Kapitel 22

3K 222 27
                                    

,,Soll ich dir wirklich nicht helfen?", fragte mich Darmin locker zum hundertsten Mal, während ich erneut über eine Wurzel am Waldboden stolperte. 
,,Geht schon."
,,Ja, sehe ich und wenn es so weiter geht hast du wahrscheinlich gleich eine Beule am Kopf, weil du hingefallen bist.", kommentierte er das Ganze. 
,,Ich bin jedenfalls nicht auf die Idee gekommen im Dunkeln durch den Wald zu laufen. Nichtmal den Mond kann man mehr durch die ganzen Blätter hier sehen."
,,Tut mir ehrlich gesagt nicht wirklich leid. Ich hab nun mal gern meine Ruhe beim schlafen und hab daher meinen Schlafplatz etwas abseits.", meinte er ruhig.
,,Warum schläfst du eigentlich überhaupt allein im Wald? Ist das nicht ziemlich unbequem?", fragte ich ihn deshalb.
,,Ach ich mag meine Höhle eigentlich echt gern. Sie ist gerade im Sommer schon kühl und da sie nicht zu groß ist wird es im Winter nicht zu kalt."
,,Du schläfst in einer Höhle?", fragte ich ihn. Ich hatte doch eher mit einem Schlafplatz zwischen ein paar Büschen gerechnet. 
,,Naja... wenn man genau ist, ist es keine wirkliche Höhle, sondern ein selbst gegrabener Bau.", korrigierte er seine Aussage ein wenig. 

Entsetzt blieb ich stehen.
,,Du schläfst in einem Loch im Boden? Dein Ernst? Und wo soll ich dann schlafen?"
,,Das ist kein Loch. Sondern ein für Werwölfe perfekt gegrabener Bau. In dem ich übrigens schon seit Monaten schlafe."
,,Und was ist wenn das Ding über die zusammenbricht? Ich kann mir nämlich einiges Vorstellen was besser ist als lebendig begraben zu sein."
,,Ach mach dir keine Sorgen.", winkte er ab: ,, Du wirst übrigens auch da drin schlafen."
,,Bitte was!?"
,,Klar. Was glaubst du wo ich die Decken uns so weiter her hab. Ich hab die schön ausgepolstert und wenn ich nicht in Wolfsgestalt schlafe, ist die auch groß genug für uns beide." 

Entsetzt blickte ich in seine Richtung. Ich hoffe jedenfalls, dass ich in seine Richtung sah und nicht bescheuert in den Wald blickte. 
Das klang ja fast noch schlimmer als mit ihm einfach so irgendwo im Wald zu schlafen. 
Wie zur Hölle kamen die Werwölfe immer nur auf solchem Kram. Das konnte doch auch nicht mehr für die Normal seien.
Allein beim Gedanken, was in diesem Loch für Ungeziefer leben konnte, krabbelte es schon am ganzen Körper. 
Und vor allem, wenn er da als Wolf gerade so bequem rein passte... 

Hieß das etwa er würde die ganze Nacht nah neben mir liegen?!
Verdammt...
Wie sehr wollten sie mich hier bitte noch verwirren. 
Erst hielt er gefühlt hundert Meter Abstand und jetzt sollte ich direkt neben ihm schlafen. 

,,Und wenn ich das nicht will?", fragte ich ihn leise. 
,,Enya. Ich werde wirklich nichts machen, was du nicht willst."
,,Ich- Ich weiß nicht mal ob ich unter solchen Bedingungen überhaupt schlafen kann..."
,,Mach dir keine Sorgen. Das findet schon alles seinen Weg und morgen ist zum Glück schon Wochenende, also musst du auch keinen Ärger befürchten fürs einschlafen im Unterricht. Das finden die Lehrer nämlich gar nicht witzig."

Wochenende? 
War heute wirklich schon Freitag? 
Irgendwie hatte ich in den letzten Wochen, ach was, in den letzten Monaten wirklich den Überblick verloren, wann welcher Wochentag war. 
Es war irgendwie auch einfach irrelevant, wenn man Obdachlos auf der Straße lebte. 
Aber auch wenn es mich irgendwie beruhigte, dass ich morgen dieser Schule fern bleiben konnte, machte es meine jetzige Situation nicht wirklich besser. 

,,Wollen wir den jetzt weiter?", fragte Darmin mich: ,,Meine Höhle ist gar nicht mehr weit von hier entfernt."
,,Dein Loch.", korrigierte ich ihn. 
,,Wenn du meinst.", sagte er belustigt und machte sich daran weiter durchs Geäst zu laufen. 
Mehr übers hören, als übers sehen versuchte ich dabei ihm zu folgen. 
,,Wenn du magst, helfe ich dir trotzdem noch gerne. Hier ist der Boden besonders uneben.", warnte er mich. 
,,Ich bekomme das schon...", fing ich an zu sprechen als ich schon den Halt unter den Füßen verlor und einem halben Meter irgendwo herunter rutschte. Den Schrei den ich dabei ausließ hat man sicher noch in Kilometern gehört. 
Doch bevor ich noch weiter, was auch immer das gerade war runter rutschen konnte hatte mich Darmin an den Handgelenken gepackt und hielt mich fest. 
,,Alles gut bei dir?", fragte er besorgt klingend. 
Meinem Mund entkam nur ein hilfloses fiepen.
,,Ich zieh dich wieder hoch. Falls dir was weg tut sagst du bitte bescheid. Und nimm es mir nicht übel, aber ich trag dich den restlichen Weg. Ich wüsste nämlich nicht wie ich irgendjemanden glaubhaft versichern könnte, dass du dir nur den Hals gebrochen hast, weil du zu Stur warst dir helfen zu lassen."
Ich sagte nichts. 
Ließ ihn einfach machen.
Der Plötzlich abfallende Boden unter meinen Füßen hatte mich unglaublich erschreckt. 
Ganz egal wie schön die Natur hier ist, wenn sowas häufiger vorkam, dann war mir das Leben in der Stadt tausendmal lieber. Da stolperte man maximal über eine Bordstein und fiel beziehungsweise rutschte irgendeinen Abhang herunter. 
,,Oh man, das hat dir gerade wohl echt einen schrecken eingejagt, was? Nächstes mal passe ich besser auf, Versprochen."    

______________________
Letzter Teil für heute 💜
Hoffe euch hat mein kleines Leseevent gefallen😇
An meine Discord Leute, schaut doch nochmal gegen 22 Uhr in die Gruppe 🍀
LG

Wolfsseele - Die gestohlene GefährtinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt