Kapitel 20

939 17 0
                                    

Ich liebe Can. Ich liebe Can?! Nein, nein. Beruhige dich, Leyla. Das ist nicht möglich. Ich liebe Can nicht und werde es auch niemals tun, redete ich mir selbst ein. Diese Worte waren nur mehr als süß, deswegen schlug mein Herz so schnell und ich war so verlegen. Das war keine Liebe. Eindeutig keine Liebe. Ich hoffte es. Denn wenn es tatsächlich Liebe war, hatte ich ein gewaltiges Problem.
"Was ist los?", riss seine sanfte Stimme mich plötzlich aus meinen Gedanken. Ich blickte ihn an. Ich blickte in dieses wunderschöne Gesicht und musste einfach Lächeln. Er sah so besorgt und gleichzeitig so unfassbar süß aus. Ich schüttelte meinen Kopf und blickte ihm in seine leuchtenden Augen.
"Nichts. Ich habe nur darüber nachgedacht, wie sicher ich mich gerade fühle", sagte ich, woraufhin er noch mehr lächelte. Haben ihn diese Worte gerade glücklich gemacht?, fragte ich mich verwundert. Er überraschte mich immer wieder aufs Neue.

Er wollte etwas erwidern, doch das Klingeln seines Handy hielt ihn leider davon ab. Er ging etwas genervt ran.
"Was gibt's, Selim?", fragte er und seine Miene änderte sich. Sein Lächeln verschwand und er sah ziemlich wütend aus. Dieser ernste und angsteinflößende Gesichtsausdruck gefiel mir überhaupt nicht. Wenn man ihn so sieht, kann man überhaupt nicht glauben, dass er ein solch süßes Lächeln hat.
"Tamam (Okay). Ich bin gleich da", sagte er und legte auf. Er stand ohne ein Wort vom Bett auf und zog sich seine Jacke an.
"Can? Was ist los?", fragte ich ihn, während er sich seine Schuhe anzog.
"Ich muss etwas erledigen, Leyla. Keine Sorge. Das wird nicht lange dauern", sagte er mit einem Lächeln, streichelte meine Wange, nahm die Pistole aus der Kommode und ging dann. Can und seine Geschäfte.
Ob dieser Mert wohl wieder etwas getan hatte?
Wie lange würde Can noch mit diesem Ruf leben wollen? Als ein gefährlicher Gangster, der als Bester und Gefürchtetster in einer ganzen Stadt gilt. Ich war zugegeben etwas traurig darüber, dass er gehen musste. Es war gerade so schön gewesen und ich wollte wissen, was er zu sagen hatte.

Ich blickte aus dem Fenster. Wenigstens regnete es nicht. Hoffentlich würde ihm nichts geschehen. Es war einfach gefährlich und er war noch so jung. Da draußen, in den gefährlichen Gassen, war er jedes Mal auf sich alleine gestellt. Auch wenn es mich eigentlich nichts anging, wollte ich mehr über Cans Leben als Gangster erfahren. Hatte sogar auch er manchmal Angst, wenn er gegen jemanden kämpfte? Wie kam es zu alldem? Wer sind seine Feinde? Wer sind seine Freunde? Ich wolte so unglaublich viel über ihn wissen. Er ist mein Ehemann und trotzdem wusste ich fast nichts über sein Leben und über ihn. Auch wenn ich nicht viel wusste, wusste ich eine Sache ganz genau über ihn.

Egal wie gefährlich er ist, auch er hat eine liebevolle Seite. Auch er ist ein normaler Mensch. Er kann ebenso lieben und sich auch um andere kümmern. Er kann auch lachen und glücklich sein. Er kann auch lieben. Er zeigte es nur nicht gerne. Warum auch immer. Doch diese Seite verbirgt sich tief in ihm. Ich wusste es ganz genau. Es war nicht zu übersehen, dass sich hinter dieser gefühllosen Seite, auch eine Liebende befand. Eine sanfte, liebevolle, unschuldige Seite, die ein einsames Herz verbirgt. Ein einsames Herz, das Liebe braucht. Liebe und Zuneigung. Ja, das brauchte er und das wollte ich ihm geben. Denn ich wusste in diesem Moment, dass Can mir sehr wichtig geworden war.

Can POV

Mal wieder befand ich mich in einem Kampf gegen Merts Leute. Er war in letzter Zeit fast nie zu sehen, doch seine Leute machten die Stadt unsicher. Er hatte ihnen bestimmt diese Aufträge gegeben, nur um mich zu verwirren. Was war sein Plan? Wollte er etwa die ganze Stadt zerstören? Oder nur mich? Ich machte jeden einzelnen dieser Bastarde fertig und schloss dann meine Augen, als alle auf dem Boden lagen. Ich blickte mich um und dachte über mein Leben nach. Ist dieses Gangsterleben villeicht zu gefährlich?, fragte ich mich ernsthaft. Schließlich bin ich jetzt verheiratet und wenn sie herausfinden, dass Leyla meine Frau ist, könnte ihr alles mögliche passieren, dachte ich mir. Das wollte ich nicht, weswegen ich niemandem erzählt hatte, dass ich verheiratet bin. Ihr Leben wäre sonst in Gefahr. Immer, bevor ich aus dem Haus ging, zog ich meinen Ehering aus und stecke ihn in meine Hosentasche. Es wäre zu auffällig. Doch könnte ich dieses Leben so weiterführen?

Ich könnte niemandem erzählen, dass ich verheiratet bin. Ein Klatschen und laute Schritte rissen mich aus meinen Gedanken. Ich drehte mich zu dieser Person und blickte sie hasserfüllt an. Natürlich war es Mert. Er grinste.
"Bravo, Can. Bravo. Du hast jeden meiner Männer erledigt, ohne einen einzigen umzubringen. Mit deinen bloßen Fäusten. Nur du allein bist zu so etwas fähig. Wirklich beeindruckend", meinte er und kam auf mich zu. Er steckte seine Hände in seine Hosentasche und blieb stehen. Dann musterte er mich amüsiert. Skeptisch blickte ich ihn an. Was hatte er nun vor?
"Ich habe es langsam satt, Mert. Jedes Mal muss ich dir sagen, dass du hier nichts zu suchen hast", sprach ich wütend, aber in einem ruhigen Ton. Mert lachte nur.

"Was? Und du denkst, dass mich deine Worte abhalten könnten? Nur weil du Can Yalçin bist? Denkst du, dass du so unberechenbar bist? Auch du bist nur ein Mensch, Can und du hast sogar ein Gewissen. Sonst hättest du mich schon längst getötet wegen deiner-", ich unterbrach ihn, da ich nicht hören wollte, was er zu sagen hatte. Ich wusste es schon.
"Halts Maul. Wehe du erwähnst das. Sonst kann ich für nichts garantieren. Ich habe es dir schon einmal gesagt. Ich töte dich nicht, weil ich nicht wie du bin. Auch wenn du etwas getan hast, weswegen du den Tod verdient hast. Du hast mir so viel genommen. Doch ich werde dich nicht töten. So tief bin ich nicht gesunken. Nicht so tief wie du", erklärte ich und blickte ihn herablassend an. Er jedoch schien etwas verwundert. Doch sein teuflisches Grinsen erschien keine Sekunden später wieder auf seinem Gesicht.

"Du hast dich in so kurzer Zeit ziemlich verändert, Can. Was ist aus dir geworden? Du warst ein Kämpfer, warst kalt, hast dieses Leben als ein Spiel gesehen. Aber jetzt bist du anders. Was ist mit dir passiert? Du bist wie ein anderer Mensch", meinte er und ich lächelte nur. Das ist möglich, dass ich anders war. Schließlich hatte Leyla mein Leben gewaltig auf den Kopf gestellt. Ja, es war Leyla gewesen. Ich merkte es selbst nicht, doch ihre liebevolle, sanfte Art, machte mich, zu einem anderen Menschen. Zu einem Menschen, der ich eigentlich nie vor hatte zu sein. Sie trieb das Monster in mir aus und gab mir ein Herz. Was hatte sie nur mit mir angestellt in so kurzer Zeit? Sogar in diesem Augenblick vergaß ich, worüber Mert und ich gesprochen hatten. Stattdessen schüttelte ich nur den Kopf und ging mit einem Lächeln an Mert vorbei.

Mert POV

Dieses Lächeln gerade. Noch nie in meinem Leben hatte ich bei Can Yalçin so ein Lächeln gesehen. Ich kannte ihn schon so unglaublich lange, aber dieses Lächeln war nicht sein Lächeln gewesen. Etwas stimmt nicht. Etwas ging vor sich. Etwas, wovon ich nichts wusste. Da war ich mir ganz sicher. Ich würde es noch herausfinden. Er wirkte wie ausgewechselt. Das war nicht normal. Das war definitiv nicht der Can, den alle kennen. Das war nicht Can Yalçin. In seinem Leben geht irgendetwas vor sich. Etwas, dass ihn verändert hat, dachte ich mir. Grübelnd begab ich mich nach Hause, meine Männer hier liegend lassen. Ich lebte alleine in einem Haus etwas außerhalb der Stadt. Während ich in meinem Arbeitszimmer, an meinem Schreibtisch saß, dachte ich nach.
"Geh und finde mehr über Can heraus. Ich will alles über sein Leben, dass er zurzeit lebt, wissen", befahl ich einem meiner Männer.
"Ja, Sir", sagte er und ging dann. Ich grinste und lehnte mich zurück. Du verbirgst etwas, Can. Du hast ein Geheimnis, von dem keiner etwas weiß. Doch ich werde herausfinden, was du vor allen verheimlichst. Ich werde herausfinden, was du vor uns versteckst.

ZwangsheiratWhere stories live. Discover now