Kapitel 25

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Ich bin Darmins Gefährtin.
Und folgerichtig war er eben, aus der Sicht der Werwölfe, mein Gefährte  

Diese Erkenntnis stand nun im Raum und ich war mit dieser Erkenntnis überfordert. 
Was sollte ich nun tun?
Welche Reaktion erwartet Darmin wohl jetzt von mir?
Die meisten Menschen wären wohl durchgedreht. Aber das wären sie schon lange hiervor. 

,,Ist alles okay bei dir?", fragte mich Darmin besorgt. 
,,Es- Es ist einfach gerade etwas viel. Auch wenn ich damit schon irgendwie gerechnet habe. Ich mein, sonst hätte ich dich ja nicht gefragt."
,,Aber es ist jetzt etwas anderes, wenn man es wirklich weiß", ergänzte er. 
Ich nickte, immer noch unwissend ob er mich überhaupt sah. 
,,Weißt du. Jonna hat mir gesagt mein Gefährte würde sich nicht lange von mir fernhalten können..."

Leise konnte ich Darmin lachen hören. 
,,Nun, wir Werwölfe kennen unsereins ja schon selbst ganz gut. Es wäre auch viel unkomplizierter wenn du auch eine Werwölfin wärst. Aber die meisten Werwölfe haben nun mal einen Menschen als Gefährten. Alles andere wäre auch bei unserem Katastrophalen Geschlechterverhältnis bei der Geburt auch unser Untergang."
,,Hättest du lieber eine Werwölfin als Gefährtin gehabt?", fragte ich ihn verunsichert, was ich mit der vorherigen Information anfangen sollte.
,,Nein, nein. Du hast mich da gerade ein klein wenig falsch verstanden. Werwölfe wachsen halt mit dem Wissen auf, dass sie einen Gefährten haben, der sie über alles lieben wird. Dieses Vertrauen macht die Beziehung gerade zu Beginn viel einfacher, macht aber im späteren Verlauf keinen Unterschied. Ganz davon abgesehen, dass ich schon mein ganzes Leben wusste, dass meine Gefährte oder meine Gefährtin ein Mensch sein wird.", erklärte er mir ruhig. 
Ich ließ mir das gesagte durch den Kopf gehen. 
Werwölfe wussten also teilweise ob sie einen Menschen oder einen anderen Werwolf als Gefährten haben? Oder war das jetzt nur speziell mit Darmin der Fall? 
Ganz davon abgesehen, schien es mir unverstellbar, dass die ganze Beziehung nur am Anfang einen Unterschied machte. Menschen waren doch schon ein ganzes Stück anders als Werwölfe. Das musste doch Unterschiede geben. 

,,Wie kann es bitte nur am Anfang einen Unterschied machen, ob der Gefährte ein Mensch oder ein Werwolf ist?", fragte ich ihn ruhig. 
Darmin seufzte und leise meinte ich ihn ,,Verdammt", flüstern zu hören. 
,,Ich befürchte, wenn ich dir das erzähle, machst du die ganze Nacht kein Auge zu.", versuchte er anzusetzen um meiner Frage zu entgehen. 
,,Dafür ist es jetzt wahrscheinlich sowieso schon zu spät. Meinst du etwa wenn ich die ganze Zeit über etwas Nachdenken muss, dass du mir nicht beantworten willst, schlafe ich besser?"
,,Sag mal, wie alt warst du nochmal? Manchmal könnte man denken, du seist älter als ich."
Ich zuckte in der Dunkelheit mit den Schultern. 
,,Ein Lehrer meinte früher mal zu mir ich sei neunmalklug. Mama sagt hingegen, dass Mädchen in der Entwicklung einfach weiter seien als Jungs im gleichen alter."
,,Ah ja", merkte Darmin nur an. 
,,Und du hast mir meine Frage immer noch nicht beantwortet", merkte ich an. 
,,Renn aber bitte nicht weg. Das ist bei Werwölfe echt nicht clever."
,,Wohin soll ich den bitte rennen?", fragte ich ihn: ,,ich weiß ja nicht mal in welche Richtung ich hier in der Dunkelheit laufen müsste um aus diesem Erdloch raus zu kommen."
,,Du siehst hier unten echt nichts?", fragte er mich und klang etwas erstaunt. 
,,Du etwa?", fragte ich zurück. 
,,Ja klar. Sicherlich nicht so gut wie bei Tageslicht, aber ich kann hier alles sehen."
,,Eure Augen müssen dann ja verdammt gut sein. Ich sehe nicht mal meine eigene Hand vor Augen", sagte ich und bewegte meine Hand in der Dunkelheit vor mir, ohne sie zu sehen. 
,,Das wäre dann ein weiterer Grund, warum ich nicht glaube, dass die Beziehung mit einem Menschen gleich sein kann, wie die mit einem Werwolf."
,,Naja, wenn sie dann Menschen wären, gebe es sicherlich Probleme..."
,,Was?", fragte ich verwirrt. Wie meinte er das denn bitte? 
Wenn sie dann Menschen wären...
,,Nun, die Menschen bleiben nicht Menschen", fing er zögerlich an. 
Ich schwieg. Wollte nicht wirklich glauben worauf er gerade hindeutete. 
,,Es besteht nämlich die Möglichkeit Menschen in Werwölfe zu verwandeln", sagte er die Worte die ich mir nicht vorstellen konnte. 
,,Nein..."
,,Doch und früher oder später machen das alle."
,,Ich- Ich- Ich will nicht", stotterte ich los. 
,,Keine Sorge Enya. Im Gegensatz zu vielen anderen Werwölfen würde ich dir das niemals gegen deinen Willen antun. Du hast dafür so viel Zeit wie du brauchst."
,,Und das soll ich dir einfach so glauben?", fragte ich ihn entsetzt. 
,,Du hast an dieser Stelle nicht wirklich eine andere Wahl, als dies zu tun."

Geschockt starrte ich in die Dunkelheit. 
Die ganze Gefährten-Geschichte war mir schon unwohl, aber das setzte dem ganzen die Krone auf. 
Ich wollte gar nicht wissen wie zur Hölle man das anstellte. Meine Fantasie reichte schon bei weitem dafür aus mir einiges auszudenken. Und ich war mir ziemlich sicher, dass das kein schöner Prozess wie in einem Märchen war. Allein die Verwandlung war in meinen Augen schon grausam zu beobachten. Durchmachen wollte ich selbst garantiert nicht.    

           

Wolfsseele - Die gestohlene GefährtinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt