Kapitel 36

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Ein kleines helles Feuer erleuchte die Höhle, beziehungsweise die Ecken der Höhle, die es erreichte.
Sie war gerade groß genug, dass die Jungs wohl bequem stehen konnten, doch größer durfte man wohl nicht wirklich sein.
Mittlerweile waren sie alle wieder da.
Teils als Wölfe, aber die Mehrheit als Menschen.
Man sah ziemlich gut, dass unsere Flucht recht spontan war.
Hier waren kaum Sachen und die meisten Decken hatte sie tatsächlich explizit für mich.
Also saß ich hier eingerollt in locker 5 Decken nahe dem Feuer.
Irgendwie, jeder behielt mich im Auge.
Ray machte sich wegen der Aufprall auf den Kopf sorgen und das übertrug sich irgendwie auf alle anderen.
Darmin ließ mich überhaupt nicht aus den Augen.
Shane war der einzige, der es nicht tat. Der schlief rechts von mir und erholte sich noch von seinen Wunden.
Keiner der Anwesenden schien wirklich über den Vorfall reden zu wollen.
Ich erfuhr einzig, dass die Menge an Wölfen unterschätzt hatten und wohl kurz nach dem Vorfall mit uns und dem anderen Wolf zu uns aufstießen.
Wie Shane aber aussah, sprach Bände. Neben der Wunde an der Pfote, die ihn humpeln ließ, zeigten sich durch das Fell mehr als eine Wunde. Und auch wenn mir Ray versicherte, dass es ihm spätesten morgen wieder gut gehen würde, fühlte ich mich schlecht.
Er hatte sich wohl, nachdem ich Ohnmächtig geworden war, mit dem anderen Wolf auf einen Kampf eingelassen.
Ich würde mich ehrlich nicht wundern, wenn er dadurch nicht die ein oder andere Narbe behalten würde, aber alle behielten nur mich im Auge.
Sicherlich, ich hatte furchtbare Kopfschmerzen und garantiert eine Beule am Hinterkopf, aber ich hab nicht mal geblutet. Ich schätzte es daher wohl als eher harmlos ein.
Neben den besorgen Blicken, schien aber auch allgemein die Stimmung hier nicht ganz zu passen.
Immer wieder konnte ich beobachten, wie die Blicke einzelner ständig zum Eingang der Höhle wanderten. Es schien beinahe so, als ob sie damit rechneten, dass in jedem Moment eine Armee hier reinmarschieren würde.

Ernst sah ich zu Darmin.
Würde er wohl etwas sagen?
Mich so ohne Informationen zu lassen war doch nach allem recht lächerlich. Ich hätte ja sonst Dario gefragt, der lag aber mit einigen anderen als Wolf auf der anderen Seite der Höhle.
Darmin hob die Augenbrauen. Genervt sah ich ihn an.
,,Gut, du hast gewonnen", sagte er in die ruhige Höhle.
Die anderen sahen ihn irritiert an.
,,Meine Gefährtin hat ein ziemlich gutes Gefühl für die Situation und ich als euer Alpha sollte wohl was sagen."
Die anderen sahen kollektiv einmal von ihm zu mir.
Nun ja, bis auf Shane natürlich. Der schlief nämlich augenscheinlich noch tief und fest.
,,Ich weiß, die Situation ist gerade speziell und wir alle haben wohl ehrlich gedacht mehr Zeit zu haben. Aber die hatten wir leider nicht. Ich-Ich bin dankbar, dass ihr das alle so mitmacht. Mir ist bewusst, dass das nicht selbstverständlich ist. Ich weiß, einige machen sich Sorgen, dass die Werwölfe uns nochmal aufsuchen werden. Ehrlich gesagt, weiß ich es selber nicht, ob sie es womöglich tun werden. Immerhin ist Enya bei ihrem Versuch ja verletzt worden, was an sich ja den Grundregeln im Umgang mit Menschen widerspricht. Daher könnte ich mir vorstellen, dass sie es nun womöglich sein lassen."
Ray räusperte sich: ,,Du erinnerst dich aber noch daran, dass gerade viele der alten Generation der Überzeugung sind, dass diese Regel nur für gebissene Gefährten gelten?"
Darmin sah leicht genervt zu ihm: ,,Ja, ich weiß. Aber ich gehe mal davon aus, dass sich der Alpha da ebenfalls Gedanke drum macht. Und immerhin sind sich ja alle beteiligten einig, dass Enya da aktuell noch viel zu jung für ist. Ganz davon abgesehen, dass ich nichts gegen Enyas Willen tun werde. Wir haben alle immerhin erlebt, was es für die Menschen bedeutete und wie betrogen sie sich fühlten, da ihnen niemand etwas gesagt hat oder gegen ihre Wünsche gehandelt wurde."
Vor meinem inneren Auge spielten sich bei dem Gesprochenen Horrorszenarien ab. Ich wollte es jetzt schon nicht. Da wollte ich nicht wissen, wie es sich anfühlen musste, wenn es einfach so mit einem gemacht wurde. Wie konnte man das einem anderen Lebewesen bitte antun?
Ich sah ehrlich auch immer noch nicht den Sinn dahinter. Was sollte vor allem dieser erste Biss überhaupt bringen?
Klar, der zweite verwandelte, aber der erste erschien mir recht unnütz. Ganz davon abgesehen, dass ich garantiert niemals zustimmen würde mich beißen zu lassen.
,,Also wir sollten die nächste Zeit planen", redete Darmin weiter und wechselte so das Thema, während ich noch in meinen Gedanken hing.
Die anderen, beziehungsweise die in menschlicher Gestalt, planten die nächste Zeit.
Mich ließ man da, soweit ich es mitbekam, außen vor und auch Shane schien weniger Aufgaben zugeteilt zu bekommen. Ich verdrehte innerlich die Augen.
Also waren Shanes Verletzungen doch wohl nicht so harmlos, wie die anderen es mir verkaufen wollten.
Ehrlich besorgt sah ich zu dem eigentlich großen Wolf, der sich aber gerade nur so klein wie möglich zusammengerollt hatte.

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Teil 3 von 3 des Leseevents
Hoffe es hat euch gefallen 💜

Wolfsseele - Die gestohlene GefährtinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt