Kapitel 10

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,,Und was soll ich nun machen?", fragte ich Shane. 
Der überlegte nur kurz und sagte: ,,Du kannst mitkommen zum Nachmittagsunterricht. Da hat auch garantiert noch jemand was zu essen für dich."
Unsicher sah ich ihn von der Seite her an. 
,,Bist du sicher, dass das in Ordnung ist? Wenn das ganze nämlich so läuft wie der Tag bisher, kann ich da ehrlich gesagt drauf verzichten."
,,Ach mach dir keinen Kopf. Das ist kein Problem."

Ob das nun wirklich so einfach und unproblematisch war? Ich bezweifelte es.
Doch trotzdem machte ich mich seufzend daran Shane wieder ins Gebäude zu folgen.
Dieser führte mich über Treppenhaus zum obersten Stockwerk.
Auf den Weg begegneten wir niemanden, doch konnte man oben angekommen deutlich hören, dass hier noch andere Personen waren.
Wir betraten einen großen Klassenraum, mit nur wenigen Sitzplätzen. Zehn um genau zu sein und es waren sogar weniger Leute anwesend. 
Die Anwesenden unterbrachen ihre Gespräche und sahen zu Shane und mir. 
Acht männliche Jugendliche, im selben Alter wie Shane musterten uns. 

,,Hey Leute, dass ist Enya." stellte Shane mich vor. Die anderen schwiegen weiter. Es war schon echt etwas unangenehm.
,,Ähm Shane... denkst du echt, dass das ne gute Idee ist.", merkte einer von ihnen an. 
,,Klar ist das eine gute Idee. Komm rein Enya, ich stelle dir erstmal die anderen vor.", sagte Shane nur und deutete mir ihm hinterher in den Raum zu kommen. 

Ich war mir bei dem ganzen nicht wirklich sicher und blieb daher erstmal im Türrahmen stehen. 
Die anderen wirkten jetzt nicht so negativ wie viele bisher, doch traute ich dem ganzen nicht. 
,,Die drei hier drüben sind meine Brüder: George, Davey und Dario. Der der gerade geredet hatte war Ray und das neben ihm sind seine Brüder Kenyon und Morris. Die anderen beiden sind Gorden und Simon, die haben noch einen Bruder, der kommt aber nicht mehr.", stellte mir Shane alle beteiligten kurz vor und zeigte währenddessen auf die entsprechenden Leute. 

Ich hatte durchaus schon mitbekommen, dass Werwölfe häufiger Mehrlinge hatten, aber hier waren es ja sogar alle. Und vor allem fand ich einige der Namen etwas merkwürdig, aber wer war ich schon darüber zu Urteilen. Der Name Enya kam nun ja auch nicht so häufig vor. 

Die anderen fingen langsam wieder an sich leise zu Unterhalten. 
Shane ging zu einem der freien Plätze und deutete mir an hinterher zu kommen. Wenn ich richtig aufgepasst hatte waren die Jungs neben uns seine Brüder. 
,,Ach Davey,", haute Shane einem von ihnen leicht gegen die Schulter. 
Mit hochgezogenen Augen sah der ebenfalls Blonde zu seinem Bruder: ,,Was?" 
,,Hast du noch was zu essen?"
,,Hattest du etwa noch nicht genug?", fragte dieser belustigt. 
,,Man, das ist nicht für mich sondern für Enya. Die Welpen haben sie nicht mitgenommen und sie hat daher das Mittagessen verpasst. 

Der Blick des Blonden huschte kurz zu mir, bevor er sich zu einer Tasche bückte.
Er zog zu meiner Überraschung sogar gleich drei Brotdosen heraus. 
,,Hier such dir was aus.", sagte dieser dann, öffnete die Dosen und lächelte leicht in meine Richtung. Ja, jetzt sah man auch ziemlich gut, dass das ein Bruder von Shane war. 

Immer noch etwas unsicher trat ich etwas näher und sah mir den Inhalt der Dosen an. Alles war irgendwas mit Fleisch. Schlussendlich nahm ich mir einfach ein Brot aus der Dose, die mir am nächsten lag. 
,,Danke.", sagte ich leise. 
,,Gern.", sagte dieser: ,,Wenn du noch mehr möchtest nimm es dir gern. Ein Brot ist wahrscheinlich auch für einen Menschen kein Ersatz fürs Mittagessen." 
Er grinste leicht.    
Hungrig machte ich mich über das Brot her. 
,,Warum haben sie die Welpen bitte nicht mitgenommen?", mischte sich dann doch ein anderer ein. 
Shane wandte sich zu ihm um: ,,Na was denkst du denn warum? Du weist doch wie viele Werwölfe den jüngeren den Umgang mit Menschen vorleben." 
Ein schwarzhaariger raufte sich die Haare. 
,,Oh man. Einige sind da einfach so engstirnig. Die Revolution ist doch schon ewig her. Man kann doch nicht so lange in der Vergangenheit hängen."

,,Doch können sie und werden sie. Einem Werwolf ist so ziemlich jeder Mensch egal, solange es sich nicht um den Gefährten handelt. Daher ist sie dem Rudel egal im besten Falle.", mischte sich eine deutlich erwachsenere Stimme ein."
Überrascht drehte ich mich zur Tür. 
Da stand ein Mann der garantiert hier ein Lehrer war. 
Unsicher schielte ich zu Shane. 
War das wirklich in Ordung das ich hier war? Auch für die Lehrkraft? 
Der Mann betrat den Raum und ging zum Pult. Dort stellte er seine Tasche ab und wandte sich wieder der Klasse zu. 
Ich schluckte den zuletzt genommenen Biss vom Brot runter und hielt den Rest davon weiter in der Hand. 
Was sollte ich jetzt tun? 
Die anderen setzten sich ordentlich auf ihre Plätze und ich stand etwas verloren im Raum herum.
Der Lehrer sah sich im Raum um. 
,,Darmin kommt auch heute nicht?", fragte er die beiden einzigen Schwarzhaarigen im Raum. Diese schüttelten verneinend den Kopf. 
,,Gut, junge Dame, dannn können sie sich auf den Platz hier in die Mitte setzen.", sagte er dann zu mir und deutete auf den entsprechenden Tisch. 
,,Ach und iss ruhig weiter. Mich stört sowas nicht."   

Wolfsseele - Die gestohlene GefährtinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt