Kapitel 22

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Leyla POV

Von einem Geräusch wurde ich mitten in der Nacht geweckt. Ich blickte verschlafen auf die Uhr. Es war vier Uhr morgens. War Can gekommen? Ich richtete mich auf, blickte zur Tür und lag richtig. Can betrat das Zimmer und sah ziemlich niedergeschlagen aus. Hat er wieder gekämpft?, fragte ich mich besorgt. Er sagte nichts, blickte mich ebenso nicht an, sondern zog nur seine Jacke und seine Schuhe aus. Dann setzte er sich neben mich und dachte wohl über etwas nach. Was ihn wohl bedrückt?
Er drehte sich zu mir und hatte ein kleines Lächeln auf seinen perfekten Lippen, als er mich erblickte. Dieses Lächeln wirkte jedoch irgendwie aufgesetzt. Er streichelte sanft meinen Kopf und betrachtete mich mit leuchtenden Augen. Was ihm wohl gerade durch den Kopf geht? Das wollte ich in diesem Augenblick so gerne wissen.

Ich betrachtete ihn ebenfalls und achtete dabei nicht auf meinen schnellen Herzschlag. Das war ich schon gewohnt. Genau wie dieses Kribbeln und diese Gänsehaut, wenn Can mich berührte oder mich ansah.
"Warum schläfst du nicht, Leyla? Es ist schon sehr spät", sprach er dann ernst und in einem ungewohnt ruhigen Ton. Mit ihm stimmte wirklich etwas nicht. Das spürte ich. Hatte er geweint? Es sah nämlich ganz danach aus. Er zog seine Hand weg und dachte wieder nach. Ich streichelte nun nach einiger Zeit behutsam seine etwas bläuliche Wange und blickte ihm tief in seine leer wirkenden, braunen Augen.
"Can. Ist alles okay mit dir? Du siehst nicht gut aus", sagte ich. Ich machte mir große Sorgen um ihn. Er blickte mir nun wieder in die Augen und es blieb einige Zeit still. Wir blickten uns nur gegenseitig an. Er nahm meine Hand von seiner Wange und umarmte mich dann plötzlich. Dabei vergrub er seinen Kopf in meinem Nacken und sagte nichts. Ich erwiderte die Umarmung nur und hätte das von ihm nicht erwartet.
"Alles wird gut, Can. Alles wird gut", sagte ich nur und er hielt mich fester.

In dieser Nacht begriff ich dann mehr, dass auch er ein normaler Mensch ist. Ein ganz normaler Mensch, mit Gefühlen und einem schlagenden Herzen. Ich dachte immer nur, dass er gefährlich wäre. Doch da lag ich falsch. Er war ganz und gar nicht gefährlich. Er brauchte nur Liebe. Ihm fehlte nur Liebe. Ja, das war es. Auch er brauchte Unterstützung und Zuneigung. Er brauchte jemanden, der ihm all das geben kann. Jemanden, der für ihn da ist und ihm beisteht. Er brauchte mich. Auch wenn er es nicht sagte, spürte ich es. Diese Leere, diese Einsamkeit, diese Trauer, die er in sich verbarg. Doch mir wurde in diesem Moment nicht nur das klar. Mir wurde ebenso etwas anderes klar. Etwas, was ich nie zugeben wollte. Etwas, was ich ständig verleugnet hatte. Etwas, was ich nicht zulassen wollte. Bis heute. Ich liebe Can.

Ja, ich liebe ihn. Er ist es. Er befand sich die ganze Zeit in meinem Herzen. Nur er. Ich muss für ihn da sein und ihn beschützen, dachte ich mir. Ihn festhalten, ihm viel Kraft und Liebe geben. Denn ich hatte mich in ihn verliebt. Von ganzem Herzen. Ich lächelte. So fühlte es sich also an. So fühlte sich also die Liebe an. Das war sie also. Nun kannte ich es. Dieses süße, wunderschöne, einst so unbekannte Gefühl. Ja, es war eindeutig Liebe. Wir lösten uns voneinander und ich schaffte es nun, ihm lange in die Augen zu schauen. In diese wundervollen Augen. In die Augen des Mannes, den ich liebte. Ich lächelte die ganze Zeit vor mich hin, woraufhin auch er lächelte. Sein Lächeln machte mich mehr als glücklich. Ich war mir nun bewusst, dass ich Gefühle für ihn hatte. Irgendwann schliefen wir dann gemeinsam ein und in dieser Nacht, fühlte ich mich viel geborgener als sonst.

Mit einem schönen Gefühl öffnete ich am nächsten Morgen langsam meine Augen und blickte als aller erstes in sein traumhaftes Gesicht. Ich liebte es ihn anzusehen, während er schlief. Er sah so friedlich und süß aus. Ich wollte ihn so gerne küssen. Verträumt betrachtete ich ihn. Ich betrachtete sein gesamtes Gesicht ganz genau und verliebte mich immer mehr in ihn. Seine vollen Lippen, die ein leichtes, sanftes Lächeln umspielten. Seine langen, schönen Wimpern. Seine gerade, perfekte Nase. Seine hohen, wundervollen Wangenknochen. Seine markanten Gesichtszüge und letztendlich seine vollen, perfekten Locken, die ihm im Gesicht hingen. Er ist einfach zu perfekt. Alles an ihm. Jedes einzelne Detail ist einfach perfekt, dachte ich mir überglücklich. Ich musste wieder Lächeln, da ich wieder diess Kribbeln spürte und mein Herz mal wieder so verdammt schnell schlug. Ich stand auf und begab mich nach unten, um das Frühstück vorzubereiten.

Es regnete draußen etwas, also könnte ich heute nicht nach draußen gehen, fiel mir etwas betrübt auf. Ich blickte auf die Uhr, während ich den Tisch deckte. Can müsste heute nicht zur Arbeit, da wir Sonntag hatten. Während ich das Frühstück vorbereitete, dachte ich jedoch ständig an eine bestimmte Sache. Mir ging es einfach nicht aus dem Kopf, wie Can mich angesehen hatte. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Es zerbrach mir das Herz. Ich wollte nicht, dass er sich so schlecht fühlte. Seufzend setzte ich mich an den gedeckten Tisch und dachte nach, als Can dann endlich kam. Sofort zog er meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Selbst verschlafen sah er einfach so sexy aus. Er setzte sich mir gegenüber und gähnte. Wie süß er war.
"Guten Morgen", sagte er und fing dann an zu essen.
"Guten Morgen", sagte ich wie in Trance, mit einem verträumten Lächeln und starrte ihn weiterhin an. Ich konnte meinen Blick einfach nicht von ihm abwenden. Er bemerkte es irgendwann und hörte dann auf zu essen.

"Warum isst du nicht?", fragte er mich. Ich hörte jedoch nicht auf ihn und starrte ihn weiterhin an.
"Leyla", sagte er dann etwas lauter und ich kam wieder zu mir. Wie peinlich! Ich seufzte und er sah mich fragend an.
"Warum schaust du mich die ganze Zeit so an?", fragte er mich nun verwirrt. Ich räusperte mich und senkte sofort meinen Blick. Er machte mich genauso verlegen, wie bei unserem ersten Treffen.
"Ehm...N-Nichts", log ich und fing an zu essen. Er beließ es zum Glück dabei und aß weiter. Doch ein Lächeln konnte ich nicht unterdrücken. Ach, Can.

Mert POV

Wütend haute ich auf den Tisch. Ich hatte gerade etwas Interessantes von meinen Männern über Can erfahren. Er lebt mit einer Frau zusammen. Einer Frau, mit der er noch nie gesichtet wurde. Doch als ich ein Bild von der Frau zu sehen bekam, wusste ich, wer sie war. Sie war die Frau, die Can in jener Nacht vor mir beschützt hatte. Diese schöne, geheimnisvolle Frau. Das war wirklich eine intressante Geschichte. Dass Can Yalçin sich auf das Zusammenleben mit einer Frau einlässt und sie auch noch versteckt. Genau das machte mich wütend. Das war also sein kleines Geheimnis. Was hatte es mit dieser Frau auf sich? Wer war sie? Ich musste alles über diese Frau wissen. So schnell wie möglich.
"Geh und finde mehr über diese Frau heraus", befahl ich somit einem meiner Männer.
"Ja, Sir", sagte er und verließ das Zimmer. Ich grinste und blickte aus dem Fenster. Ich werde noch herausfinden, wer sie ist und was sie Can bedeutet, dachte ich mir entschlossen. Da kam mir ein Gedanke.

Damals hatte Can gemeint, dass ich herausfinden müsste, was ihm das wichtigste auf dieser Welt ist. Vielleicht ist sie es, dachte ich mir. Vielleicht ist sie das, was Can am meisten auf dieser Welt bedeutet. Egal wer sie ist, ich werde mehr über die herausfinden. Mehr über dieses Geheimnis herausfinden. Mir wurde jetzt schon klar, dass sie jemand wichtiges in seinem Leben sein müsste. Eine wichtige Person in Can Yalçins Leben. Sie war bestimmt der Grund, weswegen er sich so geändert hatte. Sie hatte es geschafft, an ihn ran zu kommen. Doch wie genau hatte sie das geschafft? Wie hatte sie das bloß angestellt? Wer war sie für ihn? Wer war sie überhaupt? So viele Fragen hatte ich und ich war fest entschlossen, sie alle zu beantworten.

ZwangsheiratWhere stories live. Discover now