Kapitel 40

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Schweigend betrat ich den Speisesaal.
Ohne groß auf meine Umgebung zu achten machte ich mich daran mich an die Speiseausgabe anzustellen. Vor mir standen nicht mehr viele Personen. Die meisten saßen schon an den Tischen und aßen.
Ich atmete einmal durch und lies den Blick über die Anzeige des heutigen Menüs wandern.
Meine Laune wurde dezent besser, als ich entdeckte, dass es heute endlich mal wieder unter anderem Pizza gab.
Diese gab es nur selten, vielelicht einmal alle zwei Monate, war dafür aber wirklich gut. Allgemein das Essen hier war echt nicht schlecht.
Aber das machte die Gesamtsituation auch nicht wirklich besser, aber für einen kurzen Moment verbesserte es den Moment.
Ich kam an die Reihe, nahm mein Tablett und Besteck und nahm mir aus der Auslage was ich wollte. Ein kleiner Salat mit Jogurtdressing, eine Pizza mit Salamie und als Dessert einen Himbeerquark.
Am Ende drehte ich mich um und suchte mir rasch in der Nähe einen Platz.
Zwar wollte mich garantiert niemand mit am Tisch haben, doch ließen die Werwölfe es nicht zu, dass einem ein Sitzplatz verweigert wurde.
Ohne ein Wort zu sagen, setzte ich mich auf einen freien Platz. Die anderen am Tisch igorierten mich dabei gekonnt.
Schweigend fing ich an zu essen und blendete die Umgebung so gut es ging aus.

,,Hallo, bist du auch neu hier?"

Überrascht sah ich hoch. Vor mir saß ein schätzungsweise 16 Jahre altes rothaariges Mädchen.
Auch wenn ihre Frage erstmal auf Neugier schließen lies, sah man ihr ziemlich klar an, dass sie furchtbare Angst hatte. 
Ihre Augen waren überdies gerötet und gereizt, was darauf schließen lies, dass sie kurz zuvor geweint hat. 

,,Nein.", sagte ich: ,,Ich bin schon lange hier."

Es war an sich sowieso komisch das sich jemand mit ihr unterhielt. Normalerweise wurde auch an die Neuen relativ schnell herangetragen, dass sie gut mit den Werwölfen war. 
Das stimmte zwar nur für wenige Wölfe so, aber die Jugendlichen hier hatte es ziemlich rasch auf alle Wölfe verallgemeinert. 

,,Oh.", sagte das Mädchen: ,,Bist du dann die, über die die anderen Menschen sprechen."
Ich zuckte nur mit den Schultern: ,,Wahrscheinlich." Auch wenn ich mir relativ sicher war, dass auf jeden Fall ich gemeint war. 
,,A-Also h-hattest du schon Kontakt mit dem Werwolf, der dich beansprucht."
,,Mein Gefährte.", bestätigte ich ihre Annahme. 
,,Wie war er so?", fragte sie leise. 

Ich seufzte. Man hatte mich schon häufig gefragt, wie es so war. Die meisten waren nur nicht mit meiner Antwort zufrieden. 
,,Ob du es mir glaubst oder nicht. Mein Gefährte und seine Freunde waren die freundlichsten Personen, die ich kenne."

Ungläubig sah sie mich an. 
,,W-wirklich?", fragte sie. 

Doch bevor ich noch was sagen konnte unterbrach ein anderes Mädchen am Tisch die Unterhaltung. 
,,Halt dich am besten fern von der kleinen Werwolfshure. Die erzählt sowieso nur Blödsinn. Werwölfe sind nicht nett und freundlich. Es sind grausame Monster und nur der Tod wird uns von diesen befreien.", motzte sie rum. 
Keine Sekunde später standen knapp ein halbes Dutzend knurrende Wölfe um uns herum. 

,,Was ist hier los?", wollte der Wortführer der Gruppe wissen. 
Alle schwiegen, auch wenn jeder der hier schon länger saß klar war, dass die Werwölfe sowieso jedes Wort mitbekommen hatten.
Der Wortführer fackelte nicht lange und schnappte sich das entsprechende Mädchen vom Tisch.
Wir starrten alle nur stur auf unsere Teller, während die Werwölfe das Mädchen fort brachten.

,,Was passiert jetzt mit ihr?", fragte die Rothaarige leise.
,,Nachsitzen", gab ich schlicht als Antwort: ,,Sie hat die von den hiesigen Werwölfen gelehrten Aspekte anscheind noch nicht gut genug verstanden."
Bedeutungsvoll sah ich das Mädchen an.
In ihren Augen sah man die Erkenntnis aufblitzen.
,,Oh", kam es ihr leise über die Lippen.
Ängstlich schielt sie zu den Werwölfen, welche wieder ihren Posten bezogen.
Niemand sprach mehr ein Wort.
Rasch aß ich zu ende, nahm meine Sache, stellte sie zurück und verließ in einem Strom von Menschen den Saal.
Das einer dabei versuchte mir ein Bein zu stellen, ignorierte ich. 

Für die Neuankömmlinge würden jetzt die ersten Kurse anfangen und nach diesen wollte man nicht in den Fluren unterwegs sein.
In den sechs Jahren, die ich hier war kannte man doch schon die Muster.
Es war schon fast lustig wie berechenbar alles mit der Zeit wurde.
Allein die Launen der Werwölfe verriet einen meist schon mehr als genug.
Rund um die Kurse waren sie meist genervt, da die Menschen panisch zu entkommen versuchten und es für sie viel Arbeit bedeutete.
Hatten sie bessere Laune deutete es meist darauf hin, dass uns bald eine Gruppe Menschen verlassen würde, um von nun an bei ihren Gefährten zu leben.
Nunja, diese hielt aber meist nur so lange an, bis die Menschen dies mitbekamen. Dann brach hier gerne einmal die Hölle los.
Doch obwohl es mir jedenfalls offensichtlich schien, dass das Vorgehen der Werwölfe so nicht funktionierte, taten sie es jedes Mal auf neue auf die gleiche Art und Weise.
Was erwarteten die Werwölfe bitte wie die Menschen reagierten wenn man die Räume förmlich stürmte und einzelne Personen herauzerrte um sie für die Abholung durch die Gefährten zu separieren.  

Wolfsseele - Die gestohlene GefährtinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt