Kapitel 41

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Leyla POV

"Geht es dir wirklich gut?", fragte Can mich schon das dritte Mal, als wir uns nach Hause begaben. Er machte sich große Sorgen um mich und überprüfte ständig, ob ich irgendwo verletzt war. Ich schmunzelte und nahm seine Hand in meine.
"Mir geht es gut, Can. Mach dir keine Sorgen", versicherte ich ihm ruhig, während wir nebeneinander her gingen.
"Warum hast du dich vor mich gestellt? Bist du verrückt geworden? Was, wenn sie abgedrückt hätte?", fragte er mich besorgt. Er war wohl etwas wütend deswegen. Ich seufzte und blieb stehen. Was wenn sie abgedrückt hätte, bevor ich mich vor dich gestellt hätte?, sprach ich in meinen Gedanken aus.
"Wenn die Liebe zu dir mich tatsächlich verrückt gemacht hat, bin ich dankbar dafür. Wenn die Kugel mich statt dich getroffen hätte, würde ich mir keine Vorwürfe und Sorgen machen. Ich wäre beruhigt, dass es dir gut geht und du nicht verletzt bist", erklärte ich. Can seufzte daraufhin. Er verstand es wohl immer noch nicht, also drückte ich mich in anderen Worten aus.

"Ich liebe dich, Can. Mehr als mein Leben. Wenn dir etwas zustoßen würde, was wäre mir dann dieses Leben noch Wert? Du bist der einzige, den ich noch habe. Der einzige, dem ich vertraue. Du bedeutest mir so viel. Du bist mein Leben und dieses Leben muss ich beschützen. Egal wie", sagte ich und er zog mich sofort in eine Umarmung.
"Und was ist mit mir? Wenn du dich meinetwegen opfern und sterben würdest, würde ich mir mein Leben lang dann Vorwürfe machen und alleine sein. Du bist alles, was ich habe, Leyla. Du bist die, die mir beigebracht hat, zu lieben und die Welt mit anderen Augen zu sehen. Du hast mir das Leben gezeigt. Ich kann und darf dich nicht verlieren. Sowas darf nicht noch einmal geschehen. Niemals", sprach er unter Tränen und auch mir kamen die Tränen. Das kam ziemlich überraschend. Mir war schließlich nicht ganz bewusst, wie sehr ihn diese Gedanken verletzten und wie sehr er sich um mich sorgte. Als hätte er Angst davor, verlassen zu werden. Er meinte, dass sowas nicht noch einmal geschehen dürfte.

Was meinte er genau mit ,,noch einmal''? Hatte er schon mal eine geliebte Person verloren? In seiner Vergangenheit? Aber das war doch nicht möglich. Verheimlichte er mir etwas? War etwas in seinem Leben vorgefallen, dass er tief in sich bewahre und mir nie erzählt hatte? Ohne ihm meine Gedanken zu verraten, erwiderte ich die Umarmung und war einfach froh, dass wir diese Nacht heil überstanden hatten. Wer weiß, wann Mert und Aleyna schließlich wieder auftauchen und uns belästigen werden? Doch wir ahnten überhaupt nicht, was in den beiden genau vor sich ging und was sie genau planten. Davor hatte ich am meisten Angst. Vor ihrer unerwartenden Attacke, die uns zerstören würde. Hoffentlich werden wir auch das überwältigen und stark genug sein können, betete ich in meinen Gedanken.

Mert POV

"Ich hätte abdrücken sollen! Wann sehen wir endlich den Untergang der beiden? Wann setzten wir unseren Plan weiter fort?", fragte Aleyna mich aufgebracht und ungeduldig. Ich saß nur gedankenverloren in einem der schwarzen Ledersessel und dachte nach. Ob Leyla von Cans Vergangenheit wusste? Ob sie wusste, dass ich seine kleine Schwester auf dem Gewissen hatte? Das war nicht möglich, denn Can würde mit niemandem darüber reden. Mit absolut niemandem. Es war eine Sache, die tief in ihm verschlossen war. Deswegen hatte er auch Angst, dass Leyla etwas zustoßen könnte. Er wollte nicht noch einmal einen geliebten Menschen verlieren. Genau das ist seine Schwäche, dachte ich mir. Seine Angst davor, alleine zu sein. Das ist Can Yalçins Schwachpunkt. Eine Frau, die er lieben gelernt hat und um die er sich mehr als sorgt. Eine Frau, die ihm Liebe und Zuneigung gibt. Diese Frau, die ihm alles bedeutet. Sie ist in seinen Augen sehr kostbar. Mehr als ein Diamant. Mehr als alles Geld dieser Welt. Mehr als das erfolgreiche Gangsterleben, was er einst auf diesen Straßen geführt hatte. Ich grinste triumphierend. Eine einzige Frau, die so unglaublich viel ausmachte.

"Was hast du vor, Mert?", fragte Aleyna mich dann nach einiger Zeit, als sie mein Grinsen bemerkte. Ich blickte gerissen zu ihr auf.
"Wir werden dafür sorgen, dass die beiden sich ein für alle mal trennen. Das wird ihr Untergang", sagte ich. Aleyna blickte mich skeptisch an.
"Wie wollen wir das anstellen?", fragte sie mich ahnungslos. Ich stand auf und erklärte es ihr.
"Ganz einfach. Can kann ohne Leyla nicht sein und Leyla kann ohne Can nicht sein. Doch es gibt eine gewisse Grenze in dieser Liebe. Wenn die beiden merken, dass sie dem jeweils anderen schaden, werden sie sich trennen wollen. Can wird derjenige sein, der Leyla verlassen wird, da diese Seite einfach zu gefährlich ist und er sich schreckliche Sorgen um sie machen wird. Ich kenne Can. Sehr gut sogar. Er ist keine schwachen Person, die einfach so aufgeben würde. Er ist ein Kämpfer und steht auch zu dem, was ihn ausmacht. Ein Gangster zu sein ist seine Bestimmung und deswegen wird er einsehen, dass er sich nicht um Leyla kümmern und sie ständig beschützen kann. Er wird sich von ihr trennen, auch wenn es beiden wehtun wird", erklärte ich.

"Aber wie soll Can Leyla denn verlassen? Es gibt zur Zeit überhaupt keinen Grund, weswegen er sie verlassen sollte", meinte sie irritiert. Ich grinste wieder.
"Doch, den gibt es. Der Grund werden wir beide sein. Wir werden die beiden so schikanieren, so sehr zerstören, dass sie gar keine andere Wahl haben werden, als sich zu trennen. Sie werden einsehen, dass sie den jeweils anderen schwächen. Wenn sie sich getrennt haben, stehen uns dann alle Türen offen. Du kannst versuchen, Can für dich zu erobern und ich kann ihm sein Leben zur Hölle machen, indem ich ihn weiterhin glauben lasse, dass er Deniz Mörder sei. Außerdem muss ich mich für das Blut, dass seinetwegen vergossen wurde, rächen", sagte ich. Aleyna verstand nicht genau, was ich damit meinte. Sie alle würden es niemals verstehen, dachte ich mir.
"Und was ist mit Leyla? Werden wir sie in Frieden lassen?", fragte sie mich. Ich lachte.
"Das ist danach unsere Entscheidung. Aber ihr Leben zu zerstören wäre auch ganz amüsant", erwiderte ich und Aleyna grinste amüsiert. Es war einfach ein perfekter Plan. Irgendwie spürte ich, dass in dem Leben der beiden sich einiges verändert haben muss und ich würde das noch herausfinden. Wir feierten diesen Plan, der sehr bald erfolgreich sein würde, mit einem Glas Champagner und waren uns sehr siegessicher. Wir würden triumphieren.

Can POV

Die ganze Nacht saß ich beunruhigt im Wohnzimmer und dachte nach. Was wollten die beiden nur von uns? Was war ihr Plan? Was war ihr Ziel? Was soll aus uns werden, wenn die beiden richtig zurückschlagen? Wie sollte ich Leyla nur ständig beschützen? Werde ich die Kraft dazu haben? So unglaublich viele Fragen stellte ich mir und wurde immer nervöser. Leyla hatte das alles nicht verdient. Sie konnte schließlich nichts dafür. Sie wurde mit mir, einem Gangster, verheiratet und wird nun von meinen Feinden belästigt. Sie war mittendrin. Dabei hatte sie sich doch immer ein ganz normales, harmonisches Eheleben gewünscht. Dazu war sie auch noch schwanger. Wenn Mert und Aleyna das auch noch erfahren würden, hätten sie noch viel mehr Vorteile, die sie ausnutzen könnten und würden es noch mehr auf Leyla absehen, dachte ich mir. Ich wollte mir nicht vorstellen, was sie ihr alles antun könnten. Die beiden waren schließlich unberechenbar und einfach eine angsteinflößende Kombination. Sie waren zusammen mächtiger, als man zuerst denken mag. Deswegen machte ich mir große Sorgen, um Leylas und meine Zukunft. Wer weiß, was die beiden vorhatten und wie viel sie über uns wussten. Ich musste auf jeden Fall vorbereitet und stark sein. Ich musste wieder der Alte sein. Egal wie. Can Yalçin muss bald zurückkehren. Auch wenn das bedeuten würde, dass ich wieder ein gefährlicher Gangster sein muss. Um Leyla zu beschützen, würde ich alles tun, dachte ich mir fest überzeugt. Das bedeutete nur eine Sache: Ich musste zurückkehren.

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