Kapitel 19

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Es machte mir Angst, war aber gleichzeitig auch so unglaublich schön. Dieses süße, unbekannte Gefühl. Von Tag zu Tag wurde dieses Gefühl größer und immer schöner, aber auch beängstigender. Can kümmerte sich rührend um mich, seitdem wir zu Hause angekommen waren. Er ließ mich fast nie aus den Augen und tat alles für mich. Ich fühlte mich wie seine Prinzessin, wie seine Liebste, wie seine Ehefrau. Ja, so fühlte ich mich und es war einfach traumhaft schön. Es war wie ein Traum, der aber real war. Es war etwas, was mein Herz brauchte. Es war etwas, was ich mir schon immer gewünscht hatte. Es war etwas ganz Bestimmtes, nach dem ich mich die ganze Zeit so gesehnt hatte. Doch was genau war es?

So verging eine ganze Woche. Eine wunderschönes Woche. Eine traumhafte Woche. Er machte mir Komplimente, kümmerte sich rührend um mich, führte mich aus und tat einfach alles, um mich wunschlos glücklich zu machen. Er ist genau der Mann, den ich mir immer so gewünscht hatte. Mein Ehemann. Nur noch seine Liebe fehlte. Dann wäre alles vollkommen, alles wäre perfekt. Ich seufzte. Liebe? War es vielleicht zu diesem Zeitpunkt genau das gewesen? War das vielleicht dieses unbekannte Gefühl? War das villeicht Liebe? Hatte ich mich in Can verliebt?War so etwas möglich? Liebte er mich villeicht sogar auch? Befand sich die Liebe in unseren einsamen Herzen? Fragen über Fragen, doch keine Antworten. Keine einzige konnte ich beantworten.

"Über was denkst du nach?", fragte Can mich und riss mich somit aus meinen Gedanken. Wir saßen am Esstisch und vor mir stand ein Teller mit Spaghetti drauf. Can saß mir gegenüber und musterte mich besorgt.
"Nichts", sagte ich und senkte meinen Blick wieder. Ich hatte nicht einen Bissen gegessen, da es einfach nicht ging. Die ganze Woche schon hatte Can versucht, dass ich meine Mahlzeiten esse. Doch egal wie sehr ich es versuchte, es ging irgendwie nicht. Es war schwer.
"Bist du dir sicher? Du siehst ziemlich bedrückt aus", meinte er und ich sagte nichts.
Wie sollte ich ihm meine Gedanken jemals erklären?
"Hey, Can. Ich habe darüber nachgedacht, ob wir uns gegenseitig villeicht lieben"
Das ist doch verrückt, dachte ich mir. Das ist lächerlich, dachte ich mir. Er würde mich auslachen, redete ich mir selbst ein. Can seufzte.
"Iss dein Essen, Leyla. Es ist wichtig, sonst wirst du nie gesund", sagte er, woraufhin ich ihn wieder anblickte. Er lächelte vertraut und aß dann sein Essen weiter.

"Warum sorgst du dich so sehr um mich?", fragte ich ihn nun. Er blickte mich irritiert an, sagte jedoch nichts. Diese Frage kam wohl etwas plötzlich und unerwartet. Woher hatte ich den Mut, ihn so etwas zu fragen? Überraschenderweise fragte ich jedoch viel mehr.
"Wieso bist du so? Davor hat es dich nicht einmal intressiert, wie es mir geht und jetzt bist du plötzlich so fürsorglich. Warum, Can?", fragte ich ihn auffordernd. Ich verstand es einfach nicht. Es blieb einige Zeit still. Anstatt mir eine Antwort auf meine Frage zu geben, lächelte er nur zuckersüß und schüttelte seinen Kopf. Er stand ohne ein Wort auf und ließ mich einfach alleine, ohne eine Antwort auf meine Frage zu geben, zurück. Was war das gerade gewesen? Mein Herz raste und ich versuchte mich zu beruhigen. Dieses Lächeln gerade war so unglaublich schön und herzerwärmend. Es kam von Herzen. Aber wieso hatte er mir nicht geantwortet? Ich seufzte und aß mein Essen. Tatsächlich schaffte ich es, mehr als sonst zu essen.

Nachdem ich fertig war, räumte ich Cans und meinen Teller auf. Ich putzte etwas die Küche und das Wohnzimmer, als es plötzlich an unserer Haustür klopfte. Verwundert blickte ich auf die Uhr. Wer könnte das um diese Uhrzeit sein? Draußen regnete es in Strömen. Wer würde bei so einem heftigen Unwetter nach draußen gehen? Ich begab mich zur Tür und öffnete sie, doch niemand war zu sehen. Komisch. Die Bäume raschelten und es donnerte. Ich wollte wieder rein gehen, als mir plötzlich etwas ins Auge stach. Unter meinen Füßen befand sich ein kleiner Zettel. Ich hob ihn auf und blickte mich kurz noch einmal um. Als ich mir dann sicher war, dass niemand hier war, ging ich wieder ins Haus. Ich schloss die Tür und las das, was auf diesem Zettel stand.

"Du gehörst mir, Leyla. Nur mir"

Das stand auf diesem kleinen, weißen Zettel. Von wem ist er? Wer hat das geschrieben? Ist dieser Zettel vielleicht von Deniz?, fragte ich mich. Ich bekam es mit der Angst zu tun und schloss sofort alle Türen. Ich zog alle Vorhänge zu und ließ alle Rolläden runter. Geschockt ging ich, mit diesem Zettel in der Hand nach oben. Can lag auf dem Bett und war an seinem Handy. Als ich das Zimmer betrat, blickte er mich an und stand sofort auf.
"Was ist los? Deine Haare sind nass. Warst du draußen? Was ist passiert?", fragte er mich auffordernd und verwirrt. Ich sagte nichts und er bemerkte den Zettel in meiner Hand.
"Was ist das?", fragte er und nahm ihn mir weg. Ich sagte weiterhin nichts und setzte mich einfach stumm auf das Bett. Can las das, was auf dem Zettel stand und blickte dann wieder mich an.
"Was ist das, Leyla? Woher hast du diesen Zettel? Wer hat dir das geschrieben?", fragte er mich in einem lauten Ton.
"Ich weiß nicht, wer das geschrieben hat. Jemand hat an die Tür geklopft, aber da war keiner. Nur dieser Zettel lag auf dem Boden", erzählte ich und er seufzte.
"Warum hast du mich nicht gerufen? Dir hätte etwas zustoßen können", sagte er dann etwas ruhiger und ich sagte nichts. Was sollte ich denn auch sagen? Was konnte ich sagen? Ich dachte gerade nur an eine einzige Sache. Er sorgte sich wieder um mich.

Can seufzte wieder und legte sich dann auf das Bett.
"Komm", sagte er dann und ich blickte ihn verwirrt an. Er klopfte auf seine Schulter, hatte seinen Arm ausgestreckt und nach langem Zögern legte ich mich neben ihn. Seine Wärme war so schön und ich fühlte mich bei ihm wohl. Ich fühlte mich sicher. Er zog mich näher zu sich und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. Dann lächelte er. Wie ich dieses Lächeln und diese Grübchen liebe. Mein Herz pochte bis zum Hals.
"Es gibt einen ganz bestimmten Grund, warum ich mich so um dich Sorge. Na ja, eigentlich gibt es mehrere. Doch einer ist am wichtigsten. Du bist in meinen Augen jemand besonderes. Ich weiß nicht warum, aber du bist es. Auch wenn ich es nicht zugebe, bedeutest du mir viel. Deswegen will ich dich beschützen und mich um dich kümmern, Leyla. Du bist jemand ganz besonderes in meinem Leben", erklärte er und ich war verblüfft. Wow.

Das hatte er gerade wirklich gesagt? Er? Can Yalçin? Mein Herzschlag beschleunigte sich immer mehr und ich hatte Angst, dass er das hören konnte. In meinem Bauch kribbelte es und ich war ziemlich verlegen. Ich lächelte die ganze Zeit verträumt vor mich hin. Warum musste er nur so unglaublich süß sein? Ich hätte ihn am liebsten geküsst, ihn umarmt, ihm gesagt, wie sehr ich ihn liebe. Wie sehr ich ihn liebe? Moment mal. Stopp. Liebte ich Can etwa wirklich? Was war das bloß? War das tatsächlich möglich? Ich bin wohl drauf und dran, mich in ihn zu verlieben, dachte ich mir. Er stahl mir mein Herz mit jedem Tag immer mehr. Es war unaufhaltsam und irgendwie auch schön. Könnte das tatsächlich dieses unbekannte Gefühl sein? Hatte ich mich in ihn verliebt? War das wirklich die Liebe?
Anscheinend schon. Ich lächelte verlegen. Ja, das könnte es sein. Die Liebe. Eine Liebe, die ihm galt.

ZwangsheiratWhere stories live. Discover now