Kapitel 11

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Der Platz war im Gegensatz zu dem in dem Raum wo ich zuvor Unterricht hatte ganz vorn, mir jeweils 2 weiteren Plätzen daneben.
Möglichst leise um nicht noch unnötig weiter zu stören setzte ich mich hin.
Der Lehrer wühlte noch etwas in seiner Tasche bevor er mit bereit schien anzufangen.  
Er schnappte sich seinen Stuhl. Stellte ihn mit der Lehne in unsere Richtung und setzte sich verkehrt herum darauf. Danach legte er seine Arme auf die Lehne und stützte auf diesen seinem Kopf. 
,,Nun junge Dame, mein Name ist Mark und du sitzt hier in meinem Kurs rund um die Thematik 'Gefährten' in dem die jungen Werwölfe hoffentlich alles wichtige lernen. Und ich muss ehrlich gestehen, mir passt es nämlich ehrlich gesagt sehr gut, dass du hier bist. Denn wie du sicherlich bereits gemerkt hast, haben viele Werwölfe einen ziemlich eigenen Umgang mit Menschen. Das liegt meiner Ansicht hauptsächlich daran, dass wir Werwölfe einfach viel zu wenig Kontakt mit Menschen haben. Insbesondere mit denen, an denen wir kein spezielles Interesse haben. Kaum ein Wolf würde sich mit einem Menschen unterhalten, solange dieser nicht gerade der Gefährte oder die Gefährtin des Wolfes selber ist oder eines engen Angehörigen. Weißt du vielleicht sogar woran das vielleicht liegt?", fragte mich der Lehrer lächelnd.
Ich zuckte mit den Schultern: ,,Naja, Werwölfe handeln ja schon sehr lange so, soweit ich jedenfalls weiß. Vielleicht ist es also eine Art Angewohnheit."

,,Nun... fast." sagte der Lehrer: ,,Die negative Stimmung unsererseits gegenüber Menschen ist schon sehr lange vorhanden. Länger als die Menschen überhaupt von uns wissen. Schon Jahrzehnte vor der Revolution, wenn nicht sogar Jahrhunderte davor hatten die Werwölfe ein schlechtes Bild von den Menschen. Sie betrachteten diese als Zerstörer ihrer Umwelt und als mögliche Bedrohung, insbesondere deshalb, da es immer mehr Menschen wurden. Zum Zeitpunkt der Revolution waren es über 7,5 Milliarden Menschen. Kannst du dir das vorstellen, dass es mal so viele Menschen gab?"
Ich schüttelte den Kopf. Nein, das klang wirklich verdammt viel. 
,,Heutzutage hat sich die Population der Menschen auf knapp  unter eine Milliarde eingependelt, wobei man da sagen muss, dass die Werwölfe da durchaus ihre Rolle dabei gespielt haben. Werwölfe hingegen gibt es im Vergleich dazu wesentlich weniger. Nach aktuellen Schätzungen landen wir bei etwa 80 Millionen Werwölfen weltweit.
Aber um zum eigentlichen Punkt zu kommen: Werwölfe sind verdammt nachtragend und da wir auch ein paar Jahrhunderte länger leben als Menschen gibt es selbst heute noch sehr viele Werwölfe, die die Revolution mitgemacht haben und so hautnah erleben konnten welche Gräueltaten die Menschen Taten."
,,Aber keiner der Menschen von damals lebt doch heute noch.", merkte ich leise an.
,,Ja, das stimmt. Aber für die Werwölfe ist es einfach noch zu präsent. Zwar kommt jetzt mit den nachfolgenden Generationen ein leichter Wandel, aber es wird noch einige Zeit brauchen bis wir harmonisch Seite an Seite leben können."
Zweifelnd sah ich den Lehrer an 
Ein harmonisches Zusammenleben von Werwölfen und Menschen...
Das klang gerade im Anbetracht der Zustände in dem die Menschen leben verrückt.
,,Du glaubst mir nicht ganz?", fragte der Lehrer nach.
Ich schüttelte verneinend den Kopf.
,,Magst du mir auch erklären wieso?"
Ich zögerte.
Ob ich hier wirklich frei reden konnte? In meiner alten Schule wurden wir immer ermahnt sehr vorsichtig zu sein, was wir gegenüber einem Werwolf sagten. Immerhin konnte es ja uns durchaus unsere Leben kosten.
,,Die Menschen denken nicht sonderlich positiv über Werwölfe.", versuchte ich das ganze zu formulieren: ,,Sie fühlen sich unterdrückt und vielen geht es nicht gut."
Der Lehrer stockte: ,,In wie weit geht es ihnen nicht gut? Sie kriegen doch alles gestellt. Nahrung, Unterkunft, Bildung und so weiter."
Ich wusste nicht ob ich weiter reden sollte oder nicht.
Von den Jungs im Klassenraum sagte keiner einen Ton und auch der Lehrer sagte nichts.
,,Es ist nicht immer genug für alle.", versuchte ich die Sache so anzugehen: ,,viele Wohnungen sind zu klein für sie Menge an Menschen darin. Wenn man krank ist und nicht arbeiten kann wird einem der Essensanteil gekürzt. Es gibt keine Möglichkeit woanders im Notfall unter zu kommem, falls mal was passiert..."
Ich sagte nichts mehr weiter.
Der Lehrer schien ganz schön darüber nachdenken zu müssen.
Sein Blick huschte unruhig durch die Klasse.
Er stand auf ging zurück zu seinem Pult und stützte sich auf diesem ab.
,,Genug für heute.", sagte dieser nur noch.
Schweigend beobachtet ich wie die Lehrkraft schon wieder ihre Sachen packte und rasch den Raum verließ.
Unruhig schielte ich nach rechts und links, doch die Werwölfe schienen ebenfalls verwirrt zu sein.
,,Also wenn du es schaffst die Labertasche immer mal wieder so früh zu verscheuchen, kannst du gern täglich mit dabei sein.", scherzte der Schwarzhaarige der links neben mir saß, dessen Namen mir jedoch schon wieder entfallen war.
,,Ja, so schnell ist der ja noch nie abgehauen.", merkte ein weiterer an.
,,Naja, gegen echte menschliche Erfahrungen, wie es in den Städten läuft kommt, er mit seinen idealisierten Vorstellungen eben nicht an.", sagte dann dieser Ray und grinste ebenfalls wie alle anderen anwesenden Werwölfe.

Wolfsseele - Die gestohlene GefährtinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt