Kapitel 28

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,,Das kann doch nicht Darmins Ernst sein? Uns hätte er dafür den Hals umgedreht", murrte Ray. 
,,Naja Enya ist halt seine Gef... ich meine G-Wort", sagte Shane und korrigierte das Ende aufgrund eines bösen Seitenblicks von Ray noch notdürftig. 
Mit ernstem Blick sah Ray wieder zu mir und dann wieder zu Shane: ,,Alles hat er ihr aber trotzdem nicht gesagt. Das sieht man schon wenn man ihr ins Gesicht schaut."
,,Hey, ich sitze auch noch hier", merkte ich an, da gefühlt gerad über mich und nicht mit mir gesprochen wurde. 
,,Sorry Enya. Wir wissen glaub ich selbst gerade nicht wirklich wie wir damit umgehen sollen. Weißt du, unser ganzes Leben wurde uns ein bestimmtes Bild von Menschen vermittelt und wie wir mit ihnen umgehen sollen. Und auch wenn wir wissen, dass das eigentlich nicht fair den Menschen gegenüber ist und wir anders handeln wollen, ist es manchmal schwierig sowas abzulegen." 

Skeptisch sah ich von einem zum anderen. Das Werwölfe speziell waren hatte ich schon mitgekommen, aber ihr Umgang mit Menschen war schon echt unterirdisch. 
,,Was erzählt man euch bitte über Menschen, dass es sich so lange hält." 
,,Nun unsere Eltern und deren Eltern sind schon seit Generationen recht gut darin, dass Narrativ vom bösen Menschen aufrecht zu erhalten. Menschen hassen die Natur und würden wenn sie könnten alles dafür tun um uns auszulöschen, da sie niemanden über sich akzeptieren müssen. Doch da die meisten Werwölfe Menschen als Gefährten haben müssen wir die Menschen erhalten, da es sonst auch das Ende unserer eigenen Art wäre. Daher hielt es schon der Alpha, der über alle anderen Alphas das sagen hat und bereits dessen Vorfahren für das beste Menschen auf eine bestimmte Art und Weise zu behandeln. Das ist über die Jahrhunderte schon ein klein wenig besser geworden. Das Problem ist halt nur, dass die meisten Alphas ihr Amt schon sehr lange inne haben. Knapp ein Fünftel sind schon Alphas seit der Revolution. Sie haben ein sehr negatives Bild von Menschen. Daran änderte auch nur wenig, dass jeder Alpha, ohne Ausnahme, immer einen Menschen als Gefährten hatte. Selbst die Gefährtin des Alphas hatte als Mensch nur wenig an dessen Seite zu lachen. Obwohl sie die Luna des Rudels werden sollte, verhielt sich auch ein Großteil des Rudels so, wie der Alpha es gegenüber Menschen erwartet hat. Solche Extreme werden jedoch zum Glück immer weniger", führte Ray aus. 
,,Aber warum seht ihr es denn so drastisch anders? Es ist ja schon im Vergleich zu den anderen Werwölfen hier sehr auffällig."
,,Es gab...", fing Shane zögerlich an zu erzählen: ,,Vor etwa zehn Jahren hier im Rudel eine junge Menschenfrau, die die Gefährtin eines angesehenen Werwolfes war. Er war über unsere Grenzen hinweg als excellenter Kämpfer bekannt und hat sich streng an alle Regeln gehalten, so auch im Umgang mit seiner menschlichen Gefährtin."
,,Shane!", unterbrach Ray ihn wirsch: ,,Für die Erzählung ist Enya ganz klar zu jung. Verdammt, selbst wir sind dafür immer noch zu jung."
Mit ernstem Blick wandte sich Ray mir zu: ,,Es reicht an dieser Stelle wohl zu sagen, dass das alles kein schönes Ende fand und wir als Kinder haben es damals alles mitbekommen. Wir fragten uns wie es sein konnte, dass sowas passierte, wenn sich der Wolf doch an alle Regeln gehalten hatte und aus der Perspektive des Rudels nichts falsch gemacht hatte. Doch niemand konnte uns eine Antwort darauf liefern, die nicht die alleinige Schuld bei der Frau bestand. Wir kamen also zur Überzeugung, dass es nur am Menschen liegen konnte. Als wir jedoch älter wurden realisierten wir immer mehr, dass das nicht stimmen konnte und das Menschen sowas nicht einfach so taten. Wir realisierten also, dass man uns alle angelogen hatte und der bisherige Weg nicht der beste sein konnte."
,,Also habt ihr euch früher auch so negativ gegenüber Menschen verhalten?"
,,Negativ ist noch harmlos. Wir waren als Kinder echt nicht ohne. Aber das sind Werwolfkinder auch eher selten. Ich mein wir Verwandeln uns ja mit sechs bis acht Jahren und wären dann schon in der Lage einen Menschen zu besiegen."
,,Es war alles ein ziemlich langer Lernprozess", ergänzte Shane. 
Dario stand auf und schüttelte sich etwas. 
,,Achja, da wäre noch etwas", sagte Shane. 
,,Was denn?"
,,Naja, da du ja weißt, dass wir Weg wollen, gibt es vielleicht etwas worauf du dich vorbereiten willst. Denn du kommst als du weißt schon was auf jeden Fall mit."
 ,,Und was wäre das?"
,,Das Gebiet was wir uns ausgesucht haben ist ein ganzes Stück für einen Menschen entfernt. Für einen Werwolf ist eine eine gute Tagesreise. Daher wollen wir gerne als Wölfe rennen."
,,Und wie soll ich da mitkommen? Ihr seit immerhin wesentlich schneller als ich."
,,Ja... deshalb dachten wir es wäre das beste, wenn du auf einem von uns reitest."
,,Was?", fragte ich und war ehrlich unsicher ob ich Shane gerade wirklich richtig verstanden hatte. 
,,Nun, du setzt dich wenn wir gewandelt sind auf unseren Rücken, hälst dich gut an unserem Fell fest und los geht es."
,,Ähm..."
,,Ich hab euch gesagt, dass sie nicht begeistert sein wird", merkte Ray an.  

Wolfsseele - Die gestohlene GefährtinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt