Kapitel 2

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Genervt blickte ich auf die Uhr. In zwanzig Minuten würden sie da sein. Oh man, oh man. Seuftzend öffnete ich meinen Kleiderschrank und überlegte, was ich anziehen könnte. Ich wollte nichts auffälliges anziehen. Also entschied ich mich einfach für eine ganz normale, schwarze Hose und einem grauen Oberteil. Meine Haare trug ich offen und ich schminkte mich dezent. Nicht zu viel und nicht zu wenig.Was Can wohl trägt? Warum dachte ich überhaupt an ihn?
Oh man, Leyla. Als ich fertig war, hörte ich es auch schon klingeln. Ich begab mich nach unten und sah, wie meine Mutter die Tür öffnete und sich alle begrüßten. Dann sah ich Can und er haute mich natürlich wieder um.
Ja, er hatte ziemlich Style und was für einen Style. Er trug ein kaki farbenes T-Shirt, eine schwarze Hose und weiße Sneaker. Seine lockigen Haare sahen geglättet aus, was ihm genauso gut, wie seine lockigen, normalen Haare stand. Er sah so unglaublich gut aus. Einfach der perfekte Junge. Wäre da nur nicht sein Charakter. Er sah überhaupt nicht arrogant aus, war es aber. Ich gesellte mich zu ihnen und begrüßte alle. Unsere Familien waren schon ins Esszimmer gegangen, während wir noch hier standen.

"Hey", sagte ich und versuchte ihm in die Augen zu schauen. Er lächelte. Schon wieder kam dieses atemberaubende Lächeln zum Vorschein. Eigentlich war es mehr ein Grinsen, aber es sah aufjedenfall mehr als gut aus.
"Ach, Leyla. Du musst wirklich mal lernen, mir in mein Gesicht zu schauen, anstatt auf meine Lippen, wenn du mit mir redest. Das ist unhöflich", meinte er und ich blickte ihm sofort die Augen. Es war, als hätte er mich aufgeweckt oder mich ertappt. Meine Güte, machte er mich verlegen. Ich räusperte mich und begab mich ohne ein Wort ins Esszimmer, wo schon unsere Familien waren. Ich setzte mich hin und zu meinem Pech saß Can mir gegenüber.
Wie sollte ich das nur aushalten? Beim Essen unterhielten sich alle miteinander. Alle, bis auf mir. Ich erfuhr, dass Can in der Firma seines Vaters arbeitete und diese bald übernehmen würde. Attraktiv, jung, stylisch, reich und auch noch der Chef einer bekannten Firma. Was ein Mann. Einfach ein Traumtyp.
Ob er Single ist?, fragte ich mich neugierig. Bestimmt nicht. Bei ihm stehen die Mädels bestimmt Schlange, dachte ich mir. Ich seufzte und aß mein Essen.
"Leyla. Wir haben dich lange nicht mehr gesehen. Du bist sehr groß und hübsch geworden. Was machst du eigentlich so? Arbeitest du oder gehst noch zur Schule?", fragte mich Cans Mutter Gamze. Ich lächelte.
"Ich habe gerade mit meinem Abi begonnen. Wenn ich es schaffe, möchte ich Lehramt studieren", antwortete ich.
"Ah. Güzel (Schön). Hoffentlich wird daraus etwas", sagte sie lächelnd und ich nickte. Ich bemerkte, dass Can mich die ganze Zeit anstarrte. Was hat er?

Nach dem Essen gingen mein Vater und Cemal auf die Terrasse und meine Mutter, Gamze und meine Schwester unterhielten sich gemeinsam im Wohnzimmer. Can und ich waren nun alleine im Esszimmer. Ich räumte die restlichen Teller weg, damit meine Mutter nicht so viel zu tun hatte, während er nur da saß und mich dabei beobachtete.
"Was ist los, Can? Warum schaust du mich die ganze Zeit so an?", fragte ich ihn etwas verwirrt.
"Ich kann nichts machen. Du bist zu schön", meinte er und ich war überrascht. Das hätte ich jetzt nicht von ihm erwartet. Ich fand das extrem süß von ihm und lächelte verlegen. Doch plötzlich fing er an zu lachen und mein Lächeln verblasste.
Was ist denn jetzt los?
"Leyla, schau dich mal an. Du dachtest ernsthaft, dass ich es ernst meine?", fragte er mich amüsiert. Ich war kurz davor, die Fassung zu verlieren.
"Salak (Idiot)", murmelte ich beleidigt.
"Eigentlich müsste ich dich fragen, warum du mich immer anstarrst. Beeindrucke ich dich so sehr?", fragte er mich.
"Du? Träum weiter, Can", sprach ich leicht arrogant. Doch natürlich war das gelogen. Denn schließlich haute er mich tatsächlich jedes Mal um. Egal, was er tat. Jede Bewegung, jeder Blick, einfach alles was er tat, war perfekt.
"Was auch immer du denkst, du bist sowieso nicht mein Typ. Du weißt nicht einmal, wer ich bin", meinte er und mir platzte der Kragen. Er hielt sich für was besseres und das ging mir so langsam auf die Nerven.
"Wer bist du denn? Sag es mir", fragte ich ihn genervt. Er grinste amüsiert.
"Ach, egal, du wirst es schon selbst herausfinden", meinte er und ließ mich dann stehen. Was meinte er damit? Wer war er? Er war Can Yalçin. Einfach nur Can Yalçin.
Oder war er mehr?

ZwangsheiratWhere stories live. Discover now