Kapitel 14

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,,Dario hat dich doch nicht allen ernstes soviel alleine schleppen lassen?", sprach Shane mich schon aus einigen Metern Entfernung an. Dabei sprang er auf seine Beine, kam mir entgegen und nahm mir die Holzstücke ab ohne das ich etwas sagen konnte. 
,,Enya meinte sie schafft das schon.", rief Dario vom Waldrand an dem er wohl gerade ankam und gut und gerne das zehnfache an Holz trug. 
Der Stapel war mehr als eine Kopf höher als sein Kopf. 
Ich konnte noch nicht mal sagen, wie er es schaffte ohne Holz zu verlieren zu uns zu kommen. Aber er lief fast schon leichtfüßig über die Lichtung. 
Neben Ray angekommen ließ er den Haufen mit einem Rums auf den Boden fallen, wo auch Shane mein Holz abgelegt hat. 
Ich hingegen stand immer noch etwas abseits.   

Skeptisch sah Shane Dario an. 
,,Sie hat es immerhin bis hierhin geschafft.", warf Ray nun von der Seite ein, während er sich wohl daran machte ein Feuer mit dem Holz zu entzünden. 
Von dem Wolf der Runde kam nur ein kurzes Knurren. 
Ray sah nur kurz zu mir und verdrehte die Augen. 
,,Also soweit ich es jetzt mit meiner medizinischen Expertise beurteilen kann ist noch alles an Enya dran.", sagte er nur: ,,Oder hast du dich an einem Holzsplitter gestochen?"
Ich schüttelte verneinend den Kopf. 
Ray tüftelte weiter an seinem Feuer. 
Dario 'hustete' auffällig, wobei man es eigentlich gar nicht mehr vom richtigen lachen unterscheiden konnte. 
Ray bekam inzwischen das Feuer zu Gange, welches sofort eine gewisse Wärme ausstrahlte.  

Um nicht weiter abseits zu stehen suchte ich mir einen Platz um in der Nähe des Feuers zu sitzen. 
Und zwar möglichst so, dass ich nicht im Qualm saß, aber auch noch möglichst weit von dem Wolf weg war. 
,,Wie lange brauchen die anderen den etwa?", fragte ich Ray leise, der es sich ebenfalls bequem gemacht hatte. 
,,Kommt drauf an. Wenn noch andere Werwölfe unterwegs sind dauert es meist etwas länger, da unsere Beute sich dann immer weiter entfernt. Manchmal haben wir aber auch Glück. Aber für so eine große Gruppe wie wir brauchen schon einiges."
Ich nickte nur verstehend. 
Dario, der sich mittlerweile wieder eingekriegt hat, setzte sich auf meine andere Seite. 
,,Wir haben heute aber auch echt mit dem Wetter Glück, was?", versuchte dieser wohl wieder Smalltalk anzufangen. 
,,Ja, da hast du recht."
,,Das Wetter die Tage davor war ja echt eine Katastrophe. Fast eine ganze Woche nur regen. Ich hab kurz gedacht die Welt geht unter."
Ich stockte etwas bei seinen Worten. 
Wenn ich überlegte war es ja schon etwas ironisch, dass dieser furchtbare Regen ein Ende fand, nachdem meine Welt um mich herum völlig zusammengebrochen war. 

,,Alles okay?", fragte mich Shane. 
Etwas desorientiert sah ich ihn an.     
,,Äh... Ja, klar."
,,Sicher? Du wirktest gerade etwas abwesend."
,,Ja, ich hab nur über das Wetter der letzten Tage nachgedacht. Das war ja wirklich viel Regen. Auch wenn sowas ja häufiger vorkommt."
,,Das ist eigentlich so nicht ganz richtig.", mischte sich nun auch Ray ein, es wirkte aber durchaus so als wollte er gezielt das Thema ändern und warf auch den anderen einen Blick zu. 
Verwirrt sah ich zu ihm: ,,Ich glaub jetzt komme ich wirklich nicht ganz mit."
,,Naja, das mit dem vielen Regen. Das haben tatsächlich die Menschen noch aus der Zeit vor der Revolution zu verantworten."
,,Du willst mir ernsthaft erzählen, dass die Menschen das Wetter beeinflusst haben?"
,,Ja. Da gab es zum einen bewusste Experimente zu, wenn auch recht wenige und dann noch den Hauptgrund. Die Menschen haben so viele Schadstoffe in die Umwelt abgelassen, dass beinahe das ganze System kollabiert wäre. Also die Luft und Meeres Ströme, die einen klaren Einfluss auf das Wetter haben. Das Rabiate eingreifen der Werwölfe hat nach neusten Ergebnissen wohl das schlimmste Verhindert, auch wenn es recht Knapp war und wir einige Auswirkungen bis heute spüren."
,,Das kann man sich ja kaum vorstellen... Haben die Menschen es damals nicht sie kommen sehen? Ich mein ihr Werwölfe habt es ja auch."
,,Klar wussten sie es. Sie wollten wohl aber immer nur von anderen, dass diese zurück stecken, aber nicht von sich selber. So kann es eben nicht funktionieren."
Ich nickte verstehend.
,,Wie kann ich mir das Wetter damals vorstellen?", fragte ich weiter.
,,Stabiler und vorhersehbarer. Und bestimmtes Wetter hat häufig nicht so lange angehalten. Auch wenn es sicherlich auch damals Unwetter gab. Aber eben nicht so regelmäßig wie heute."
Von weitem hörte man das heulen eines Wolfes.
Erschrocken zuckte ich ein wenig zusammen.
,,Oh, da waren die andere wohl erfolgreich.", kommentierte Dario das ganze: ,,Sie machen sich jetzt wohl auf den Weg zurück."
,,Gut, dann können wir ja in etwa einer Stunde, vielleicht zwei essen.", meinte Ray.
Verwirrt sah ich zu ihm: ,,Warum so lange?"
,,Je nach dem was sie haben, braucht das Fleisch einige Zeit bis es durch ist. Uns kümmert das ja recht wenig, aber du solltest es nun wirklich nicht hakb roh essen. Das könnte dir dann durchaus auf den Magen schlagen."

Und während wir hier warteten fragte ich mich innerlich, ob einer von ihnen oder sogar alle wussten, was in dieser einen Nacht passiert war.
Shane wirkte irgendwie zu besorgt und Ray zu sehr daran interessiert das Thema zu wechseln. Dario sah gar nicht mal mehr in meine Richtung und wirkte als wüsste er, dass er ein ungutes Thema angeschnitten hat.
Und dann war da noch Darmim.
Dieser lag immer noch in seiner Wolfgestalt da und starrte mich mit seinen dunklen Augen durchdringend an.

Wolfsseele - Die gestohlene GefährtinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt