dann sanft, woraufhin sie zu mir aufblickt. Ihre großen braunen Augen funkeln wie Sterne. Ich rutsche etwas nach unten, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein und blicke ihr tief in ihre schönen Augen, während ich sie anlächele.
"Erinnerst du dich noch an den Tag, an dem wir uns das erste Mal getroffen haben?", frage ich sie dann. Mir ist einfach der Tag, an dem ich ihr das erste Mal begegnet war, in den Sinn gekommen. Der Tag, an dem sich mein Leben gewendet hatte. Der Tag, an dem sich meine Welt verändert hatte. Sie nickt stumm, woraufhin ich lächele. Der Tag, der der erste Tag, von dem Rest unseres Lebens sein sollte.
"Weißt du Leyla, ich bereue mein Verhalten damals. Ich bin so ein Idiot gewesen, dass ich dich so behandelt habe. Ich hatte direkt ein Auge auf dich geworfen und wollte nur den coolen Badboy spielen, um dich auf mich aufmerksam zu machen. Wie hätte ich damals auch wissen sollen, dass du die Frau meines Lebens sein würdest?", frage ich mich schon fast selbst, woraufhin sie lächelt. Ich will sie auf andere Gedanken bringen. Sie soll mir dieses atemberaubende Lächeln immer zeigen.
"Du hattest schon längst meine volle Aufmerksamkeit. Ich meine, ich fand dich so unglaublich attraktiv, dass ich selbst schon Komplexe bekam. Niemals hätte ich gedacht, dass wir beide mal so enden würden", erklärt sie. Ich streiche ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
"Du hättest keine Komplexe haben müssen. Du bist wunderschön", sage ich dann, woraufhin sie verlegen kichert. Sie ist so süß.
"Ich frage mich manchmal, wie alles gelaufen wäre, wenn wir uns einfach so kennengelernt hätten. Wie alles gelaufen wäre, wenn dieser schreckliche Vorfall nie passiert wäre und du nie zu einem Gangster gewesen wärst", sagt sie dann gedankenverloren. Das frage ich mich tatsächlich auch manchmal.
"Ich bin zufrieden mit allem", sage ich dann, woraufhin sie verwirrt zu sein scheint.
"Woher sollen wir denn wissen, dass, wenn wir uns ohne all diese Geschehnisse kennengelernt hätten, wir auch wirklich zusammen gekommen wären? Das Schicksal wollte es genau so und ich bin dankbar dafür, dass ich dir begegnet bin und nun mit dir hier liege", erkläre ich glücklich, woraufhin ihr wieder die Tränen kommen. Ich verstehe nicht, weswegen sie heute so emotional ist, will sie deswegen aber auch nicht verurteilen. Sie kann nichts für ihre Tränen und mich stören sie auch nicht besonders. Es bricht mir nur das Herz sie so niedergeschlagen zu sehen.
"Ständig muss ich weinen, aber dass, weil ich die glücklichste Frau auf dieser Welt bin. Weil ich dich als meinen Ehemann habe. Du hast mir so viele Freuden bereitet. Die schönste war aber, als du mich ohne jegliche Hemmungen zu deiner Frau genommen hast, obwohl du wusstest, dass ich keine Jungfrau mehr bin. Du bist mein Schicksal. Auch wenn ich es zuerst nicht glauben wollte. Doch es wahr immer so", erklärt sie ehrlich. Ich kann nicht in Worte fassen, wie unglaublich süß sie gerade ist. Ohne zu zögern lege ich meine Lippen auf ihre. Zuerst ist sie überrascht, erwidert den Kuss jedoch dann.

ZwangsheiratWhere stories live. Discover now