Kapitel 78

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Es widert mich an. Es ist einfach unerträglich. Doch ich muss mitspielen. Also schließe ich meine Augen und versuche meine Lippen auch zu bewegen, was mir sehr schwer fällt, da meine Gedanken ständig bei Leyla sind. Wenn sie das erfahren würde, wäre sie am Boden zerstört. Damals hat Aleyna mich auch schon mal geküsst, doch ich habe es Leyla verschwiegen. Und nun küsst sie mich erneut. Doch dieses Mal kann ich es nicht vor Leyla geheim halten. Ich muss es ihr einfach sagen. Auch wenn es sie verletzen würde. Nochmal anlügen kann und will ich sie nicht. Nachdem Aleyna sich endlich von mir löst, blickt sie mich verliebt an und verabschiedet sich dann endlich von mir. Als ich schließlich draußen vor der Tür stehe, wische ich mir wütend den Mund ab. Warum zur Hölle hat sie mich geküsst?! Das war einfach wiederlich! Weiterhin wische ich mit meinem Ärmel über meine Lippen und mache mich eilig auf den Weg, da ich unbedingt bei Leyla sein will. Ich habe noch einiges zu erledigen. Ich muss Mert unbedingt zur Rede stellen und versuchen herauszufinden, was sein Plan ist. Außerdem muss ich noch mit Leyla reden. Hoffentlich würde es sie nicht all zu sehr kränken. Bestimmt wartet sie jetzt gerade besorgt auf mich.

Leyla POV

Angespannt warte ich auf Can. Seit einigen Stunden ist er nun weg. Die Ungeduld zerfrisst  mich, ich mache mir schreckliche Sorgen. Er ist bei ihr und will sie verführen. Sie würde ihn bestimmt anfassen und ihn sogar küssen. Was die beiden wohl gerade tun? Ob sie zu weit gegangen ist? Natürlich vertraue ich Can. Doch trotzdem macht es mich sauer zu wissen, dass er nun bei ihr ist und sie ihm wohlmöglich näher kommt, als es mir lieb ist. Genervt von meinen eigenen Gedanken stehe ich hier nun, bis ich die Tür höre. Er ist tatsächlich gekommen. Doch ich muss mich gar nicht erst von der Stelle rühren, da er mich liebevoll von hinten umarmt und seinen Kopf auf meine Schulter legt. Ein Lächeln huscht mir über die Lippen. Hat er mich etwa so sehr vermisst? Ich drehe mich zu ihm, doch er scheint nicht zufrieden zu sein. Er blickt mich voller Reue und Unschuld an. Als hätte er etwas verbrochen. Wie ein kleiner Junge, dem es mehr als leid tut. Hat der Plan etwa nicht funktioniert?
"Was ist los?", frage ich ihn besorgt, woraufhin er auf den Boden blickt. Ich merke sofort, dass etwas nicht mit ihm stimmt.
"Es tut mir so leid, Leyla. Ich wollte das wirklich nicht tun, aber ich hatte keine andere Wahl", sagt er nach einiger Zeit. Langsam werde ich nervös. Wovon spricht er da?
"Was ist passiert? Was hat sie getan?", frage ich ihn auffordernd, woraufhin er mich seufzend anblickt. Er schweigt eine Weile, beißt sich auf die Unterlippe. Ihm scheint es schwer zu fallen, mir die Wahrheit zu sagen.
,,Can'', sage ich und warte auf die Antwort.

"Sie hat mich geküsst", spricht er dann aus. Ich weiß nicht, was ich genau denken soll. Also frage ich weiter nach.
"Und du? Hast-Hast du sie auch geküsst?", frage ich ihn dann und stottere dabei etwas. Er blickt mir tief in die Augen.
"Ja", antwortet er und ich verstumme. Was? Die beiden haben sich geküsst? Einfach so hat er es zugelassen? Auch wenn ich weiß, dass er es nicht mit Absicht getan hat, ist diese Situation irgendwie komisch. Mein Mann hat eine andere Frau geküsst.
"Aber es war ungewollt und ich habe es nur zugelassen, damit sie mir vertraut. Was ich meine, ich bin kurz davor zu erfahren, was Mert vor hat. Seinen Standort weiß ich schon", erklärt er, doch ich höre ihm nicht richtig zu. Ständig denke ich nur daran, dass die beiden sich geküsst haben. Ob ich übertreibe?
"Leyla?", fragt er dann nach einer Zeit und ich blicke ihn wieder an.
"Entschuldige. Ich-Ich möchte etwas alleine sein", sage ich und lasse ihn einfach stehen. Ja, wahrscheinlich führe ich mich wie eine Idiotin auf. Ich übertreibe wohl tatsächlich etwas. Ich tue wohl so, als wäre er mir fremdgegangen, was nicht der Fall ist. Meine Eifersucht kann ich gerade einfach nicht kontrollieren. Da ich keine Szene machen wollte, finde ich es besser, etwas alleine zu sein, um das zu verarbeiten. Schließlich ist es für eine Frau nicht gerade einfach zu erfahren, dass ihr Ehemann vor kurzem noch eine andere Frau geküsst hat. Es fühlt sich irgendwie erniedrigend an und ist schwer zu glauben. Doch ich weiß auch, dass es notwendig gewesen war. Schließlich tut er das alles für uns. Er weiß nun, wo sich Mert befinden und ist so seinem Ziel näher gekommen. Deswegen musste er dieses Opfer bringen und diesen Kuss akzeptieren. Ja, ich verstehe es. Sogar mehr als er vielleicht denkt. Doch ich muss auch mit meinen Emotionen kämpfen. Ich nehme Cansu auf meinen Schoß und gebe ihr einen Kuss. Sie spielt mit ihrer Puppe und beachtet mich fasst gar nicht. Langsam vergesse ich meine eigentlich unnötige Wut und beobachte meine Tochter friedlich beim Spielen.

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