Kapitel 80

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Leyla POV

Es ist dunkel. Das einzige, was ich sehe, sind die Gitter der Zelle sowie das Licht des Mondes, der durch das kleine Fenster zu erkennen ist. Ich höre Schreie sowie die Stimme meines Ehemannes, der mir ständig Vorwürfe macht. Ich befinde mich im Gefängnis. Warum bin ich hier? Warum macht er mir Vorwürfe? Es ist kalt, finster und ich fühle mich schrecklich einsam. Irgendwie bereue ich es jedoch nicht, hier zu sein.
"Nummer 386", höre ich plötzlich eine tiefe Stimme rufen. Das ist meine Nummer. Das bin ich. Ich stehe auf und blicke aus meiner Zelle. Dann ahne ich schon, was los ist. Sie wollen mich rausholen. Nein.
"Nein!", schreie ich, als sie mich aus der Zelle zerren. Das darf nicht passieren. Er hat das nicht verdient. Ich muss hier bleiben!

3 Uhr nachts

"Nein!", schreie ich laut und schrecke hoch.
"Leyla?", erklingt die besorgte Stimme von Can neben mir. Er ist hier. Es ist mal wieder ein Albtraum gewesen. Ein böser Albtraum, dessen Bedeutung ich, wie jedes Mal, nicht weiß und nicht verstehe. Warum war ich im Gefängnis? Warum wollte ich nicht raus? Wer hat was nicht verdient? Fragen über Fragen herrschen in meinem Kopf. Doch die Antworten weiß ich nicht. Wie jedes Mal. Verwirrt blicke ich zu Can, der ebenfalls verwirrt zu sein scheint. Als ich ihn gefragt hatte, wie es bei Mert gelaufen war, hatte er nur zu mir gemeint, dass ich mir keine Sorgen zu machen bräuchte. Na ja. Ich bin sehr erleichtert darüber geredeten, dass er nicht mit blauen Flecken nach Hause gekommen war. Mert hat ihm nichts getan. Das ist die Hauptsache. Can streicht mir eine Strähne hinter mein Ohr und blickt mich fragend an, woraufhin ich es ihm erzähle.
"In meinem Traum war ich im Gefängnis und wollte nicht raus", erzähle ich ihm, während er mir aufmerksam zuhört.
"Warum wolltest du nicht raus?", fragt er mich.
"Ich weiß es nicht", antworte ich ihm. Daraufhin lächelt er vertraut.
"Mach dir keine Sorgen. Du wirst nicht ins Gefängnis kommen. Du bist die letzte Person, die jemals etwas schlechtes tun würde", sagt er und das beruhigt mich ein wenig. Ja, ich würde niemals so etwas schlimmes tun, dass ich dafür im Gefängnis landen würde. Also hat dieser Traum wohl nichts zu bedeuten. Doch schon eine Woche später fängt er an, wahr zu werden.

Als Can mit den Polizisten zu Merts Standort gegangen war, war er nicht da gewesen. Das Haus schien wie verlassen. Als hätte niemand jemals dort gelebt. Doch auch wenn Mert verschwunden zu sein schien, hatten wir ihn tatsächlich in jener Nacht getroffen. Diese Nacht werde ich niemals vergessen. Die Nacht, in der ich die ganze Wahrheit erfahren hatte. Wie jedes Mal wartete ich auf Can. Seine Schicht ging an diesem Tag etwas länger. Ich war sowieso schon besorgt, da wir nur noch zwei Tage hatten und wir Mert einfach nicht finden konnten. Ich wollte nicht, dass Can den Rest seiner Tage im Gefängnis verbringen würde. Das würde ich nicht verkraften. Plötzlich erhielt ich einen anonymen Anruf und ging ohne jegliche Vorahnung ran. Es war tatsächlich Mert gewesen, der mich angerufen hatte. Sofort bekam ich es mir der Angst zu tun. Weshalb rief er mich jetzt auf einmal an?
"Wenn du deinem Mann helfen willst, dann komm zu der Adresse, die ich dir schicke", forderte er mich auf. Auch wenn Can mir viele Male gesagt hatte, dass ich das Haus niemals verlassen sollte, ohne ihm Bescheid zu geben, gewann mein Herz den Kampf gegen meinen Verstand. Also begab ich mich zu der Adresse. Ich konnte das Haus verlassen, da Cansu bei Azra schlief, um mit Kaan zu spielen. Der Ort war nicht weit entfernt gewesen, weswegen ich zu Fuß gehen konnte. Eine weitere Sache, vor der Can mich immer gewarnt hatte. Wenn ich nachts unterwegs sein sollte, dann sollte ich mit dem Auto fahren, statt zu Fuß zu gehen. Schließlich ist es nachts gefährlich draußen. Doch in diesem Moment hatte ich das überhaupt nicht bedacht. Es war, als hätte mein Körper die vollkommene Kontrolle über mich übernommen. Ständig blickte ich mich um. Es war kalt, beängstigend und finster. Niemand war hier. Nur ich alleine. Bis ich tatsächlich jemanden vor mir sah. Zwei Gestalten, die auf mich zukamen. Ich blieb stehen und musterte sie. Es waren Mert und Aleyna. Sie blieben nach ein paar Schritte stehen und blickten mich lächelnd an.
"Ich hätte nicht gedacht, dass du kommen würdest. Aber so, wie wir es von dir gewohnt sind, würdest du alles für Can tun. Nicht wahr, Aleyna?", fragte Mert Aleyna, die mich nur mit einem angewiderten Blick musterte.
"Warum wolltest du mich treffen?", fragte ich ihn nun.

ZwangsheiratWhere stories live. Discover now