Kapitel 57

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Die Rothaarige in meinem Armen hatte augenscheinlich wohl auch gleich verstanden was dieser eindringliche Blick von Shane bedeutete.
Sie wollte wohl rückwärts vor ihm ausweichen, ließ mich los, war aber so unsicher auf den Beinen, das sie nach zwei Schritten schon stolperte und auf dem Boden liegen blieb.
In ihrer Panik hatte sie Arme und Beine angezogen und schien ihren Kopf mit ihren Armen schützen zu wollen.
,,Alles gut bei die Enya?", trat Darmin besorgt an meine Seite und griff vorsichtig nach meinen Armen.
Ein kurzer Blick verriet mir, dass an den Stellen an denen das Mädchen sich festgehalten hatte, ihre Fingernägel kleine Wunden zurückgelassen hatten, die nun leicht blutete.
,,Alles gut", versuchte ich ihn zu beschwichtigen.
,,Alles gut? Du blutest!",,Das hört auch gleich wieder auf. Wir haben doch gerade eher ein ganz anderes Problem."
,,Ich glaub wir haben in dem Paket was wir vom alten Alpha erhalten haben noch Betäubungsmittel drin. Ich könnte eben los rennen und es holen", merkte Ray an.
Entsetzt sah ich ihn an.
,,Dein Ernst? Du kannst sie doch nicht einfach betäuben nur weil sie so reagieren. Sie haben Angst und sowas macht das echt kocht besser. In dieser elendigen Einrichtung haben sie das am Anfang auch gern gemacht, damit sie die Untersuchungen und alles in Ruhe abziehen können."
,,Und was würdest du stattdessen vorschlagen?", fragte Darmin mich und wirkte ein wenig unschlüssig.
,,Warten. Das ist jetzt gerade nur die Panikreaktion. Das hält kaum jemand länger als eine halbe Stunde durch. Länger hab ich es jedenfalls nicht erlebt."
Die anderen wirkten damit nicht wirklich zufrieden, doch entschieden sich wohl aus Mangel an Alternativen wirklich meinen Plan durchzuziehen.
Vorsichtig ging ich wieder auf die Rothaarige zu.
Shane hockte neben ihr, traute sich aber augenscheinlich nicht sie anzusprechen oder anzufassen, auch wenn er sichtlich mit sich selbst haderte.
Sein Blick, wie auch der von Simon, was mir ein kurzer Blick über die Schulter verriet, machten sehr deutlich dass sie absolut überfordert waren.
Ich entschied mich weiter mein Glück bei der Rothaarigen zu suchen. Das war zwar Simon gegenüber sicherlich nicht ganz fair, doch hatte ich in ihrem Fall zumindest die Hoffnung irgendwas ausrichten zu können.
Vorsichtig setze ich mich neben der Rothaarigen auf den Boden.
Aus weit aufgerissen Augen starrte sie quasi durch mich hindurch.
,,Hey..." versuchte ich es zögerlich: ,,Wir haben uns in der Einrichtung gesprochen. Weißt du noch? Das Mädchen was so irrsinnig lange da war und nicht komplett gegen Werwölfe war."
Die Rothaarige staarte mich weiter an, gab dann aber eine Koofbewegung von sich, die ich als nicken interpretierte.
,,Du bist hier bei genau der Gruppe an Werwölfen, warum ich der Meinung bin, dass nicht alle Werwölfe schlecht sind. Hier will dir wirklich keiner was böses, du bist aber nun mal die Gefährtin eines Werwolfs. Aber ich verspreche dir, die hier sind nicht so wie uns da beigebracht wurde."
Sie schluckte und schielte einmal ängstlich zu Shane hin, der hinter ihr hockte.
,,Das ist Shane", versuchte ich ihn vorzustellen.
Vorsichtig hob er grüßend eine Hand, doch rutschte das Mädchen nur näher zu mir.
,,Möchtest du dich vielleicht aufsetzen? Der Waldboden ist ehrlich ja meist nicht so bequem", versuchte ich sie abzulenken.
Und es schien sogar halbwegs zu funktionieren. Sie sah jedenfalls nicht mehr ängstlich zu Shane, sondern mich recht verwirrt an.
Ein frustrierten Schrei des anderen Mädchen brachte uns dann beide aus dem Konzept. Sie hatte wohl gerad realisiert, dass das ankämpfen gegen einen Werwolf wenig brachte.
Ich wollte aufstehen und schauen ob Simon meine Hilfe brauchen könnte, doch bevor ich das konnte hielt mich die Rothaarige fest.
,,Lass mich nicht allein!"
,,Alles gut. Ich will nur mal da rüber gehen. Komm mit wenn du magst", versuchte ich sie nicht wieder in ihrer Panik abrutschen zu lassen und zog sie mit auf die Füße.
Etwas verloren und ängstlich zu den verschiedenen anwesenden Werwölfen schielend, folgte sie mir.
Simon hielt die Blonde an ihrem linken Handgelenk fest.
Das ihr das nicht wirklich gefiel, zeigte allein ihr möderischer Blick zu ihrem Gefährten.
Besser wurde es auch nicht, als sie mich sah und auch Augenschein sofort erkannte.
,,Das ist alles deine Schuld!", schrie sie mir entgegen.
,,Wie soll das bitte meine Schuld sein? Ich bin doch auch nur ein Mensch."
Sie schwieg, schien aber innerlich zu kochen.
,,Enya? Sollten wir uns so langsam auf den Weg zurück machen?", fragte Darmin leise und ohne näher zu kommen.
Ich nickte.
Das war wohl gerade die beste Idee.
So machten wir uns auf dem Weg zurück.
Darmin vorne Weg. Ich und die Rothaarige dahinter, gefolgt von Simon der so gut es ging seine Gefährtin dazu brachte sich in die gewünschte Richtung zu bewegen oh e die Flucht zu ergreifen und hinter her liefen Shane und Ray.
Das alles konnte ja was werden.
Shane hatte vermutlich noch ziemlich Glück. Klar die Rothaarige hatte Angst, war aber nicht so stark ablehnend wie die Blonde. Jedenfalls kam es mir nicht so stark vor.
Simon hingegen hatte ein hartes Stück Arbeit vor sich.

Wolfsseele - Die gestohlene GefährtinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt