Kapitel 62

1.4K 158 6
                                    

,,Und was ist da drin?", fragte sie mich und deutete auf eine verschlossene Dose. ,,Trockenfleisch", antwortete ich, öffnete die Dose und hielt sie ihr hin.
Zögerlich nahm sie sich einen Streifen und biss ab.
,,Die sind gar nicht schlecht."
Ich nickte nahm die Dose und ein Teil des Brotes und setzte mich hin.
Sie tat es mir gleich.
Warf aber zuvor noch einen kurzen Blick zum Höhleneingang.
,,Was meinst du? Wie weit kommt Madeleine?"
,,Die Blonde?"
Die Rothaarige nickte.
,,Ich sag sie kommt nicht mal aus dem Territorium raus. Seit dem Vorfall mit mir vor ein paar Jahren, achten die Jungs mehr auf die Umgebung. Sobald sie auch nur nahe der Grenze kommt werden sie es merken."
,,Und sie werden ihr wirklich nichts tun?"
,,Was denkst du bitte?", fragte ich sie entsetzt: ,,Immerhin ist sie Simons Gefährtin. Sie ist das wichtigste in seinem Leben, so wie ich es für Darmin bin und du es für Shane."
Sie biss sich auf die Unterlippe.
,,Ich weiß nicht... Dieser ganze Gefährtenkram ist seltsam", sagte sie zögerlich.
,,Verstehe ich, wirklich. Aber es ist nun mal die Lebensrealität von Werwölfen. Erst hab ich es auch nicht glauben wollen. Aber es erklärt wirklich einiges rund um ihr Verhalten."
,,Aber was sollen diese Bisse? Mir kann doch keiner erzählen, dass das wirklich das tut was sie uns da gesagt haben. Von wegen in zwei Bissen zum Werwolf werden und sowas..."
,,Es ist weniger schlimm als man denkt."
,,WAS!", schrie sie mir fast entgegen.
Ich zuckte mit den Schultern.
,,Darmin und ich hatten panische Angst, dass sie wiederkamen um mich erneut zu verschleppen und nach dem ersten Biss dürfen die uns nach ihren Regeln nicht mehr trennen."
,,A-Also hat er dich schon einmal..."
,,Ja", bestätigte ich es ihr: ,,Darmin hat mich einmal gebissen. Sicherlich, wenn wir es besser gewusst hätten, hätte ich es auch nicht gewollt. Aber ich hab es mir schlimmer vorgestellt. Ist aber trotzdem nichts was sich so schnell wiederholen muss."
,,Aber heißt das denn nicht, dass der Alpha hier dich bald nicht auch verwandeln wird..." ,,Darmin hat mir versprochen zu warten bis ich soweit bin und wollte es selbst in der Notsituation mich nicht dazu zwingen. Simon uns Shane werden es garantiert genauso halten." ,,Bist du dir da sicher? Im Institut hieß es doch immer der Werwolf bestimmt das Tempo, da er es immer 'besser' weiß. Und wir dessen Urteil egal unter welchem Umständen immer trauen sollen."
,,Ich weiß ihr wollt mir das nicht glauben, aber die Jungs hier sind wirklich anders. Sie haben eine andere Sicht auf die Dinge und sind alle ziemlich am Boden zerstört, dass sie anscheinend euch diesbezüglich nicht überzeugen können, da ihr glaubt sie sind wie alle anderen." ,,Madeleine und die anderen sind da anderer Meinung..."
,,Und die anderen haben immer recht? Ich hab eigentlich schon recht früh in meinem Leben gelernt, auf die Meinung der Mehrheit wenig zu geben, denn wenn es hart auf hart kommt hilft dir keiner von denen."
,,Was meinst du?"
,,Meiner Mutter haben auch alle gesagt, sie soll sich einfach trennen, als mein 'Vater' ihr gegenüber gewalttätig wurde. Doch keiner von ihnen hat sie aufgenommen oder ihr sonst irgendwie geholfen als sie mit mir zusammen vor ihm weg rannte. Die tollen Kommentare hörten aber selbst dann nicht auf und alle meinten es besser zu wissen, während wir furchtbare Angst hatten, dass er uns fand und sonst was mit uns tat."
,,D-Das t-tut mir leid... Ich wusste nicht... Ich mein, oh Gott...", stotterte sie vor sich hin. 
Ich zuckte erneut mit den Schultern. 
,,Lässt sich nicht mehr ändern. Meine Mutter und ich haben bis zu ihrem tot auf der Straße gelebt und von meinem Vater hab ich nie wieder was gesehen."
Das ließ die Rothaarige doch etwas sprachlos zurück.
,,Aber lass uns doch lieber über etwas anderes reden", schlug ich vor. 
Hastig nickte sie. 
,,Wie heißt du eigentlich. Ich bin Enya, falls du es noch nicht mitbekommen hast", sagte ich und lächelte sie an.
,,Elise", murmelte sie leise. 
,,Hast du vielleicht noch Fragen zu der ganzen Rudelgeschichte hier? Immerhin würde jetzt keiner außer mir die hören."
,,Ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich fragen könnte. Im Institut haben sie uns so viel erzählt und du sagst, dass vieles davon nicht stimmt. Es ist einfach gerade sehr überfordernd..."
,,Das glaube ich dir. Du kannst mich auch immer wenn etwas aufkommt fragen. Ich weiß zwar selbst auch noch nicht alles, aber dann finden wir es halt zusammen raus."
,,Danke Enya", sagte sie leise. 
,,Das ist doch selbstverständlich. Wir, und damit meine ich auch Madeleine, sitzen im selben Boot. Und die Jungs sind echt nicht so übel. Gerade deinem Gefährten Shane zum Beispiel verdankt ich echt viel. Er war der erste von den Jungs den ich kennengelernt hab und echt eine tolle Person. Das wirst du sicherlich auch bald feststellen."
,,Meinst du wirklich?"
,,Ja, dass garantiere ich dir auch gerne. Keiner hier hat auch nur im Ansatz was mit den Werwölfen im Institut zu tun."

_______________________

Leseevent Teil 1

Nächstes Kapitel um 19:30 Uhr


Wolfsseele - Die gestohlene GefährtinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt