Kapitel 20

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Ich saß allein auf der Decke auf der ich einige Zeit zuvor geschlafen hatte. 
Auch wenn es sicherlich nicht genug Schlaf war, wusste ich nicht ob ich in dieser Nacht in Anbetracht der Umstände noch ein Auge zu kriegen würde. 
Ich wusste gar nicht ob die Situation jetzt schlimmer war oder die in der letzten Nacht. 

Die andere waren alle gegangen und Shane hatte mir nur gesagt, dass Darmin wohl noch mal die Lage rundherum kontrollieren würde und dann wieder kam.
Ich glaubte da aber nicht so wirklich dran.
Immerhin war er jetzt schon eine ganze Zeit weg, während es schon fast komplett dunkel draußen war.
Die anderen konnten anscheinend nicht länger bleiben, aber Darmin als ältester Sohn des Alphas konnte sich das wohl im Gegensatz auch zu seinen wahrscheinlich nur wenige Minuten jüngeren Brüdern erlauben.
Ich verstand es zwar nicht ganz, aber für die anderen hatte es wohl ihre Richtigkeit gehabt.

Nervös handtierte ich mit dem Teddybären, der mir zuvor al Kissen gedient hatte in den Händen rum.
Er wirkte überraschend neu und roch auch entsprechend.
Hatten sie den ernsthaft extra für mich neu besorgt?
Warum hatten sie nicht ein richtiges Kissen geholt.
Der Teddy war ja schon eigentlich zu neu um als Kissen missbraucht zu werden.
Vielmehr sah ich hiermit eigentlich ein kleines Kind spielen.
Ich hätte so einen vermutlich auch gern gehabt. Aber bei uns hatte es immer nur für das nötigste gereicht.
Sowas hatten immer nur Familien bekommen, die sich in den Augen der Werwölfe besonders anstrengten, für ihre Kinder.
Ich war damals immer sehr neidisch gesehen, wenn ich die Kinder, die sowas bekommen hatten gesehen hatte. 
Doch die anderen Erwachsenen mit denen ich in der Umgebung aufgewachsen bin, waren immer sehr dagegen sich mit den Werwölfen gut zu stellen.  
Immerhin waren diese ja Schuld, dass es uns Menschen so schlecht geht. 

,,Hey Enya."
Erschrocken drehte ich mich um. 
Die Stimme kannte ich, genauso wenig wie die Person die auf mich zukam.
Schneller als ich es selbst von mir erwartet hätte, stand ich auf den Beinen. 
Ein schwarzhaariger junger Mann, den ich sicherlich noch nie gesehen habe stand dort und hob nun nur abwehrend die Hände. 
,,Alles gut, ich bin es nur Darmin. Sorry ich hab nicht daran gedacht, dass du mich noch gar nicht als Mensch gesehen hast."
Ich entspannte mich etwas, auch wenn ich mich immer noch unruhig fühlte. 
So sah also Darmin als Mensch aus.
Er hatte sehr starke Ähnlichkeiten mit seinen Brüdern. 
Wie Gordon und Simon hatte er schwarze Haare, trug diese aber ein ganzes Stück kürzer als die Beiden. 
Er hatte, selbst auf die Distanz sehr erkennbare dunkle Augen. 

,,Es ist alles gut Enya. Versprochen, ich tue dir nichts.", sprach er bemüht ruhig, kam aber kein Stück näher.
Es war eine schon etwas seltsame Situation. Aber jetzt gerade tat er nichts, hielt sogar noch mehr Abstand als als Wolf zu mir. 
Doch war mir weiterhin bewusst, dass er innerhalb einer Sekunde neben mir sein könnte, wenn er wollte, ohne das ich eine Chance auf eine Flucht hätte. 

Wir blieben noch einige Zeit so auf Distanz. 
,,Darf ich etwas näher kommen?", fragte er mich ernsthaft.
,,Warum?"
,,Warum ich näher kommen will?", fragte er etwas verwirrt klingend. 
,,Nein, warum fragst du überhaupt?", wollte ich ernsthaft von ihm wissen. 
,,Naja es hilft ja der ganzen Sache nicht weiter wenn ich dir zu nahe komme und du dann Angst oder Panik hast. Im Gegensatz zu den anderen hab ich durchaus gemerkt, dass dir das alles hier nicht ganz geheuer ist."
Verstehend nickte ich. 
,,Danke.", sagte ich leise. 
Er lächelte nur etwas. 
Sprach das alles nun dafür, dass er mein Gefährte war, da er so viel Verständnis zeigte oder eher gerade dafür, dass er es nicht war, da er Abstand hielt? 
Ich wusste es nicht. 
Aber ich fand ihn netter, als ich ursprünglich gedacht hatte. 
Als Kind hab ich es immer etwas seltsam gefunden, wenn jemand gesagt hat, dass man es merkt wenn Werwölfe in der Nähe waren. Doch sie hatten recht. Man merkte es. Es war fast so als ob die ganze Umwelt auf die Anwesenheit einer großen Raubtiers reagierte. 
Und man merkte doch sehr deutlich, dass man diesem Raubtier unterlegen war.
Es war als wollte alles in einem auf genau diesen Fakt aufmerksam machen. Wie eine letzte Warnung. 
Schwer zu beschreiben, doch ein Gefühl, was man eigentlich lieber vermeiden wollte. 

Ich atmete durch, setzte mich wieder auf die Decke und schnappte mir wieder den Teddybären. 
Nur ganz kurz sah ich zu Darmin und nickte ihm zu.
Er konnte etwas näher kommen. 
Immerhin war ich schon mit weit mehr Werwölfen in meiner direkten Umgebung klar gekommen. 
Darmin kam langsam näher, ließ aber mich, wie ich im Augenwinkel bemerkte nicht aus den Augen. 
Knappe drei Meter vor mir setzte er sich vor mir ins Gras. 
Erst jetzt viel mir ein eigentliches Paradoxon auf. Darmin war vorhin als Wolf unterwegs und gestern bin ich selbst ja Zeuge geworden, dass die Klamotten die Verwandlung ja nicht überstanden. 
,,Wo hast du denn die Sachen her? Ich dachte eure Kleidung geht beim Verwandeln kaputt."
,,Ja, das tut sie. Wir haben nur an einigen Orten Kleidung deponiert, um uns wieder was überziehen zu können. Auch wenn wir eigentlich kein Problem damit haben Nackt zu sein. Nur gerade die Menschen, die hier als Gefährten leben fühlen sich dann in unserer Anwesenheit immer unwohl. Daher dachte ich, dass ich mir mal lieber was überziehe.", sagte er schmunzelnd.  

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Leseabend Teil 3 😅
Nächstes Kapitel wie gesagt in einer Stunde, also um 19 Uhr 💜

Wolfsseele - Die gestohlene GefährtinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt