Kapitel 51

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Ich war kurz wie versteinert. 
Warum musste es auch ausgerechnet das sein?
Wieso konnte es nicht irgendwas anderes sein? 
,,Wir wissen beide, dass du das nicht willst", murmelte mir Darmin traurig entgegen.
,,Ich- Ich..."
,,Alles gut Enya. Ich respektiere deine Wünsche. Doch nimm es mir bitte nicht übel. Nochmal so lange ohne dich halte ich nicht aus..."
,,Was meinst du?", fragte ich ihn geschockt. 
Er legte eine Hand an meine Wange. 
,,Ich werde alles geben und entweder ich besiege die Angreifer oder eben nicht..."
,,Du meinst doch nicht etwa das..."
,,Ich halte es nicht noch einmal ohne dich aus."
Geschockt sah ich ihn an.
Das konnte doch nicht sein ernst sein?
Allein die Erinnerungen ans letzte mal als sie mich entführt haben sagte mir, dass sie auch diesmal nicht mit wenigen Wölfen kommen würden.
,,Nimm es mir bitte nicht übel, aber ich will zumindest noch das getan haben", flüsterte er mir entgegen.
,,W-Was?", brachte ich gerade noch über die Lippen, bis Darmins Lippen auf meinen Lagen.
Erschrocken sah ich ihn an.
,,Verzeih", flüsterte er mir entgegen, ging zwei Schritte zurück und verwandelte sich.
,,Darmin!", rief ich wesentlich lauter als nötig.
Doch hatte er sich schon dem Ausgang zugewandt.
Schneller als ich es mir selbst zugetraut hätte war ich an seiner Seite und zog an seinem Halsfell.
,,Bitte Darmin. Das alles geht doch nicht so", rief ich und klammerte sich in sein Fell, als er weiter anstalten machte zu gehen.
,,Ich- Ich... Darmin ich flehe dich an. Bitte lass mich nicht allein... So sehr ich es zu schätzen weiß, dass du sein Versprechen nicht brechen willst, aber das kann doch nicht das Ende sein. Bitte... wie soll ich noch so einen Verlust durchmachen? Ich bi bereit zu tun was auch immer getan werden muss, damit alles gut wird", flehte ich ihn an: ,,Bitte Darmin! So sehr ich auch Angst vor dem Biss hab, hab ich noch bei weitem mehr Angst was sie mit mir machen werden, wenn du nicht mehr da bist."
Er wandte sich mir zu.
Seine Wolfsaugen blickten mich an.
Ich konnte nicht wirklich sagen was er dachte, dch sah ich es schon mal als Gewinn, dass er mich ansah.
,,Darmin bitte", flehte ich ihm, in die Augen blickend, entgegen, während ich weiter annseinem Fell zog.
Von drausen ertönte nur das immer näher kommende heulen von Wölfen.
Tränen stiegen mir in die Augen.
,,Bitte", flehte ich ein letzes Mal.
Darmin gab einen leisen laut von sich, den man übber den näher kommenden Lärm von draußen gerade so noch hören konnte.
Seine riesige Wolfsgestalt wandte sich komplett mir zu und sein Kopf näherte sich meinem Hals.
Doch er zögerte.
,,Es ist alles gut Darmin. Bitte lass nicht zu, dass sie uns erneut trennen."
Um mich selbst etwas zu beruhigen schloss ich die Augen. Konzentrierte mich darauf, das ich ihn ja nun doch darum gebeten hatte und er mir sicherlich niemals mehr als nötig weh tun würde.
Ich fühlte seinen warmen Atem und sein Fell welches an meiner Haut strich.
Warum war es nicht einfach jetzt schon vorbei.
Jede Sekunde machte es fast noch schlimmer.
In dem Moment in dem der Schmerz einsetzt, welche durch seine Zähne, welche durch meine Haut stachen, verursacht wurden, war ich beinahe erleichtert.
Keine fünf Sekunden nach dem einsetzen der Schmerzen hörte ich Knochen knacken und fühlte wie sich zwei Arme um mich legten. Vorsichtig zog er mich an seine Brust.
Er sagte kein Wort, strich aber beruhigend über meinen Kopf.
Der Schmerz hielt an. Sicherlich nicht so intensiv wie zuvor, doch hart an der Grenze des Aushaltbaren.
,,Bitte tu dir nicht noch unnötigt weiter weh", flüsterte er in mein Ohr und strich über meine Lippe.
Erst durch diese Geste fiel mir auf, dass ich mir wohl währenddessen auf die Unterlippe gebissen hatte.
,,Was jetzt?", flüsterte ich leise.
,,Du bleibst hier."
,,Ja, aber das wissen die da draußen noch nicht. Was ist wenn einem der Jungs was passiert?"
,,Die werden sie nicht umbringen. Das Ziel sind du und ich."
,,Ich will trotzdem nicht, dass die anderen verletzt werden."
,,Du hast ja recht."
Darmin legte einen Arm um meinen Rücken, einen Arm unter meine Kniekehlen und hob mich hoch.
,,Darmin?"
,,Alles gut. Wir gehen nur nach draußen. Nimm es mir nicht übel, nach dem Biss werde ich dich noch weniger in Ruhe lassen."
,,Noch weniger? Geht das überhaupt?"
,,Du würdest dich wundern", murmelte er, wahrscheinlich eher zu sich selber als zu mir, während er aus der Höhle trat.
Fast zeitgleich fiel ein ziemlich zerfetzt wirkender Wolf durch die Büsche auf die freie Fläche.
Es brauchte ein paar Sekunden bis ich unter den Fellfetzen und Wunden Dario erkannte.
Er lag einen kurzen Moment auf dem Boden, bis er sich wieder rappelte.
Darmin nahm das ganze wesentlich entspannter als ich auf.
Er stand da einfach mit mir in seinen Armen, während ich gerne versucht hätte ihm zu helfen.
,,Dario? Wärst du einmal so nett den anderen die Neuigkeit mitzuteilen?"
Irritiert sah dieser kurz zu Darmin und zu mir, bis er wohl verstanden hatte was passiert war.
Der Wolf legte seinen Kopf in den Nacken und ließ ein lautes Heulen ertönen.
Und danach war plötzlich der ganze Wald still. 
 

Wolfsseele - Die gestohlene GefährtinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt